Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)
musste Tina unbedingt ein Treffen arrangieren. Denn was bei ihr funktionierte, konnte bei Jane nicht vollständig danebengehen. Niemand besaß so viel Selbstbewusstsein, dass er sich neben dieser Frau nicht wie eine gemeine Küchenschabe fühlte. Selbst wenn man so aussah wie Jane.
Vergnügt sonnte Tina sich in ihren boshaften Gedanken. Außerdem beglückwünschte sie sich für ihre neu gewonnene Emanzipation. Es existierten tatsächlich Dinge, die sie für den grünäugigen Dämon nicht tun würde. Von ihrer neuen Entschlossenheit und Durchsetzungsfähigkeit beflügelt, wurde sie plötzlich mutig. „Hey, Tom?“
Der vernichtete gerade seinen zwanzigsten Hamburger, oder so und sah kauend auf. „Hmmm?“
„Warum ist das bei den Literaturstudentinnen eigentlich klar? Also das mit der Belehrung?“ Tina grinste und gab sich alle Mühe, den verdächtig blitzenden Blick des Dämons zu ignorieren.
Tom kaute schneller und schluckte hastig. „Lass es!“, knurrte Daniel im Hintergrund.
Dessen Schwager dachte nicht daran. Nach einem Schluck von seinem Bier nickte er wissend. „Das ist ganz einfach, mich wundert, dass du nicht selbst darauf gekommen bist. Die BWLerinnen sind dämlich ...“
„Tom!“ Das stammte zur Abwechslung von Jonathan und der Gemaßregelte neigte leicht den Kopf. „... in diesem Entwicklungsstadium, wollte ich ausdrücken, Nat. Ausschließlich in
diesem
Entwicklungsstadium. Was keineswegs bedeutet, dass keine Verbesserung der Gesamtlage möglich ist.“ Er räusperte sich.
Eilig sah sie zu Daniel, aber dessen Blick lag immer noch starr und drohend auf dem Freund seiner Schwester.
„... leider größtenteils auch hässlich, deshalb laufen die meisten außer Konkurrenz.“
„Thomas, bitte!“, mahnte Dr. Grant und Tina nutzte die Gelegenheit, den Dämon mit einem bedeutungsvollen Blick zu bedenken, den der glatt übersah.
„... tut mir ja leid, aber das sind die nackten Tatsachen.“ Tom schien keine große Angst vor ‚Nat’ zu haben. Zu Recht, wie sich kurz darauf zeigte, denn ein schmales Lächeln legte sich um dessen Mund.
Am Montag würde sie die vorhandenen BWL-Studentinnen einmal genauer in Augenschein nehmen. Dass es die Fraktion der Hässlichen sein sollte, war Tina bisher entgangen.
„Also, Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel, deshalb wird der Vortrag dort vorsorglich gehalten, soweit klar? Sehr gut“, meinte er, nachdem Tina genickt hatte. „Wenn du unter Garantie ans Ziel gelangen willst, wie auch immer das aussehen möge, was suchst du dir dann?“
Vage hob sie die Schultern, Daniels Blick wurde noch etwas starrer.
„Die
Literaturstudentinnen,
natürlich!“, strahlte Tom. „Mann! Die lesen Austin, Bronté und Shakespeare! Den lieben langen Tag der Romantikkram, die sind geiler ...“ Rasch sah er zu seinem Schwiegervater, dessen Stirn plötzlich in tiefen Furchen lag. „... also, die sind äußerst empfänglich für romantische Avancen jeglicher Art. Weshalb du bei denen die größten Chancen mit dem geringsten Aufwand hast.“ Mit erhobenen Augenbrauen betrachtete er Tina. „Ist doch logisch, oder?“
Abermals signalisierte die ihr Begreifen durch ein ernstes Nicken.
Belehrend hob der Riese einen Finger. „Nun hat die sinkende Geburtenrate zu einem dramatischen Rückgang an Literaturstudentinnen geführt. Du musst so kalkulieren: Pro Herbst kommen ungefähr zweihundert potenzielle Anwärterinnen. Davon kannst du einhundert wegen visueller Inkompatibilität abhaken. Die übrigen Hundert unterteilen sich in drei Kategorien: die Dummen, aber hübschen – leicht zu knacken ...“
„Thomas, das ist wirklich geschmacklos!“ Indes lag die Stirn des Doktors in eintausend Falten, aber Edith bedachte ihn mit einem nachsichtigen Grinsen. „Er sagt nur die Wahrheit, Darling.“
Und wieder zuckten die Lippen ihres Ehemannes verdächtig, dann traf Tina ein entschuldigender Blick. „Bitte triff dein Urteil über meine Familie nicht nur anhand Thomas’ unorthodoxen Vortrages.“
Trocken lachte Daniel auf und lehrte seine Bierflasche, ohne den Blick vom holden Grün zu nehmen.
Sein Schwager zeigte keineswegs Einsicht. „Also, darf ich fortfahren? Ja? Gut. Die zweite Gruppe sind die Hübschen und
nicht ganz
Dummen. Bei denen muss man gewisse intellektuelle Prozesse aktivieren, um landen zu können. Langfristig gesehen fallen sie alle, wie süße Dominosteinchen. Steter Tropfen höhlt den Stein, du verstehst?“ Während Tom verschwörerisch zwinkerte, barg
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