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Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)

Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)

Titel: Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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und Francis’ Mom handelte, wenngleich die Ähnlichkeit durchaus dafür sprach.
    Francis hielt sich abseits von allem Geplänkel. Nach einiger Zeit kam Tina allerdings dahinter, dass sie durchaus Humor besaß. Nur eben einen ganz anderen als Tom, beißender, diffiziler. Erschienen ihr die Witze zu platt, erntete man ein geringschätziges Lächeln, kamen sie gut bei ihr an, konnte auch Francis lachen. Nach dem zehnten Versuch gelang es Tina sogar erfolgreich, sie anzusehen, ohne vor Neid grün zu werden.
    Apropos:
    Francis’ Anwesenheit – vor allem deren Aussehen – zog ungeahnte Konsequenzen nach sich. Trotz Filzaktion zu Hause entsprach es keineswegs Tinas ursprünglichen Plänen, hier nichts zu sich zu nehmen. Schließlich sah es damit in ihrem Appartement mies aus. Außerdem gab es diese wunderbar fettigen Hamburger mit allen Schikanen und ein paar Salate, die sich mit denen ihrer Mom messen konnten. Die Grants ließen sich nicht lumpen, von allem wurde so viel aufgetafelt, als rechne man mit mindestens zehn weiteren Gästen. Besonders Tom und Edith wurden nicht müde, Tina zum Essen zu ermuntern.
    Doch die blieb eisern und lehnte alles ab.
    Es mutete undenkbar an, nicht auf Francis’ Wespentaille zu reagieren. Einige Male war Tina dämlich genug, an sich hinab zu sehen. Und ihre Erkenntnis, am Morgen in einer eher geistig umnachteten Sekunde gefasst, wurde plötzlich zu grausamer Gewissheit. Das durfte nicht länger ungebremst so weitergehen, denn sonst würde sie sich bald rollend fortbewegen.
    Und so amüsierte sie sich bei Wein, aß etwas Gemüse, versuchte, ihren knurrenden Magen zu ignorieren und sich nicht total dämlich aufzuführen.
    Letzteres fiel erstaunlich leicht.
    Nach zwei Stunden meinte sie, dazuzugehören. Ihre Verlegenheit gehörte der Vergangenheit an und es gelang ihr sogar, ein nettes Gespräch mit dem Doktor zu führen. Selbst ein paar belanglose Worte mit Francis wechselte sie. Smalltalk, sicher, aber die sprach ohnehin nicht viel. Mit Edith unterhielt Tina sich, als würden sie sich bereits seit fünfzig Jahren kennen und Tom konnte man ohnehin nicht widerstehen. Auch wenn der einen Hamburger nach dem anderen verdrückte und sie sich deshalb aus Selbstschutz eher von ihm fernhielt.
    Der Alkohol tat sein Übriges. Je öfter Tina an ihrem Glas nippte, desto gelöster wurde sie.
    Gegen Nachmittag war aus dem sittsamen Barbecue eine feuchtfröhliche Party geworden.
    Ziemlich aufgekratzt, fühlte Tina sich rundum wohl. Zum ersten Mal, seitdem sie das Haus ihrer Eltern verließ.
    Es gab nur einen einzigen –
winzigen
– Haken.
    Ein Meter neunzig groß, sexy wie die Hölle und total mies aufgelegt:
    Daniel.
    Der verzog keine Miene, egal, wie lustig es wurde. Tina konnte sich darauf keinen Reim machen. Abgesehen von der einen, offensichtlichen Erklärung:
    Er wäre lieber mit Jane hier gewesen. Das konnte sie sogar verstehen, obwohl es ihr einen ekelhaften Stich versetzte. Trotzdem, je länger sie Dr. Grant beobachtete, desto weniger verstand sie, weshalb der so streng mit seinem Sohn umging. Er schien nicht nur nett, er
war
es.
    Man sollte einem Dreiundzwanzigjährigen nicht mehr vorschreiben, mit wem der sich abgeben durfte und mit wem nicht. Jedenfalls entsprach dies Tinas Meinung. Tat man es dennoch, provozierte man damit nur eines:
    Totale Blockade.
    Mehrmals wollte sie bei Jonathan das Gespräch auf dieses besondere Thema bringen, die richtige Gelegenheit ergab sich jedoch nie. So etwas konnte man kaum zwischen Hamburger, Bier und Wein besprechen. Übrigens schien niemanden zu stören, dass sie mit ihren neunzehn Jahren laut amerikanischer Gesetzgebung noch keinen Alkohol zu sich nehmen durfte.
    Als Tina sich gegen vier Uhr endgültig von ihrem Vermittlergedanken verabschiedete, geschah dies in einem Anflug von Trotz. Was ging sie eigentlich diese Jane an?
    Sprach sie mit Daniels Dad, bestand die Gefahr, dass ihre Bemühungen von Erfolg gekrönt waren und das dämliche Weib doch hierher kommen durfte. Und wo blieb dann die liebe Tina?
    Weit, weit in der afrikanischen Wüste oder der australischen. Soweit ging Tinas Mitleid mit dem Dämon nun auch nicht.
    Vermutlich renkte es sich früh genug wieder ein und Tina verschwand von der Bildfläche. Außerdem lebten sie nicht im Mittelalter und selbst Mr. Grant konnte nichts ausrichten, wenn Daniel sich für diese dämliche Jane mit den riesigen Guckern und der Wahnsinnsfigur entschied.
    Obwohl, kannte die eigentlich Francis? Wenn nicht,

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