Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)
800.“
„Zu viel. 450 ist Ultimo.“
„Wenn du nur die Hälfte zahlst, sparen deine Eltern sogar.“
Tina setzte das Glas an die Lippen und seufzte, als ihr erneut einfiel, dass sich der Gin ja bereits in ihrem Magen befand.
„Moment!“ Schon verschwand ihr Möchtegernbruder mitsamt ihrem Trinkbehältnis. Kurz darauf hielt sie ein volles Glas in der Hand und ein paar Sekunden später wurde ihr eine brennende Zigarette gereicht.
Nicht einmal ein ‚Danke’ brachte sie zustande. Bei ihr setzte wohl gerade die Neujahrsdepression ein, außerdem zweifelte sie neuerdings an seinen mathematischen Fähigkeiten.
Längst saß er wieder neben ihr. „Wenn du allein einziehst, ist es zu teuer, richtig?“
Tina nickte.
„Und was, wenn du einen Mitbewohner hast?“
Auffordernd hoben sich die Augenbrauen, doch Tinas Auffassungsgabe entsprach heute nicht mehr dem üblichen Standard. Das lag vielleicht am vielen Gin oder an Bastarden, die meinten, sie einfach küssen zu dürfen. „Und wer sollte das sein?“
Scheinbar entsprach ihre Reaktion genau seinen Plänen. Denn Daniels Grinsen wurde unschlagbar.
„Ich!“
13.
„Dad
, ich habe ein Problem!“
Mit einiger Genugtuung registrierte Daniel dessen freudige Überraschung. Im Grunde verhielt es sich ganz simpel: Daddy wollte ums Verrecken stolz auf seinen Sohn sein. Und wenn der auch nur im entferntesten Tendenzen zeigte, ihn stolz zu
machen
, war der Mann selig. Bat er ihn jedoch um Rat, von Sohn zu Vater, dann befand sich Dr. Grant bereits im siebten Himmel und hörte die Englein singen.
Alles wäre so einfach gewesen, hätte Daniel immer brav mitgespielt. Sah der nur überhaupt nicht ein. In diesem Falle blieb leider keine Alternative, zuvor hatte er alle Möglichkeiten ausgelotet.
„Am besten setzen wir uns in mein Arbeitszimmer“, schlug Jonathan vor.
Wie üblich wurde Daniel höflich auf den Besucherstuhl gebeten, sein Vater nahm in dem breiten Ledersessel hinter den Schreibtisch Platz und lehnte sich zurück. „Wie kann ich dir helfen?“ Die Miene verdüsterte sich. „Es ist doch nichts Negatives?“
Unentschlossen wog Daniel den Kopf hin und her. „Nicht für mich, Tina befindet sich jedoch derzeit in enormen Schwierigkeiten.“
„Was ist geschehen?“
„Ihr wurde das Appartement zum Fünfzehnten gekündigt. Und obwohl ich mir die größte Mühe gab, gelang es mir bisher nicht, adäquaten Ersatz zu finden. Was bedeutet, nach heutigem Stand sitzt das Mädchen in wenigen Tagen auf der Straße.“
„Und wie lautet dein Vorschlag?“
„Wenn wir alle zu illusorischen Optionen außen vor lassen, bleibt nur noch eine. Sie muss stattdessen ein größeres Appartement nehmen. Problematisch ist nur, dass dementsprechend natürlich auch die Kosten steigen.“
Dr. Grant nickte. „Das ist wohl zwangsläufig.“
„Ja. Soweit ich informiert bin, können die Eltern nur minimale Beträge beisteuern, Tina ist gezwungen, in einem Supermarkt zu arbeiten, um überhaupt überleben zu können. Ich helfe, wo ich kann, doch sie weigert sich, irgendetwas anzunehmen.“
„Verständlich, aber ich bin froh, dass du dich ihrer angenommen hast“, lächelte sein Vater.
„Das versteht sich doch von selbst.“ Daniel lehnte sich zurück. „Ich habe alle verfügbaren Komponenten ausgiebig durchdacht und kam zu dem Schluss, dass nur eine Möglichkeit bleibt: Sie müsste mit jemandem eine WG bilden.“
„Das leuchtet durchaus ein“, nickte der Arzt.
„Du kannst dir sicher vorstellen, dass es äußerst schwierig ist, im laufenden Semester eine geeignete Person zu finden. Besonders, wenn man das Augenmerk auf einen tadellosen Leumund legt. Trotz intensiver Suche gelang es mir bisher leider nicht, jemanden aufzutun, der meinen Anforderungen nur annähernd genügt. Irgendwann kam ich zwangsläufig zu dem Schluss, dass es vielleicht am besten wäre, wenn
ich
mit ihr in besagtes Appartement ziehe.“
Zum ersten Mal erschienen deutliche Zweifel im Gesicht des älteren der beiden Männer. „Ich denke nicht, dass dies eine kluge Entscheidung wäre. Tinas Eltern werden keineswegs einverstanden sein, dass ihre Tochter mit einem Mann zusammenwohnt.“
„Dad! Du weißt, dass wir nur gute Freunde sind. Das ist mit Sicherheit auch ihren Eltern nicht verborgen geblieben.“ Bekümmert hob Daniel die Hände. „Und überdenke die Lage! Es war keine leere Phrase, um einen besonders dramatischen Effekt zu erzielen: Sie steht in knapp drei Wochen tatsächlich auf der
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