Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Keine Pizza für Commissario Luciani

Titel: Keine Pizza für Commissario Luciani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Paglieri
Vom Netzwerk:
Ding mal Erfolg haben, dann bleiben sie bei ihrem Rezept, die Schriftsteller machen es im Grunde auch nicht anders.
     Der Song endete, und als der nächste begann, hörte er genauer hin. Er war wirklich ähnlich, allzu ähnlich. Das hieß, genau
     genommen, war es sogar derselbe wie vorher. Er zog den iPod aus der Tasche und betrachtete, während er versuchte, das Tempo zu halten, das Display. Da waren zwei Pfeile, von denen einer |110| nach rechts und einer nach links zeigte, aber sie waren nicht, wie gewöhnlich, durch zwei gewellte Linien verbunden. Er musste
     irgendeine komische Taste gedrückt haben, und jetzt hing der iPod auf »Repeat« fest und wiederholte immer wieder manisch
» Please forgive me
«. Vier Mal hatte er den Song schon gehört, bevor er etwas gemerkt hatte.
    Er schrieb das der Tatsache zu, dass er sich ganz aufs Laufen konzentriert hatte. Während er versuchte, den Kilometer weiterhin
     in fünf Minuten zu laufen, drückte er auf gut Glück die verschiedensten Tasten, bis er ein Lied von Snow Patrol hörte, er
     lächelte und spulte weiter seine Kilometer ab, mit dem Vorsatz, jeden einzelnen davon zu genießen. Es war der Tag der langen
     Ausdauereinheit. Der Trainingsplan sah zwanzig Kilometer vor, leicht über Wettkampftempo, dem Tempo, das er bei seinem ersten
     Marathon halten wollte. Er war die Strecke mit dem Auto abgefahren, von der Villa seiner Mutter im Boschetto musste er runter
     nach Camogli und weiter Richtung Recco und Sori, von dort bis nach Bogliasco, das war der Wendepunkt. Danach ging es zurück,
     im Berg-und-Tal-Lauf. Zwar verlangte der Trainingsplan eine flache Strecke, aber er wollte für das Rennen so gut wie möglich
     präpariert sein, und da konnte das eine oder andere Zusatzhandicap nicht schaden.
    Er kam an die Wendemarke bei zehn Kilometern, erleichtert, dass schon die halbe Distanz hinter ihm lag. Der iPod sprang, völlig willkürlich, zwischen der CD von Snow Patrol und der von Jovanotti hin und her und schaltete ab und an einen
     lahmen, bleischweren Song von Carmen Consoli dazwischen. Er musste eine »Random«-Funktion aktiviert haben, traute sich aber
     keine der Tasten mehr anzufassen. Ich muss Giampieri bitten, mir das Ding mal zu erklären, dachte er, und sofort fiel ihm
     ein, dass sein Vize nicht mehr da war. Die Schuldgefühle nahmen ihm den Atem, während sein Puls auf über einhundertsechzig
     stieg. |111| Er versuchte durchzuhalten, auch wenn er merkte, dass sein Tempo nicht mehr das Anfangstempo war. Unter Aufbietung all seiner
     Willenskraft kämpfte er sich bis zur 15-Kilometer-Marke, und dann hatte er plötzlich das Gefühl, durch eine Unterwasserhöhle
     zu tauchen, ohne Sauerstoff. Geräusche und Farben drangen nur noch gedämpft in sein Bewusstsein, und die Beine schlurften
     einfach willenlos weiter. Ein paar Autos fuhren haarscharf an ihm vorbei, und aus der Ferne hörte er das Echo einer Hupe.
     Er rannte auf dem Mittelstreifen, der plötzlich wie wild zu tanzen anfing, bevor er sich überschlug und sich wie ein Kondensstreifen
     über den Himmel zog. Der Kollaps kam vor der Steigung zwischen Recco und Camogli. Wie durch ein Wunder entging er der Kollision
     mit einer gelben Ape, dann schlug er der Länge nach auf der Insel im Kreisverkehr hin.
     
    Ein Schwall kalten Wassers und zwei nicht gerade zärtliche Ohrfeigen brachten ihn wieder zu Bewusstsein. Wie er merkte, befand
     er sich in einem fahrenden Rettungswagen, unter einer Decke. Diesmal war er länger ohnmächtig gewesen. Ein Sanitäter maß seinen
     Blutdruck und meinte: »Besser, ja, deutlich besser. Wie geht es Ihnen?« Marco Luciani nickte, wollte aufstehen, aber der Mann
     drückte ihn sanft, aber bestimmt zurück auf die Liege. Der Kommissar leistete keinen Widerstand. Sein Kopf wog zwanzig Kilo,
     und er war nicht in der Verfassung, den Helden zu spielen.
    In der Notaufnahme war fast niemand, und der diensthabende Arzt, ein Bursche von höchstens dreißig Jahren, schaute ihn sich
     sofort an.
    »Erinnern Sie sich, was passiert ist?«
    »Ich war joggen, und ich muss wohl ein bisschen übertrieben haben.«
    »Hatten Sie Schmerzen in der Brust? Ein Gefühl, als erstickten Sie?«
    |112| Marco Luciani schüttelte den Kopf. »Nein, nur Herzrasen.«
    »Haben Sie Ihr Essen nicht vertragen? Was haben Sie heute gefrühstückt?«
    »Ich frühstücke nicht, nur einen Kaffee.«
    »Hmm … und gestern Abend? War das Abendessen üppig?«
    »Nein, absolut nicht. Sechzig Gramm Pasta mit etwas

Weitere Kostenlose Bücher