Keine Schokolade ist auch keine Loesung
die Sanitäter im Flur vor der Penthouse-Wohnung der Allingtons stehen.
Christopher Allington steht mit einem Klemmbrett und einem Stift in der Hand in der Eingangstür seiner Eltern. »Tut mir echt leid, dass ich Sie damit belästigen muss, aber wenn Sie nur kurz diese Verzichterklärung hier unterschreiben könnten, wäre das super.«
Die zwei Rettungsassistenten in ihren Uniformen, ihre schwere Ausrüstung unter die Arme geklemmt, wirken verärgert.
»Was für eine Verzichterklärung?«, möchte einer von ihnen wissen.
»Das ist nur eine Einwilligungserklärung, dass wir Ihre …« Christopher unterbricht sich, als er Cooper und mich im Flur entdeckt. »Oh, hey«, sagt er, während sein Gesichtsausdruck von herzlicher Gastfreundlichkeit zu absoluter Geringschätzung wechselt.
Dann, genauso rasch, ist die Herzlichkeit wieder zurück. Aber in Christophers Stimme schwingt eine unleugbare Kühle mit. Er starrt uns an. Wer kann es ihm verübeln, dass er nach dieser Mordsache empfindlich reagiert?
»Was führt Sie beide denn hierher?«, fragt er.
»Der Krankenwagen parkt vor meinem Gebäude«, erwidere ich genauso kühl.
»Vor Ihrem Gebäude?« Ich sehe, dass Christopher beabsichtigt, sein Lachen ungezwungen klingen zu lassen, aber es liegt eine schneidende Schärfe darin. »Ich glaube, dieses Gebäude gehört dem New York College, dem mein Vater als Präsident vorsteht. Also ist es nicht wirklich Ihr Gebäude, oder?«
Christopher trägt ein blaues Hemd, eine weiße Hose und ein weißes Sakko. Sein Hemd ist durchgeschwitzt. Ich will nicht bestreiten, dass es im Flur heiß ist, der, im Gegensatz zu dem restlichen Gebäude, mit einem eleganten Teppich ausgelegt und in einem dezenten Olivgrün gestrichen ist, aus Achtung vor den hoch angesehenen – und einzigen – Bewohnern. Schräg gegenüber vom Lift hängt ein goldgerahmter Spiegel, in dem ich mein Spiegelbild sehen kann. Auch ich schwitze, stark genug, dass sich feine Ringellocken aus meinem Pferdeschwanz gelöst haben und an meinem Hals kleben. Aber ich spüre kühle Luft, die aus der Wohnung hinter Christopher dringt. Drinnen läuft die Klimaanlage auf vollen Touren.
Cooper überspringt die Nettigkeiten. »Was haben Sie da auf Ihrem Jackett?«, fragt er. Er meint nicht die Schweißflecke. Christophers blütenweißes Leinensakko ist mit dunkelbraunen Punkten gesprenkelt. Ich weiß, ich sollte nicht so weit den Schnabel aufreißen mit diesem riesigen Farbklecks auf meinem Rücken. Aber soviel ich weiß, gehörte Christopher keinem der beiden Paintball-Teams unten an.
»Oh! Das?«, sagt er und versucht lächelnd, einen der Punkte wegzuschnipsen, als ob das möglich wäre. »Nun ja, das stammt von einer unglücklichen Situation, die sich am frühen Abend hier ereignet hat, aber ich kann Ihnen versichern, dass alles …«
Die Sanitäterin wendet sich an Cooper und mich. »Ich erkenne Blut sofort, wenn ich es sehe, und das hier sind eindeutig Blutspritzer«, stellt sie kategorisch fest. »Ist einer von Ihnen hier verantwortlich? Uns wurde eine bewusstlose Frau gemeldet. Dieser Gentleman hier …«, sie sagt das sehr ironisch, »… behauptet, die Frau habe inzwischen das Bewusstsein wiedererlangt, aber er verweigert uns den Zutritt, solange wir nicht irgendeine Verzichterklärung unterschreiben.«
»Nun«, sage ich, denn zwischen den Flecken auf Christophers Sakko und dem Hinweis der Sanitäterin auf eine bewusstlose Frau bin ich bereit, die volle Verantwortung zu übernehmen. Vergewaltigungsdrogen sind alles, woran ich gerade denken kann. Vergewaltigungsdrogen und Blut. »Ich bin die stellvertretende Leiterin dieses Wohnheims. Der Mann wohnt nicht einmal hier. Er hat keinerlei Befugnisse, um von jemandem eine Unterschrift zu verlangen. Darum sage ich, Sie können hineingehen.«
Eine männliche Stimme ruft plötzlich meinen Namen aus einem Raum in der Wohnung hinter Christopher, wo meine kleine Rede offensichtlich gehört wurde.
»Heather? Bist du das?«
Cooper schießt wie ein Blitz an den Sanitätern vorbei und schiebt Christopher unsanft aus dem Weg. »Jordan?«, stößt er ungläubig aus.
Ich kann es ihm nicht verdenken. Coopers kleiner Bruder ist einer der letzten Menschen, die ich in einem Wohnheim des New York College erwarten würde, selbst nicht in der komfortablen Suite des Präsidenten, und schon gar nicht in einer, die offenbar in Vergewaltigungsdrogen und Blut involviert ist. Cooper und Jordan standen sich nie besonders nahe, und das nicht
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