Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)
Untertreibung.
In der Zwischenzeit resümierte Tina, im total falschen
Leben
gestrandet zu sein. Es fand zu Beginn des vorigen Jahrhunderts statt, beinhaltete einen Dr. Jekyll und einen Mr. Hyde, wobei Letzterer zu Prof Higgins mutierte.
Daniel schoss fünf Meilen über das Ziel hinaus, sie konnte nicht einmal sicher sein, nicht gerade der Vorbereitung für die nächste, formvollendete Tina-Verarsche aufzulaufen. Obwohl der finanzielle Aufwand dann echt übertrieben gewesen wäre. Ja, sie
hätte
das umgehend beenden müssen, tat es aber nicht. Denn an dieser Stelle kam wieder mal der berühmte
Was-Wäre-Wenn-Poker
zum Einsatz. Daniel beschäftigte sich mit
ihr
, verbrachte den Tag mit
ihr
, sprach mit
ihr
, lachte mit
ihr
. Dass er Tina dabei nicht so ansah, wie sie sich so unvorstellbar ersehnt, konnte die verschmerzen. Sie hatten Zeit. Und sorgte dieser irre Professor nicht gerade selbst dafür, sie eben doch mögen zu können? Es hätte von ausgesuchter Dämlichkeit gezeugt, das aufzuhalten.
Und was traf auf Tina garantiert nicht zu?
Dämlichkeit!
Allerdings fühlte sie sich zunehmend schuldig. Ihre Eltern hätten die Schwänzerei garantiert nicht befürwortet. Tina wusste, was die sich den Spaß kosten ließen, ihre Tochter auf diese Uni zu schicken.
Doch kaum stellten sich die ersten zaghaften Gewissensbisse ein, wurden sie entschieden beiseite gedrängt. Ihre Mom würde es verstehen, und hey!, gehörte nicht auch das gelegentliche Blaumachen zu einem richtigen Studium?
Als Nächstes strandeten sie in einem Supermarkt, wo der selbst ernannte Prof Higgins allerlei gesunden Kram und Cola –
Zero
erstand. Keine Proteste erfolgten ihrerseits, als er an der Kasse seine Karte zückte. Der Dämon ließ ohnehin nicht mit sich verhandeln und sie hätte diesen Einkauf keineswegs bezahlen können.
Nach dem gefahrvollen Aufstieg in die dritte Etage machte er sich ans Auspacken, Tina setzte sich auf die Couch und tat ... nun ja, nichts.
Einige Zeit später erschien der dämonisch Grinsende im Türrahmen. „Lust, heute Abend noch etwas zu unternehmen?“
Vage hob sie die Schultern. Es wäre wohl nicht sonderlich hilfreich gewesen, ihm die Wahrheit zu sagen, aber passte sie nicht auf, würde Tina genau in dieser Position einschlafen. Und wenn man ihrer Mom glauben wollte, bekam sie dann niemand mehr wach.
„Wenn du keine Lust hast, dann sag es!“
„Nein!“, erwiderte sie rasch. „Alles bestens!“
Seine Zweifel räumte sie nicht aus, doch kurz darauf erschien das nächste Grinsen auf dem attraktiven Gesicht. „Okay, so kannst du bleiben, denke ich.“ Mit kritischem Blick beäugte er sie. „Gegen den Gips und die Ekelbrille können wir erst einmal nichts unternehmen. Du kannst sie nicht zufällig mal weglassen?“
„Kann ich schon, aber dann lande ich heute Abend unweigerlich in der Notaufnahme.“
„Hmmm ...“ Offensichtlich zog er ernsthaft in Erwägung, das Risiko einzugehen, ergab sich jedoch am Ende in sein Schicksal. „Vorher essen wir aber noch!“
„Schon wieder?“ Standen derzeit nicht alle Zeichen auf Diät?
„Oberste Regel, bevor man zu einer Party geht:
Iss!
Sonst spielt dein Magen nicht mit, kapiert?“
Prompt saß Tina aufrecht.
„Party?“
* * *
Die
vermeintliche Party entpuppte sich als Besuch in einem gemütlichen Café/Pub.
Exakt ließ sich der Laden nicht einordnen, in dem die beiden ungefähr anderthalb Stunden später strandeten. Nur wenige jener runden Bistrotische existierten, die man üblicherweise in einem Café fand. Stattdessen waren unzählige Zweisitzsofas im großen Raum verteilt. Der obligatorische Tresen fehlte nicht, hinter welchem man alle erdenklichen Sorten Alkoholika fand. Gleichzeitig entdeckte Tina jedoch jene Tassen, die man mit einem Starbucks verband. Im Hintergrund lief Rockmusik, obwohl sie keine Musikbox ausmachen konnte.
Nahm man die zahlreich vertretenen Gäste in die Kalkulation mit auf, handelte es sich hierbei wohl um so etwas wie ein Univereinslokal. Tina gab mit Abstand die Jüngste. Ansonsten schienen hier nur Drittsemester und ältere Jahrgänge zu verkehren.
Und alle – besonders jedoch die Weibchen – kannten Daniel.
Die Begrüßung fiel lautstark und zahlreich aus, was mit einem schmalen Lächeln honoriert wurde. „Tina nimmt einen Wein“, erklärte er dem Wirt. Natürlich ohne diese vorher zu fragen. Selbst hielt er sich an Bier. Als sein Blick zufällig auf sie fiel, grinste er. „Entspann dich!“
Wenngleich sie sich nach
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