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Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition)

Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Keine Vergebung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregor Weber
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tot.«
    O ja. Der hatte Eier. Umso besser. Gandalf mochte echte Gegner. Sie machten alles so viel interessanter.
    Sie standen um die Motorhaube von Grewes Einsatzfahrzeug. Darauf ausgebreitet die Karte.
    »Da ist ein Gebäude. Mittlerweile wissen wir, dass es die Jagdhütte des Revierpächters hier ist. Und das ist niemand anderes als Hans-Peter Schwankwitz, der dicke Rechtsaußen, der mal beinahe Stadtrat geworden wäre.«
    Kopfschütteln war die mindeste Reaktion auf diese Info.
    »Genau, Leute. Wir haben hier also Verfassungsschützer, einen rechten Politiker mit Kontakten in die militante Szene, zwei tote Kollegen und einen Banküberfall. Das ist eine so dermaßen stinkende Mischung, dass ich am liebsten da reinmarschieren und nach guter Sheriffmanier fünfmal in die Decke schießen würde.«
    »Dann nix wie los, Sheriff.« Noss schlug seine Jacke zurück und legte schon die Hand um seine Pistole. Grewe wiegte den Kopf.
    »In spätestens zehn Minuten dürfte das MEK hier sein. Und wir haben keine Ahnung, was uns dort erwartet. Ich halte es für vernünftiger, wenn wir warten.«
    Die Blicke schossen hin und her. Fühlbare, greifbare Erregung. Endlich hatten sie etwas. Und es war groß und böse, und es roch mies.
    Sie hatten Kim und Bernie verloren, und jetzt war Zeit für die Rechnung. Und es hing nur an Grewe, ob sie die Bösen kassieren würden oder die Kollegen. Grewe atmete tief ein, blies die Luft hörbar aus und ließ den Kopf kurz ergeben auf die Brust sinken.
    »Okay. Passt auf. Wir nähern uns vorsichtig an und checken die Lage. Dann können wir dem MEK zumindest vernünftige Infos geben.«
    Noss machte die Säge. Die anderen lachten leise und ein bisschen nervös. Grewe beugte sich über die Karte, suchte etwas, dann zeigte er auf eine schmale Linie.
    »Dieser Weg verläuft nordwestlich der Jagdhütte, und man kann sich ihr hier von hinten nähern. Wir teilen uns auf in zwei Gruppen. Folgendes …«
    »Aydan, tu, was er sagt.« Celik sah Gandalf unverwandt in die Augen, während der ihm die Pistole gegen die Stirn drückte.
    Seine Frau stand im ersten Stock, am Geländer einer Galerie und schaute in das riesige Wohnzimmer runter. Auf die Entfernung ließ sich keine Regung in ihrem Gesicht erkennen. Sie war sehr schön. Sehr elegant. Aber sie wirkte auch sehr stark.
    Gandalfs Hirn ratterte. Was konnte er noch erreichen? Was wollte er erreichen? Mit Celik konnte man verhandeln. Er war vernünftig und kalt. Aber wenn er seine Frau und die Kinder bedrohen würde, war nicht absehbar, wie er reagieren würde. Entweder war es das ultimative Druckmittel, oder es brachte den Mann dazu, sich über jede Vernunft hinwegzusetzen. Und dann war er mit Sicherheit gefährlich. Selbst nach Gandalfs Maßstäben.
    Aydan Celik hob widerwillig die Hände.
    »Kommen Sie runter, Frau Celik. Schwankwitz, du passt auf die Dame auf.«
    Schwankwitz gab einen Ton irgendwo zwischen Quieken und Ächzen von sich.
    »Wo sind die Kinder?«
    Celiks Blick wurde verächtlich.
    »Du vergreifst dich an Kindern?«
    Gandalf sah Celik ausdruckslos an.
    »Wenn es sein muss.«
    Celiks Augen wurden noch ein bisschen dunkler. Gandalf löste seinen Blick nicht.
    »Muss es sein, Celik?«
    Celiks Brust hob und senkte sich wie die Flanken eines Rennpferdes.
    »Sie sind nicht hier. Sie sind auf dem Weg zu den Großeltern.«
    »Und wo wäre das?«
    Celik lächelte. Aber nur mit dem Mund.
    »Sie dürften jetzt schon vierhundert Kilometer entfernt sein. Auf der Autobahn.«
    Gandalf nickte.
    »Ist mir nicht unlieb. Wie gesagt. Nur, wenn es sein muss.«
    Aydan Celik war jetzt unten angekommen und stand am Fuß der Treppe, die Hände auf Höhe ihrer Schultern gehoben.
    »Setzen Sie sich dort aufs Sofa. Schwankwitz, du hockst dich daneben und passt auf sie auf.«
    Nichts rührte sich. Schwankwitz war nur noch eine schwitzende Masse, und Aydan Celik sah Gandalf voller Verachtung an.
    Celik selbst nahm seinen Blick nicht von Gandalfs Augen.
    »Aydan.«
    Nur ihren Namen sagte er. In seiner Stimme lag alles. Bitte. Befehl. Beruhigung. Und Liebe. Unendliche Liebe.
    Gandalf dachte an Brigitte. Es war ihm, als könnte er das Foto in seiner Jackentasche rascheln hören. Er und Brigitte im Sonnenschein. Auf der Terrasse der Villa in Köln. Fotografiert von Brigittes Mann. Vom Alten. Gandalf war damals völlig im Arsch gewesen. Gut zehn Jahre hatte er unter linken Terroristen gelebt. War einer von ihnen geworden und hatte es gerade so geschafft, nicht völlig zu

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