Keine Schokolade ist auch keine Loesung
nur, weil Cooper sich im Gegensatz zu seinem Bruder weigerte, bei Easy Street mitzusingen, als Grant Cartwright, ihr Vater und der Boss von Cartwright Records, die Idee dazu hatte. Coopers äußerst wohlhabender – und ebenso exzentrischer – Großvater Arthur Cartwright hat Cooper nämlich zudem sein rosafarbenes Stadthaus im West Village vermacht, des sen Wert inzwischen auf einen hohen siebenstelligen Betrag geschätzt wird. Die Art und Weise, wie Jordan mit mir Schluss gemacht hat, könnte ein dritter Grund für Coopers Abneigung gegen seinen Bruder sein, aber ich möchte keine Vermutungen anstellen.
Dennoch rennt Cooper Christopher förmlich über den Haufen in seinem Bemühen, seinem Bruder, den er an der Stimme erkannt zu haben glaubt, zu Hilfe zu kommen. Es ist rührend, wirklich, obwohl nicht alle das so sehen.
»Ich muss doch sehr bitten!«, ruft Christopher Cooper gereizt hinterher, während er an seinem Revers zupft. »Das ist ein Armani-Anzug. Außerdem ist das hier Privateigentum. Ich könnte die Polizei rufen.«
»Nur zu«, sage ich und führe die Sanitäter an ihm vorbei. »Dann werde ich der Polizei erklären, dass Sie Hausfriedensbruch begangen haben. Ihre Eltern sind nicht da, oder?«
»Sie sind in den Hamptons«, entgegnet Christopher mürrisch. »Aber mal ernsthaft, Leute, ihr platzt gerade in eine sehr wichtige Szene hinein. Ihr könnt die Frau doch hinterher durchchecken. Sie fühlt sich ohnehin schon besser.«
»Szene?«, wiederhole ich mit sinkendem Mut. Eine bewusstlose Frau, Blut und Kameras ? Hat Christopher etwa Jordan überredet, einen Porno zu drehen? Das Traurige daran ist, es würde mich nicht wundern.
Als ich in der eleganten Eingangsdiele des Penthouse um die Ecke biege, sehe ich allerdings, was genau Christopher mit Szene meinte, und auch, warum Cooper so abrupt stehen geblieben ist, dass ich in ihn hineinlaufe.
»Cooper?« Jordan Cartwright sitzt auf einer dick gepolsterten Couch und hält die Hand seiner frisch angetrauten – und außerordentlich hübschen – jungen Ehefrau, der erfolgreichsten Musikerin des Jahres, Tania Trace. Jordan wirkt noch verblüffter über unseren Anblick als wir über seinen, und das sagt viel. »Was um alles in der Welt machst du denn hier?«
»Was ich hier mache?« Cooper starrt seinen Bruder an, dann wandert sein Blick zu der Crew, die um die Couch versammelt ist, auf der sein Bruder im Licht zweier riesiger Scheinwerfer sitzt, die auf Stativen angebracht sind. »Ich denke, die Frage muss wohl eher lauten, was machst du hier? Und warum bist du voller Blut?«
»Bin ich das?« Jordan blickt an sich herunter, überrascht. Er ist ähnlich gekleidet wie Christopher, nur ist sein Anzug beige und sein Hemd pinkfarben. Wie Christopher schwitzt er stark. Und wie Christopher hat er lauter Blut spritzer auf seiner Kleidung. »O Shit, das habe ich gar nicht bemerkt. Warum habt ihr mir nichts gesagt?«
Jordan funkelt die Filmcrew an, alle gekleidet in Cargoshorts und T-Shirts mit diversen Band-Logos, komischerweise ist Easy Street nicht darunter. Die Klimaanlage läuft zwar auf Hochtouren, aber die Scheinwerfer verbreiten eine glühende Hitze im Raum, sodass die anderen auch alle schwitzen.
»Das Blut ist gut. Das macht es realer, Mann«, antwortet ein Typ mit einem Kopfhörer, der eine Mikrofonangel hält – einen dieser langen Ständer mit einem plüschigen Ding am Ende.
Der Kerl, der die Kamera hält, späht durch die Linse und sagt: »Das Blut ist kaum zu sehen, weil es hier viel zu dunkel ist. Kann vielleicht jemand die Scrims so einstellen, wie ich vorhin verlangt habe, oder rede ich hier mit mir selbst?«
Eine junge Frau, die ihre Haare zu lauter kleinen Zöpfen geflochten hat, eilt zu einem der Scheinwerfer hinüber und zieht einen Netzfilter ab. Gleich darauf verstärkt sich das weißglühende Licht auf Jordan und Tania ungefähr um das Hundertfache, und die Temperatur im Wohnzimmer der Allingtons scheint um weitere zehn Grad zu steigen.
»Perfekt«, sagt der Kameramann in zufriedenem Ton. »Jetzt kann ich das Blut sehen.«
Tania, die ein metallisch-goldfarbenes Minikleid trägt – und ich verwende den Wortteil »Mini« recht frei, da das Kleid kaum groß genug ist, um ihre Brustwarzen und ihre unteren Extremitäten zu bedecken –, hebt schlaff einen gebräunten Arm vor die Augen und dreht ihr fein geschnittenes Gesicht von dem grellen Licht weg.
»Ich kann das nicht«, murmelt sie schwach.
»Sicher kannst du das, Tania,
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