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Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition)

Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregor Weber
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Handgelenk.
    Schwammige, schwache Hände. Gandalf zog Schwankwitz’ Kopf am Ohrläppchen hoch, der folgte wimmernd. Zog den Mann bis in den Sitz. Ließ das Ohr los.
    Schwankwitz rieb sich den knallroten Fleischlappen und fasste immer wieder nach der Nase.
    Gandalf holte aus und klatschte ihm drei schnelle Backpfeifen ins Gesicht. Blut spritzte links und rechts. Schwankwitz wurde knallrot, dann käseweiß.
    »Halt jetzt die Fresse, Mann!« Gandalf zischte. Und verpasste ihm noch eine.
    Schwankwitz hob beide Arme, wie er es vermutlich schon auf dem Schulhof öfter hatte tun müssen. Aber seitdem nicht mehr. Das machte die psychologische Wirkung von Ohrfeigen für Erwachsene aus. Es erweckte das demütigende Gefühl aus der Kindheit zum Leben. Ein Faustschlag war gut für Schock und Schmerz, aber wenn man die Psyche tiefgreifend erschüttern wollte, gab es kaum was Besseres als Ohrfeigen.
    Gandalf riss Schwankwitz’ Arme nach unten und gab ihm gleich noch zwei.
    Der Fette stellte das Wehren und Jammern ein, schnaufte nur noch mit geschlossenen Augen und versuchte, die Arme wieder hochzukriegen.
    Er war durch.
    Gandalf ging nah an sein Ohr. Flüsterte.
    »Wo sind sie? Was war hier los?«
    Schwankwitz hielt immer noch die Arme vor sein Gesicht, Gandalf ließ ihn gewähren.
    »Verdammt noch mal. Rede. Wo. Sind. Sie?«
    Er schlug ihm leicht gegen die Unterarme. Schwankwitz zuckte völlig übertrieben zusammen.
    Gandalf griff seine Arme, zog Schwankwitz auf die Füße, als wäre das dicke Schwein ein zehnjähriges Kind.
    »Du sagst mir jetzt zuerst, wo die beiden sind und was hier passiert ist. Verstanden?«
    Schwankwitz nickte hektisch.
    »Natürlich. Ist doch klar.«
    Er schnaufte. Schwitzte.
    »Ich bring Sie hin. Ich … ich konnte doch nichts machen. Die lassen sich doch von mir nichts sagen. Verstehen Sie? Und ich wusste doch auch nicht, was Sie für Vereinbarungen haben für … so eine Situation. Ich …«
    Schwankwitz atmete rasselnd. Zog ein riesiges Taschentuch aus der Hose und tupfte sich die Stirn ab.
    Gandalf grinste ihn an.
    »Natürlich bringst du mich dorthin. Aber vorher machst du noch einen Anruf.«
    Er zeigte auf das Telefon im Flur. Schwankwitz sah ihn panisch an.
    »Du wirst diese Nummer in Köln anrufen. Und du wirst dort genau das sagen, was wir gleich besprechen. Klar?«
    Schwankwitz wurde kurz hochrot, dann sackte er zusammen.
    Gandalf sah ihn einen Moment an. Atmete tief ein.
    Aber er hatte gerade überhaupt keine Lust auf Budo und Buddha und Fernost. Er schnappte sich einen Eimer, der unterm Waschbecken stand und füllte ihn mit kaltem Wasser.
    Heute war ihm mehr nach gutem altem Western.

17
    D as hoch gesicherte Gebäude in Köln lag im nachmittäglichen Sonnenschein wie eine Festung. In den Gängen herrschte Stille. Nur vereinzelt konnte man beim Vorbeigehen hinter Türen Stimmen hören. Wenn jemand telefonierte oder in größeren Räumen Schulungen stattfanden.
    Der junge Mann trug eine dünne Aktenmappe unterm Arm. Es war eine lange Nacht gewesen, er hatte sie hier verbracht. Knapp zwei Stunden Schlaf hatte er sich dann am frühen Morgen noch verordnet. War um sechs aufgestanden, eine Stunde Cardio und Kraft im Sportraum, lange Dusche, und dann hatte er ausgiebig in der Kantine gefrühstückt.
    Er war auf dem Weg zum Lift. Der ihn in die oberste Etage des Hauses bringen würde. Zum Alten.
    Er war ihm schon lange nah. War fasziniert. Und in den letzten Tagen war Erstaunliches geschehen. Der Alte hatte ihm den Blick auf dunkelste Geheimnisse gewährt. Doch der junge Mann war lange genug beim Dienst und hatte lange genug mit dem Alten gearbeitet, um zu wissen, dass diese selbst unter dem Druck, den das Auftauchen von Jäger verursachte, noch in der Lage war, kühl zu entscheiden, was er enthüllte. Es genau dosierte.
    Deswegen war er gestern hiergeblieben. Hatte sich ins Archiv gesetzt und gewühlt. Sein Netzwerk im Dienst war bemerkenswert für sein Alter, und so war es kein Problem gewesen, einfach alleine in den Räumen zu bleiben. Hölzenbein schuldete ihm etwas.
    Und es war äußerst hilfreich, dass er sich mit den alten Kamellen so gut auskannte. Der Kampf gegen die terroristische Linke und die bösen Kommunisten. Gladio. Stay Behind. Zweite und dritte Generation RAF . Rauf und runter konnte er das alles beten, und so hatte er die Akten genau richtig gelesen. Querverweise gefunden, die ihn tiefer und tiefer in die Höhlen der Erinnerung brachten. Geheimnisse, fest verschlossen, aber

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