Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)
auf dem Bahnsteig stehen sah, setzte augenblicklich akutes Herzrasen ein.
„Du hast zugenommen!“
Kein 'Hallo', kein 'Wie geht es dir?' Nein, der Prof schlug wie immer alles.
Und Tina wusste, dass sie endlich zu Hause war. „Genau zwei Kilo!“, grinste sie. „Tut mir leid, der Truthahn meiner Mom ist unschlagbar. Ich schätze, Jeff wird sich freuen!“
„Das glaube ich auch“, brummte er und begab sich in Richtung Ausgang. Tina blieb nichts weiter übrig, als ihm zu folgen.
Erst, als sie im Auto saßen, ging ihr die drohende Gefahr auf. „Vergiss es, Grant!“
„Was?“
„Egal, was du vorhast, ich gehe in diesem Jahr nicht mehr ins Fitnesscenter, denn ich werde nicht – ich betone:
nicht!
– mit grausamen Muskelkater das neue Jahr beginnen!“
Sein Stimmungstief gehörte längst der Vergangenheit an, denn er lachte. „Das lag nicht in meiner Absicht, Hunt. Übrigens müsstest du nicht mit diesen Schmerzen kämpfen, würdest du regelmäßiger trainieren, das ist dir schon klar, oder?“
Während der Feiertage musste Daniel angestrengt gearbeitet haben. Denn jenes Appartement, das nur noch wenige Tage ihres sein würde, präsentierte sich ihr als bestens für die kommende Feier präpariert. An einer Wand stand ein riesiger Tisch, Tinas Computer war verschwunden.
„... das heißt wohl, mit Lernen ist in diesem Jahr auch Schluss.“
Als Nächstes stolperte Tina über Unmengen an Getränken.
„... wer hat sich denn alles angesagt? Irgendwie machst du mir Angst.“
Eine riesige Stereoanlage machte sie in einer Ecke aus, deren Boxen alles bisher Dagewesene in den Schatten stellten.
„... schätze, du willst dich noch zünftig verabschieden?“
Auf ihrem Bett lagen plötzlich unzählige Kissen.
„Du weißt aber, dass ich heute noch schlafen muss, ja? Es ist halb zwei, ich halte das nicht bis morgen Nacht durch!“
Auf jede ihrer lakonischen Bemerkungen antwortete er mit einem breiten Grinsen, welches noch ausladender wurde, als sie ihr Bett erwähnte. Eilig zerrte Daniel Kissen und Decke herunter. „Voilá!“
Keine zehn Minuten später ging er und Tina konnte schlafen.
* * *
Der
Einfachheit halber ließ man die Appartementtür am Abend irgendwann offen stehen.
So musste nicht ständig jemand zur Tür rennen. Nach elf Uhr schloss irgendwer sie dann wieder. Mit viel Mühe, weil die vielen Leute kaum Platz in dem eher kleinen Raum fanden. Wenigstens das Problem mit der Lärmbelästigung stellte am heutigen Tag keines dar. Selbst im Haus der sich ewig beschwerenden Mieterschaft tobten mindestens drei lautstarke Partys.
Diesmal musste sich ungefähr die halbe Uni eingefunden haben. Nicht nur Männer, sondern auch jede Menge Mädchen befanden sich unter den Gästen. Tina machte Jane aus, Carmen mit Chris, die zur Begrüßung sogar grinste, Ruth, Kathi, Jennifer, viele kannte sie nur vom Sehen. Und als die weiblichen Mienen synchron erstarrten, kündigte dies Francis’ und Toms Erscheinen an.
Daniel beschäftigte sich mit Jane, die heute – nach dem Francis-Schock – sogar mal gut drauf zu sein schien. Irgendwann sah Tina die beiden in einem endlosen Kuss versinken. Hastig blickte sie zur Seite, dennoch drohte die Übelkeit, sie zu überwältigen, dabei kam es doch keineswegs überraschend!
Nebenbei befand sie sich ständig auf der Flucht. Je mehr die männlichen Gäste tranken, desto aufdringlicher wurden die nämlich. Bis um zwölf kassierte sie drei Liebeserklärungen und zwei eindeutige Angebote für die weitere Gestaltung der Nacht. Und als Tina um halb eins den Fehler beging, mit Joshua anzustoßen, empfing sie im nächsten Moment den ersten Zungenkuss ihres Lebens.
Verzweifelt versuchte sie, ihn wegzustoßen, aber er erweckte den Eindruck, als wolle er sie nie wieder loslassen. Nichts half, keine geballten Fäuste oder wütenden Proteste, okay, Letztere landeten ohnehin in seinem Mund. Tinas Panik stieg mit jeder Sekunde und sie wähnte sich bereits verloren, als der Typ ganz plötzlich verschwand.
Kurz darauf stand Daniel vor ihr. „Sorry, wenn er getrunken hat, dreht er durch. Ich habe ihn vor die Tür gesetzt. Alles in Ordnung?“
Selbstverständlich nickte sie, wenngleich
nichts
in Ordnung war! Diesen verdammten Kuss hatte sie sich für
ihn
aufgehoben, aber der Idiot wollte ihn ja nicht!
Der grinste plötzlich. „Gesundes Neues Jahr!“
„Ja, dir auch.“ Sie wandte sich von ihm ab, mixte an dem riesigen Tisch mit zittrigen Händen einen Gin-Tonic und zündete sich
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