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Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition)

Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregor Weber
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sich aber vermutlich mit der Zeit wieder füllen würden. Sie hatte ihren Mann Tom angerufen, aber nur die Mailbox erreicht. Wollte zuerst nichts darauf hinterlassen, sprach man so was auf eine Mailbox? »Wir sind gerade überfallen worden, ich hatte eine Pistole am Kopf, hab mir in die Hose gepinkelt und bin in Ohnmacht gefallen, aber jetzt ist alles prima, Hase.«
    Aber der riesige Polizist mit der hässlichen Pilotenbrille, der ihr zuerst Angst eingejagt hatte, war dann doch sehr nett gewesen und riet ihr dringend, etwas zu hinterlassen. Tom könnte von dem Überfall erfahren haben und würde sich dann unnötige Sorgen machen.
    Ob ihr Mann zwischen allem Schluchzen und »Lara« und »Ach, du« und »ich liebe euch so« überhaupt verstehen konnte, was sie ihm sagte, war allerdings zweifelhaft. Immerhin, der Anruf bei ihren Eltern gelang Isabell fast tränenfrei.
    Die Kriminalpolizei rät. Warum hängten die Polizisten sich diese blöden Plakate an die Wand? Warum nicht irgendwas Nettes? Delphine. Elefanten. Regenwald. Alpengipfel.
    Vielleicht wollten sie einfach nicht vergessen, was ihr Beruf war. Sie hatten dauernd mir so was zu tun, was Menschen wie Isabell Bender völlig aus der Bahn warf.
    Aber natürlich waren sie keine Opfer. Sie waren die Rächer. Die Sheriffs.
    Jetzt spürte sie die Wut. In der Bank war es ihr nur ums Überleben gegangen. Um jeden Preis. Sie hätten alle erschießen können, wenn nur sie, Isabell Bender, Mutter von Lara Bender und Ehefrau von Thomas Bender, wenn nur sie davonkäme.
    Sie schämte sich nicht dafür.
    Dafür war sie zu ehrlich. Wenn du lange in den Abgrund siehst …
    Aber dass ihre Erinnerung sie so täuschen sollte, das machte ihr zu schaffen.
    »Guten Tag, Frau Bender.«
    Die Kaffeetasse fiel zu Boden. Kaffee spritzte heraus, aber nicht viel, und der Teppich dämpfte den Aufprall des dicken Porzellans, so dass die Tasse heil blieb.
    »Verzeihung, ich wollte Sie nicht erschrecken. Ich dachte, Sie hätten mich schon gehört.«
    Diesen Polizisten kannte sie noch nicht.
    Er sah nett aus. Sanft. Hatte ein eher weiches Gesicht und runde Konturen. Trotzdem stabil. Kräftig.
    Trug einen eleganten Anzug. Eine ausgefallene Krawatte. Er roch gut. Ein schönes Aftershave. Das würde auch gut zu Tom passen. Sie würde den Polizisten fragen, wie es hieß.
    »Ich war abwesend. Entschuldigen Sie das mit dem Kaffee.«
    Der Polizist winkte ab.
    »Das ist ein Behördenteppich. Der schluckt alle Flecken einfach runter.«
    Er setzte sich ihr gegenüber.
    »Möchten Sie noch etwas trinken? Kaffee oder Wasser?«
    Isabell schüttelte den Kopf. Dann nickte sie.
    »Doch. Also ein Glas Wasser wäre toll.«
    Der Polizist lächelte. Stand auf und ging zur Tür. Steckte den Kopf in den Flur.
    »Habt ihr Wasser da? Mineralwasser?«
    Jemand antwortete, aber Isabell verstand nichts.
    »Und Gläser?«
    Wieder die Stimme.
    »Okay, danke.«
    Er schloss die Tür, setzte sich.
    »Einen Moment, Frau Bender.«
    Sie sah ihn an. Hätte beinahe geweint. Fasste sich aber.
    Er lächelte.
    Es klopfte an der Tür.
    »Ja.«
    Einer der Polizisten aus der Bank kam mit einer Flasche Wasser und zwei Gläsern herein, stellte alles auf den Schreibtisch.
    »Vielen Dank, Volker. Ich mach schon.«
    Der andere nickte und ging wieder.
    Der nette Polizist goss beide Gläser voll, schob Isabell eines zu und nahm sich das andere.
    »Ich darf mich kurz vorstellen, Frau Bender. Mein Name ist Grewe. Ich habe mit Ihrem Überfall eigentlich nichts zu tun, das bearbeiten nach wie vor die Kollegen vom Dauerdienst. Aber möglicherweise geht die Sache dann noch zu meiner Abteilung.«
    Isabell nickte.
    »Ich weiß, dass Sie den Kollegen ausführlich berichtet haben. Und mir ist klar, dass es für Sie sehr belastend ist, über all das zu reden. Dessen sind wir uns alle bewusst.«
    Isabell fühlte sich wohl mit diesem Mann. Er hatte eine weiche, angenehme Stimme. Aber sie merkte auch, dass ihr Bauch krampfte. Er würde sie alles noch mal fragen.
    »Sie sehen ja, ich führe kein Protokoll, niemand tut das. Ich nehme auch nichts auf. Im Grunde ist das hier keine Zeugenvernehmung, sondern einfach ein Gespräch.«
    Isabells Bauch entspannte sich tatsächlich ein wenig.
    »Sie haben eine sehr ungewöhnliche Beschreibung der Täter gegeben.«
    »Na ja. Sie ist ja wohl auch nicht zutreffend.«
    Isabell sah den Polizisten an, dann senkte sie ihren Blick. Er löste den Blick nicht von ihr, das spürte sie.
    »Das glaube ich aber schon. Ihre Aussage

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