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Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)

Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)

Titel: Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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Beschwerden der übrigen Mieter Ihres Wohnhauses über massive Lärmbelästigungen. Wir fordern Sie auf, diese in Zukunft zu unterlassen.
    Bei weiteren Zuwiderhandlungen gegen die Hausordnung sehen wir uns leider gezwungen, Ihr Mietverhältnis zu kündigen.
    Hochachtungsvoll
    M. Jones
    (Wohnungsverwaltung)
    Als sie Daniel den blauen Brief zeigte – mit bebenden Händen übrigens – hob der nur die Schultern. „Wir sind wohl etwas laut gewesen. Ich rede mit den Jungs.“
    Er hielt Wort. Der Volumenregler der Anlage erreichte nicht mehr das letzte Drittel der Anzeige. Und wenn irgendwer die Tür zu laut schloss, wurde er energisch zur Ordnung gerufen. Allerdings konnten sie nicht vollständig verhindern, dass die Dinge hin und wieder über den verordneten Lärmpegel hinausgingen. Vorsichtshalber las Tina noch einmal in der Hausordnung nach:
    5.

Der Mieter verpflichtet sich, ab 08:00 p.m. alle Lärm verursachenden und vermeidbaren Aktivitäten (solche, die Zimmerlautstärke überschreiten) zu unterbinden.
    Übereinstimmend teilten Tina und Daniel die Meinung, dass Marcus, der im Alkoholrausch die Treppe hinabstürzte (was ihm genau acht Stiche an der Schläfe einbrachte) keineswegs zu den
vermeidbaren
Lärmbelästigungen zählte. Wie hätte das verhindert werden sollen? Außerdem fand der Lärm ja im Treppenhaus statt, nicht in Tinas Appartement. Die beiden bemühten sich wirklich. Deshalb konnte sie absolut nicht verstehen, weshalb genau eine Woche später (die letzte vor Weihnachten) das entscheidende Schreiben in ihrem Briefkasten lag. Ihre Hände flatterten sichtlich, kaum dass sie den Absender sah, leider half das auch nichts:
    Sehr geehrte Miss Hunt,
    wegen wiederholter Verstöße gegen die Hausordnung kündigen wir Ihnen das Mietverhältnis zum 15. Januar des folgenden Jahres.
    Wir erwarten, das Mietobjekt am o.g. Tag mängelfrei zu übernehmen.
    Hochachtungsvoll
    M. Jones
    (Wohnungsverwaltung)
    „Na, Scheiße!“, stöhnte sie düster.
    Selbst der Prof musste diesmal schlucken. „Das ist übel“, sagte er langsam und las gleich noch einmal.
    „Hmmm, und ich bin obdachlos!“ In Tinas Augen stellte das kein 'Übel' dar, sondern eine ausgewachsene Katastrophe!
    „Bist du nicht.“ Daniel demonstrierte bereits wieder Gelassenheit. „Dann suchen wir dir eben etwas Neues.“
    „Aha.“
    „Keine Sorge, Hunt, alles halb so wild.“
    Bis zu den Weihnachtsferien verbrachten sie jede freie Minute mit der Suche nach einem neuen Appartement. Das erwies sich jedoch als verdammt schwierig. Eigentlich ein New Yorker Vorort, handelte es sich bei Ithaka nur um eine kleine Universitätsstadt in welcher Singleappartements verdammt teuer und rar gesät waren. Jedenfalls die Leerstehenden.
    „Ruhig bleiben!“, befahl der Prof Allein für seine Gemütsruhe hätte Tina ihn töten können.
    „Fein, ich sitze ja nur auf der Straße!“, zischte sie.
    „Tust du nicht! Bleib locker!“
    * * *
    Am
Freitag, dem dreiundzwanzigsten Dezember, fuhr Daniel sie zum Bahnhof. „Existiert in deinem Kaff überhaupt eine Zugverbindung?“ Stirnrunzelnd studierte er die riesige Anzeigentafel.
    Tina verzog das Gesicht. „Du wirst es nicht glauben, die gibt es! Mach dir lieber Gedanken, wo ich ab dem Fünfzehnten wohne!“
    „Bleib cool“, grinste er. „Wir werden schon etwas Geeignetes finden, Hunt.“
    „Ist dir schon mal aufgefallen, dass du mir das bereits seit einer Woche erzählst, Grant?“
    „Kommt hin“, nickte er nach kurzer Überlegung.
    „Wir haben bloß noch nichts gefunden.“
    „Ja“, bestätigte er lässig und setzte sich in Richtung Bahnsteig in Bewegung. „Uns bleiben allerdings noch über drei Wochen Zeit.“
    Missmutig trabte sie neben ihm die riesige Bahnhofshalle entlang. „Von denen ich schon allein eine nicht hier bin.“
    Abermals lächelte er, siegessicher wie immer. „Lass mich nur machen, Tina.“
    Die antwortete besser nicht, denn sie wollte sich ungern im Streit von ihm verabschieden.
    Daniel brachte sie zum bereits wartenden Zug. Er trug das wenige Gepäck in ihr Abteil und vergewisserte sich dabei, dass die Mitfahrgäste seiner Auffassung von 'in Ordnung' entsprachen. Hierbei handelte es sich um eine etwa siebzigjährige Dame, die sich auf dem Weg nach Waterbury befand, um ihre Enkel zu besuchen. Des Weiteren saß in einer Ecke ein kleiner Junge, der zum ersten Mal ganz allein zu seinen Großeltern fahren durfte.
    „Okay.“ Offensichtlich konnte er keine akute Gefahr ausmachen. „Bis dann.

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