Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition)
Jahren abgetaucht. Erschossen wurde er mit derselben Waffe, mit der auch Bernie getötet worden war, und in der Hütte fanden sie die Waffe, aus der auf Kim geschossen worden war. Sowie bei den beiden Banküberfällen. Von der Frau – dass es eine Frau war, daran zweifelte niemand mehr – fehlte bislang jede Spur. Sie hatten an Pramms Leiche weibliche DNS gefunden, aber kein Match in irgendeiner Datenbank dazu. Die Frau war bislang nicht aufgefallen.
Auf dem Tisch in der Hütte lag das Handy von Hans-Peter Schwankwitz, Mitglied der NPD, und dem waren die beiden Verfassungsschützer offensichtlich gefolgt. Schwankwitz selbst fanden Kollegen der Bereitschaftspolizei in derselben Nacht gefesselt bei Odhan Celik, nebst Celiks Frau und Celik selbst. Celik schwieg eisern. Schwankwitz hätte offensichtlich gerne geredet, weil er völlig mit den Nerven runter war, aber sein Anwalt hatte ihm einen Maulkorb verpasst. Janas Kollege Jörg Peltschik sagte ebenfalls nur das Allernötigste und verwies immer wieder auf seine Dienststelle.
Nur Jana redete.
Das überraschte sie alle. Sie war eigentlich sehr tough und würde angesichts der Dunkelheit am Tatort und Mertens völlig unprofessionellen Vorgehens mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Notwehr davonkommen. Aber ihre Dienststelle war sehr zugeknöpft gewesen, und das hatte Jana offensichtlich sauer gemacht. Sie und ihr Kollege, den sie in Vernehmungen öfter »verdammter Neandertaler« nannte, waren an einer Operation beteiligt, die den Polizeibeamten immer wieder Schwindel verursachte, so absurd kam sie ihnen vor.
Der Verfassungsschutz hatte mit Schwankwitz als V-Mann ein rechtes Terrorkommando observiert, das einen verheerenden Anschlag auf das jüdische Gemeindezentrum in München plante. Jana bestätigte den Namen Udo Pramm und gab ihnen den Namen der flüchtigen Frau: Sandy Löbkow. Über Celik sollten Waffen besorgt werden. Der Verfassungsschutz hatte sogar die Einkaufsliste. Fünf MP 7, eine Granatpistole, Handgranaten. Jede Menge Munition. Es sollte ein regelrechtes Massaker werden.
»Und wann gedachte Ihre Dienststelle, uns zu informieren, damit die bayerischen Kollegen diese Irren festnehmen können? Wenn das Kommando in München auf den Jakobsplatz läuft?« Grewe wurde laut, und Jana schaute ihn fast mitleidig an.
Es war wie ein schlechter Film.
Kim und Bernie tot, weil ein deutscher Geheimdienst durchgeknallten Neonazis freie Bahn ließ. Und letzten Endes war auch Merten deswegen gestorben.
»Drei tote Polizisten, ein toter Nazi, eine flüchtige Mörderin«, zählte Kindler auf. Sie saßen in seinem Büro. Grewe, Therese und Kertsch. Kertsch sollte heute offiziell verabschiedet werden.
»Und wir müssen den Kölnern immer noch alles aus der Nase ziehen. Wenigstens redet diese Jana Schobesberg.«
Es klopfte. Kindlers Sekretärin.
»Herr Drossel.«
»Soll reinkommen.«
Gerd sah gut aus. Sehr gut. Endlich wieder. Niklas hatte sich aus Afghanistan gemeldet. Es ginge ihm gut. So weit. Er passe auf. Sie sollten sich nicht sorgen. Und dass seine Kompanie jetzt nur noch kurze Patrouillen fahre, er sich viel öfter melden könne.
Gerd hatte einen Packen Unterlagen in der Hand und hektische Flecken im Gesicht.
»Nehmen Sie doch Platz, Herr Drossel. Kaffee?«
Drossel schüttelte den Kopf.
»Danke, ich bleibe lieber stehen. Ich habe … Ich fange einfach mal an, okay?«
»Wir könnten gespannter nicht sein, Herr Drossel.« Kindler beugte sich nach vorn und demonstrierte größte Aufmerksamkeit.
Gerd Drossel legte die Unterlagen auf den Tisch.
»Ich lasse jetzt mal Flipchart und ähnliche Scherze weg. Es lässt sich alles aus Fotos und Unterlagen belegen, ich will Sie alle einfach nur unterrichten.«
Drossel legte die Handflächen zusammen, hielt für einen Moment die Luft an, dann begann er.
»Wir haben am Tatort Celik diese seltsame RAF -Botschaft gefunden und den Hinweis auf einen Abteilungsleiter Extremismus beim Verfassungsschutz. Arwed Schuster leitet genau die Abteilung, die Jana Schobesberg und ihren Kollegen Jörg Peltschik führt. Überhaupt die ganze irre Operation hier. Wir oder Kollegen aus NRW werden ihn früher oder später sicher befragen, die zögern das in Köln jetzt noch mit Formalien raus, aber es ist unausweichlich.«
Drossels Stimme wurde flach, er räusperte sich. Grewe goss ihm einen Schluck Wasser ein und reichte Gerd das Glas. Er trank, räusperte sich wieder.
»Danke. Gut. Dass dieser Tatort mit der Kreidezeichnung und allem eine
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