Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)
sichtlich zusammen.
„Okay!“ Daniel zündete sich eine neue Zigarette an, nahm einen tiefen Zug und betrachtete sie durch den blauen Nebel. „Ich dachte, wir hätten das bereits geklärt, aber vielleicht habe ich auch zu viel von dir verlangt. Obwohl ich eigentlich nicht der Ansicht bin, dir irgendetwas in dieser Richtung signalisiert zu haben.“ Schon raufte er sich wieder das Haar. „Scheiße!“
Dem
konnte sie nur zustimmen.
Nach einigen weiteren sinnlosen Runden fuhr er abermals zu ihr herum. „Ich weiß es nicht.“ Das klang erstaunlich hilflos. „Aber ich
habe
darüber nachgedacht.“ Als sie grinste, wurde er unwirsch. „Nicht, was du denkst! Sondern warum ich überhaupt hier abhänge, also mit dir!“
Das Grinsen erstarb.
„Vermutlich liegt es daran, dass ich eben
nichts
von dir will“, er hob die Schultern. „Die Dinge zwischen uns sind geklärt, du verstehst?“
Oh ja, und
wie!
„Nein!“
Das
kam beschwörend. „Ich wollte damit nicht sagen, du wärst nicht hübsch, das ...“ Wieder erfolgte ein Schulterheben. „... wäre eine Lüge.“
Aha, sehr nett.
„Ich wollte nur ausdrücken, dass dies für mich mit dir nicht infrage kommt.“ Hörbar atmete er aus, „... Schätzungsweise, sehe ich so etwas wie eine Schwester in dir. Meine Freundin, meinen
Kumpel
, kapierst du?“
Oh ja, und
wie
Tina kapierte. Mechanisch setzte sie sich auf ihre Hände, um sich nicht doch in einer schwachen Sekunde auf ihn zu stürzen und ihm die Augen auszukratzen.
„Ich bin, wie ich bin! Aber wenn du nicht damit umgehen kannst, dass wir nur gute Freunde sind, dann werde ich das akzeptieren.“
„Soll heißen?“
„Ich komme nicht mehr.“ Es kam absolut gleichmütig.
Ihre Augen wurden groß. „So hatte ich das nicht gemeint!“
Abermals betrachtete er sie forschend. „Dann ist das wirklich geklärt?“
Und obwohl gar nichts geklärt war und es nie sein würde, solange sie diesen Mist nicht beendete, nickte Tina.
Denn eine Alternative gab es nicht.
* * *
Angekommen in Waterbury, stand sie recht dämlich auf dem nächtlichen Bahnhof herum. Von jubelnden Eltern konnte keine Rede sein.
Nach einer Viertelstunde und dem Gefühl, langsam zu Eis zu erstarren, nahm Tina das Handy aus der Tasche. „Mom, wo seid ihr denn?“
„Auf dem Bahnsteig! Wo bist du?“
„Auch dort. Wo soll ich sonst sein?“
„Bleib stehen, Honey, wir suchen dich. Wenn du hier bist“
, plötzlich vernahm Tina die Stimme ihrer Mutter doppelt
, „...
müssen wir uns ja zwangsläufig finden. George, sie ist hier irgendwo, nun guck doch auch mal!“
Als Tina sich umwandte, blickte sie ihrer Mom direkt in die aufgeregten Augen. „Ich leg dann jetzt auf“, meinte sie trocken.
Es dauerte fast zwanzig Sekunden, bis Vera Hunt in das übliche Geschrei ausbrach. „Ich habe dich nicht erkannt! Du siehst so
anders
aus!“
„Danke Mom, du baust mich auf.“
Heftig schüttelte sie den Kopf. „Du bist ... wunderschön!“
Oh, Klasse! Seit jeher neigte ihre Mutter ein wenig zu Übertreibungen. Tina sank in die feste Umarmung ihres Dads, der recht zufrieden wirkte. Ein flüchtiger Kuss landete auf ihrer Wange und dann brummte er in ihr Ohr. „Ich wusste, dass es die richtige Entscheidung war.“
Wenig später fuhren sie unter dem unermüdlichen Geschwafel Veras nach Hause. Dass ihre Mom offensichtlich unter Daueraufregung und permanentem Redefluss litt, musste sie in all den Jahren wohl tapfer verdrängt haben.
* * *
Die
Feiertage verliefen friedlich.
Von den Eltern umsorgt zu werden, stellte eine willkommene Abwechslung zum ewigen Unistress dar, den es neben dem Daniel – Theater nämlich auch noch gab.
Trotzdem stieg Tina am Abend des dreißigsten Dezember ausnehmend froh in den Zug. Nicht nur, weil ihr das unvorstellbare Gluckengehabe ihrer Mom plötzlich unendlich auf die Nerven ging, sondern auch, weil Daniel ihr fehlte. Davon durfte der natürlich nie erfahren, die Regeln brach sie damit ohnehin, doch sie konnte es nun einmal nicht ändern.
Die beiden hatten sich geeinigt, das Silvesterfest gemeinsam in Ithaka zu verbringen. Tina sah dem mit gemischten Gefühlen entgegen. Zwischen Daniel und Jane bahnte sich der Durchbruch an. Und welcher Anlass eignete sich besser, um ihn auch zu erreichen, als der Beginn des neuen Jahres? Keineswegs sicher, auch mit Jane an seiner Seite umgehen zu können, fürchtete sie diese Entwicklung daher mehr, als zehn von Daniels üblichen Eroberungen gleichzeitig. Doch als sie ihn
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