Keine Schokolade ist auch keine Loesung
Heather!«, sagte sie. »Aber sobald Sie mit dem Gedanken spielen, ein Kind zu bekommen, was in Ihrem Alter hoffentlich früher als später sein wird, werden wir wohl ein Gespräch führen müssen. Es ist erwiesen, dass es für Frauen wie Sie schwierig sein kann, schwanger zu werden.«
»Was meinen Sie damit?«, fragte ich misstrauisch. »Kräftige Frauen?«
»Nein«, sagte meine Ärztin und schüttelte den Kopf. »Tatsächlich kann es für dünne Frauen schwieriger sein, schwanger zu werden. Ihr BMI, Heather, liegt zwar über dem Normalgewicht, aber Ihr Blutdruck und Ihre Cho lesterinwerte sind absolut im Normbereich. Ich meinte Frauen wie Sie, die an Endometriose leiden.«
»Endo…-was?«, sagte ich.
»Darüber haben wir schon letztes Jahr gesprochen, Heather«, erinnerte sie mich mit einem Seufzen. »Darum habe ich Sie auf die Pille im Langzyklus umgestellt. Wir waren uns einig, dass Sie Ihre Periode besser überspringen. Das verringert nämlich die Neigung Ihres Körpers, Endometriosezysten zu bilden. Erinnern Sie sich an die Polypen an Ihrer Gebärmutter, die ich entfernt habe?«
Wie könnte ich das vergessen? Mein Zahnarzt gibt mir schon bei einer simplen Reinigung Lachgas. Meine Gynäkologin dagegen steckte mir ein Metallrohr in die Mumu, und ich bekam nicht einmal eine Ibuprofen.
»Sie haben gesagt, die Polypen wären normal gewesen«, wandte ich ein.
»Sie waren auch normal«, erwiderte sie. »Im Sinne von gutartig. Nicht normal war, dass es Endometriosepolypen waren. Ehrlich, noch besteht kein Grund, sich Sorgen zu machen, aber falls Sie die Pille absetzen und Schwierigkeiten haben, schwanger zu werden, werden wir wohl eine Bauchspiegelung machen müssen. Mehr will ich damit nicht sagen.«
Ich verließ die Praxis mit dem Gefühl, als wären Jack, Emily und Charlotte – die Namen, die ich mir vor einiger Zeit für meine zukünftigen Kinder mit Cooper ausgedacht habe – kleine Geister, die entschwebten, bevor ich überhaupt die Chance hatte, sie ihrem Vater vorzustellen.
Die Ärztin sagte, falls ich Schwierigkeiten hätte, schwanger zu werden. Das heißt nicht, dass ich Schwierigkeiten haben werde . Trotzdem beging ich den Fehler, im Internet nachzusehen, wie schlecht die Chancen standen.
Ich hätte nicht nachschlagen sollen.
Nun nehme ich an, dass ich es Cooper sagen muss. Nur wie? Und wann? Gibt es den richtigen Moment, um seinem Verlobten zu eröffnen, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass man keine Kinder bekommen kann, selbst nicht mit medizinischer Hilfe? Es macht definitiv mehr Spaß, sich in noblen Boutiquen herumzutreiben und Brautkleider anzuprobieren, die absolut schrecklich aussehen, als sich dieser Art von Realität zu stellen.
Vielleicht ist das der Grund dafür, dass ich eben pampig reagiert habe, als Sarah mir ihre neueste lahme Ausrede für ihre schlechte Laune präsentierte.
»Stopp, nein«, sage ich und streife mit den Fingern meine Haare zurück. »Ich bin diejenige, der es leidtut, Sarah. Du konntest nicht wissen, dass ich seit Monaten keinen Eisprung mehr hatte, dank der Umstellung auf die Pille, mit der man nur viermal im Jahr seine Tage bekommt. Aber zurück zu dieser Frau, die du im Hauptgebäude gesehen hast. S o schlimm kann sie nicht sein. Nicht schlimmer als Simon. Niemand ist schlimmer als Simon.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher«, sagt Sarah. »Warum würde Dr. Jessup uns seine Neuigkeiten sonst persönlich überbringen wollen? Wo steckst du überhaupt? Ich weiß, wir haben geschlossen, aber das war die längste Mittagspause in der Geschichte der …«
»Bin schon auf dem Weg«, sage ich. »Ich bin gerade auf der Fifth Avenue.« Ich erwähne nicht die Querstraße, weil ich noch so skandalös weit entfernt bin. »Ich bin gleich da.« Dann dämmert es mir. » Neuigkeiten ? Neben dem Umstand, dass er einen neuen Wohnheimdirektor eingestellt hat? Was für eine Art von Neuigkeiten?«
Es können keine guten sein. Wann hat Dr. Jessup je mals persönlich in einem der Wohnheime vorbeige schaut, um gute Neuigkeiten zu überbringen? Ich kann mich an kein einziges Mal erinnern. Als einer der Vizepräsidenten – es gibt am New York College nur einen Präsidenten, aber dafür ein paar Dutzend Vizepräsidenten, die die nichtakademischen Abteilungen der Universität leiten – ist Dr. Jessup normalerweise zu beschäftigt, um gute Neuigkeiten persönlich zu übermitteln. So etwas lässt er von seiner Assistentin per E-Mail erledigen. Schlechte Neuigkeiten dagegen
Weitere Kostenlose Bücher