Keine Schokolade ist auch keine Loesung
brünett.«
»Sie redet nicht von den Miss-Wahlen«, erkläre ich.
Die Garderoben unter dem New York College Winer Auditorium für darstellende Künste sind auf dem neuesten Stand der Technik, aber absichtlich auf altmodisch getrimmt, wie die in den alten Filmen von früher, in denen der Star vor einem Spiegel sitzt, umrahmt von Dutzenden leuchtenden runden Glühbirnen. Für ihren Auftritt beim Finale dürfen die Camperinnen die Garderoben benutzen, aber sie sind für ihre Frisur und ihr Make-up selbst verantwortlich, genau wie für ihre Bühnenkleidung … Außer natürlich jene Mädchen wie Cassidy, deren Mütter schlau genug – oder reich genug – sind, um einen eigenen Styling-Profi für ihre Tochter zu engagieren. Das hat bereits für genügend Zündstoff zwischen den Camperinnen gesorgt, um Stephanie Stunden an Filmmaterial zu liefern.
Die Juroren beim Finale bekommen allerdings das Styling und ihre Garderobe kostenlos von Cartwright Records Television gestellt. Darum sitze ich hier in einem klassischen Abendkleid von Givenchy. Tanias persönliche Hair- and–Make-up-Spezialisten haben mich gründlich überarbeitet, nachdem man mich dazu genötigt hat, in der Prominenten-Jury für das Rock Off mitzumachen. Ich weiß immer noch nicht genau, wie das passieren konnte. Bis zur letzten Minute habe ich Tania erklärt, dass sie wirklich jemand anderen finden müsse.
»Du wirst es nicht bereuen«, sagt Tania, die auf dem Schminkstuhl neben mir sitzt. Sie trägt einen großen Polyesterumhang über ihrem schwarzen Abendkleid von Oscar de la Renta, das an der Seite geschlitzt und mit Pailletten besetzt ist. »Wir werden jede Menge Spaß haben! Es ist auch nicht so, als müssten wir uns Gedanken darüber machen, was wir sagen. Das steht alles auf dem Teleprompter. Also, keine Sorge, lies einfach deinen Text ab.«
Ich lächle nervös ihrem Spiegelbild zu. Es ist nicht die Veranstaltung, die mich beunruhigt. Ich bin gern auf der Bühne, selbst wenn ich auf einem Jury-Stuhl sitze und ein paar Sätze sage, die sich jemand anderes ausgedacht hat (solange der Text nicht allzu dämlich ist).
Wir haben den Tag mit Proben verbracht – wurden angewiesen, welchen Markierungen wir folgen mussten, wenn wir auf die Bühne hinausgingen und wie wir uns dort verhalten sollten. Als offizielle Gastgeberin und Moderatorin des Abends würde Tania als Erste vor das Publikum treten und anschließend Jordan und mich vorstellen, bevor wir alle unsere Jury-Plätze einnahmen. Ich versuchte, Tania darauf hinzuweisen, dass es zahlreiche bessere – oder zumindest aktuellere – Prominente gab, die man statt mir in die Jury hätte berufen können, aber Tania war immer noch verunsichert nach dem Zwischenfall zu Beginn der Woche und sagte, sie brauche »ausschließlich Familie« um sich.
Cooper wird natürlich die ganze Zeit im Saal sein, zusammen mit einem halben Dutzend NYPD-Polizisten und beinahe jedem Campus-Sicherheitsbeamten, den das College beschäftigt. Der Leiter der Wachmannschaft hat vor einer kleinen Weile in der Garderobe vorbeigeschaut, um »Miss Trace« zu versichern, dass ihre persönliche Sicherheit für ihn und jeden einzelnen seiner Wachleute oberste Priorität habe.
»Nichts«, sagte er, und seine blauen Augen mit den vielen Knitterfältchen wurden feucht, »bricht mir mehr das Herz als das, was dieser jungen Dame in der Wasser Hall passiert ist. Nichts . Ich möchte mein tiefes Bedauern ausdrücken und hoffe, Sie nehmen mir mein aufrichtiges Versprechen ab, dass dieser Mann heute Abend nicht in Ihre Nähe kommen wird.«
Tania reagierte sehr liebenswürdig, indem sie ihm versicherte, dass ihn keine Schuld an dem Vorfall treffe. Und ihn traf auch keine Schuld … jedenfalls nicht ihn persönlich. Aber das Präsidentenbüro erhielt viele Fragen dazu, wie ein mutmaßlicher Mörder während der letzten Wochen in so vielen Gebäuden auf dem Campus ein- und ausgehen konnte, ohne erkannt zu werden, ganz zu schweigen davon, dass er sich überhaupt mit einem gefälschten Ausweis für eine Unterkunft und einen Workshop registrieren konnte.
»Obwohl, bei diesem hohen Gästeaufkommen«, stellte Cooper fest, »muss das ja hin und wieder passieren. Habt ihr eine Vorstellung, wie hoch der Anteil der Hotelgäste ist, die unter falschem Namen einchecken?«
Was Bridget widerfahren war, war entsetzlich, aber wie ich vorausgesehen hatte, offerierte die Universität ihr ein Vollstipendium, was von Cartwright Records noch übertroffen wurde.
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