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Keine Pille gegen Mord

Keine Pille gegen Mord

Titel: Keine Pille gegen Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ein Zweig .«
    Automatisch fuhr sie sich über
den Rock, und dann wurde ihr Blick klar. Die Augen waren jetzt hart und auf der
Hut.
    »Wollen Sie immer noch etwas
von mir ?« fragte ich. »Oder sind Ihnen große dumme
Angler lieber, die sich nie wegen etwas streiten — ausgenommen die Größe ihres
Fangs ?«
    Sie stand nur da und starrte
mich an, ohne sich zu rühren, und ich sah zu, wie sich ihr Busen beim Atmen hob
und senkte. Sie atmete ziemlich heftig.
    »Warum wollen Sie mich nicht
liebhaben ?« fragte sie so unschuldig wie ein
Osterhäschen. »Andere Männer wollen doch auch .«
    »Warum wollen
Sie kein liebes braves Mädchen sein und mir erzählen, was Sie vom Tod Ihrer
Mutter wissen? Sie wissen doch, daß sie tot ist, nicht wahr ?« sagte ich so ernst, wie ich konnte, aber vielleicht war
ich ein bißchen zu streng mit ihr.
    Sie neigte den Kopf wie ein
erschrockener Vogel; ihre Augen wurden groß, und sie fragte: »Sind Sie mein
Vater ?«
    »Hör mal, mein Kind, ich habe
ja nicht mal Ihre Mutter gekannt. Und dem Alter nach könnte ich Ihr Bruder sein .«
    »Sie hassen mich, nicht wahr ?« Ihre Augen wurden zu Schlitzen, und ihre Schultern hoben
sich leicht, weil sie ihre Muskeln spannte. Jetzt war sie kein scheuer Vogel
mehr, jetzt sah sie eher wie ein ganz junges Mädchen aus, das gleich einen
schlimmen Koller kriegen wird.
    »Seien Sie nicht albern«,
widersprach ich. »Wer Sie kennt, muß Sie auch lieben !«
    »Sie hassen mich! Sie hassen
mich !« Sie zischte das durch die Zähne, und zwar so
überzeugend, daß ich mich zu fragen begann, ob sie vielleicht recht hatte. Sie wand sich ab und schwenkte ihre Hüften ins
Wohnzimmer.
    Ich öffnete die Tür und blickte
zur Garage hinüber. Von Roger war nichts zu sehen, und zu hören waren nur ein
paar zwitschernde Vögel oben auf dem Dach.
    Wenn ich den Vögeln nicht
gelauscht hätte, wäre ich vielleicht schneller gewesen. Eine Sekunde, nachdem
ich die Tür aufgehen gehört hatte, fing ich an, mich umzudrehen. Ich sah Stahl
blitzen und duckte mich, weil etwas auf mich zugeflogen kam. Ich spürte einen
stechenden Schmerz im Oberarm, und ein Küchenmesser mit dicken Griff prallte gegen die Wand und fiel zu Boden.
    Ich stieß einen
Schmerzensschrei aus und blickte zur offenen Tür. Dort war niemand, aber dann
hörte ich jemanden barfuß durchs Wohnzimmer gehen.
    Wutentbrannt sprang ich durch die
Vorhalle. Rhoda starrte mir entgegen, und ich mußte plötzlich bremsen, um sie
nicht umzurennen. Automatisch schlug ich mit der Linken zu, und sie taumelte
zurück, zusammengekrümmt und die Hände überm Bauch, bis ihre Beine gegen die
alte Couch prallten. Sie flog rückwärts darüber und prallte mit dem Kopf an die
Wand.
    Ich schaute von ihren
durcheinanderwirbelnden Gliedmaßen weg, um die klaffende Wunde in meinem Arm zu
inspizieren, aus der jetzt Blut sprudelte wie Wasser aus einer Gebirgsquelle.
Es durchnäßte mein Hemd und fiel in dicken Tropfen auf den Teppich. Als ich
aufschaute, verschwand Rhoda gerade durch die Tür in ihrem Zimmer, so schnell
sie ihre kleinen Füße trugen. Sie schien sehr hart im Nehmen.
    »Halt !« rief ich. »Rhoda! Komm her !« Wenn ich einen Revolver
besessen hätte, dann hätte ich hinzugefügt: »Oder ich schieße !« Und wahrscheinlich hätte ich sogar geschossen, so wie mir zumute war. Ich
verfolgte sie, preßte dabei meinen rechten Arm zusammen, um die Blutung
einzudämmen, und fragte mich, was der liebe Dr. Hufford im Augenblick wohl zu seiner Lieblingspatientin gesagt hätte.
    Rhoda war in ihrem Schlafzimmer
verschwunden, aber bis ich dorthin kam, hatte das Haus sie verschluckt.
    Ich folgte dem Strahl der
Taschenlampe, die ich auf einem Regal in der Küche gefunden hatte, durch die
Zimmer, die ich früher schon kennengelernt hatte — bis ich an eine hohe Tür mit
morscher Füllung und einem fleckigen Oberlicht kam.
    Ich stieß sie auf, und der
Lichtstrahl teilte die kompakte Finsternis vor mir, enthüllte aber nichts als
alte Möbel und schmutzige Tapete mit lauter kleinen Amors, die ihre Bögen
spannten, und blutenden Herzen, die von Liebespfeilen durchbohrt waren. Hohe,
verhangene Erkerfenster nahmen eine Wand ein, und links von mir hing eine
schwere Holztür an einer einzigen Angel. Hinter ihr fand ich einen Raum vor,
der einem hallenartigen Flur glich. Er war etwa sieben Meter lang und führte
nirgendshin. Ich leuchtete die Wände ab.
    Eine Mauer bestand aus
mattroten Ziegelsteinen. Meine Schuhe hallten auf nackten Dielen,

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