Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)
Straße. Was kann ich sonst tun oder hast du einen besseren Vorschlag?“
Mit gerunzelter Stirn überlegte Jonathan Hunt. Einige Male ertönte ein leichtes Räuspern, während sein Blick zum Fenster zeigte. Jetzt hieß es, ruhig bleiben und Daumen drücken. Nach einer Weile musterte er seinen Sohn fragend. „Weshalb muss sie ihre derzeitige Wohnung räumen?“
Daniels Seufzen mutete herzerweichend an. „Du weißt, wie unbedacht die Mädchen sind. Sie hatte ein paar Partys mit ihren Freundinnen und erzürnte damit die Nachbarschaft. Als sich die Beschwerden häuften, zog der Vermieter die Konsequenzen. Recht rüde und unvorbereitet, wie ich meine. Ich muss wohl nicht hinzufügen, dass von den edlen Freundinnen seither jede Spur und vor allem das Angebot jedweder Hilfe fehlen?“
„Konntest du diesen Prozess nicht aufhalten, bevor es soweit kam?“
„Das hätte ich!“ Daniels Blick zeugten von tiefster Aufrichtigkeit. „Wäre mir diese wenig ersprießliche Entwicklung bekannt gewesen, hätte ich dem Treiben sofort Einhalt geboten. Zumal die Dinge keineswegs auf Tinas Konto gingen. Allein in einer fremden Stadt, suchte sie dringend Anschluss und wählte die falschen Freundinnen. Schon deshalb halte ich meinen Vorschlag für die beste Lösung. So kann ich dafür garantieren, dass sie sich nicht wieder überrumpeln lässt und diesmal vielleicht in die illegalen Kanäle abdriftet. Du weißt, diese Gefahr besteht bei einem jungen und naiven Mädchen immer. Und gerade Tina ist etwas unbedarft.“ Als sich die Miene seines Vaters aufhellte, wusste Daniel, dass er gewonnen hatte.
„Ich bin beeindruckt.“ Der Arzt lächelte. „In den vergangenen Monaten bist du bemerkenswert gereift. Das Mädchen tut dir gut.“
„Gib es zu, du hattest mich bereits als hoffnungslosen Fall abgeschrieben“, erwiderte Daniel trocken.
„Mit Sicherheit nicht! Mein Vertrauen in dich war immer grenzenlos!“
Das ließ Daniel unkommentiert, nur sein Lächeln geriet zweifelnd und Daddy sah sich veranlasst, dieses Thema schnell zu beenden. „Du hast die Situation exakt analysiert. Es gibt tatsächlich keine Alternative. Ich denke, für die verbliebenen Monate können wir mit der zusätzlichen finanziellen Belastung leben. Und ich bin dankbar, dass du so vertrauensvoll das Gespräch gesucht hast. Das trifft sich ohnehin sehr gut, denn ich wollte dich auch sprechen.“
„Worum geht es?“
Jonathans strahlte. „Ich muss einräumen, dass ich ein wenig hinter deinem Rücken agierte. Jedoch nur, um keine Hoffnungen zu schüren, solange diese jeder Basis entbehren. Am Ende siegte eine Kombination aus deinen herausragenden Noten und meinem guten Namen.“
„Du sprichst in Rätseln, Dad.“
Dass sein Vater noch greller strahlen konnte, war Daniel bisher verborgen geblieben. „Ich weiß, dass du deiner Assistenzzeit in Phoenix keineswegs enthusiastisch entgegenblickst. Und ich habe in den vergangenen Monaten nach Möglichkeiten gesucht, sie zu umgehen.“
„Ach, mir war nicht bekannt, dass so etwas
überhaupt
infrage kommt!“
„Nun, da bin ich dir geringfügig voraus. Viele Umwege gibt es tatsächlich nicht, genau genommen kannst du sie an einer Hand abzählen. Eine davon und gleichzeitig jene, die ich einer näheren Betrachtung unterzog, beinhaltet ein freiwilliges Jahr bei den Ärzten ohne Grenzen. Was weißt du über das Projekt?“
„Ein Haufen Ärzte, die kostenlos die Leute in Entwicklungsländern behandeln?“, erwiderte Daniel schulterzuckend.
„Nun, in der Realität verhält es sich etwas weniger simpel.“ Sollte sich jemals irgendwer die Frage gestellt haben, woher Daniel seine grenzenlose Arroganz hatte, hier fand man die Antwort. Inzwischen sprühte Dr. Grant vor Selbstgefälligkeit. „Innerhalb der vergangenen Jahre wurde daraus eine feste Institution, der Kollegen angehören, die in der Basis genau das tun, was du zuvor etwas einfältig umrissen hast. Jedes Jahr bekommt ein Praktikant die Chance, seine Assistenzzeit unter Aufsicht dieser Ärzte zu absolvieren. Unentgeltlich, das versteht sich von selbst. Allerdings sind die Erfahrungswerte, die du während dieser Zeit sammeln kannst, von unschätzbarem Wert. Keine Klinik in den Vereinigten Staaten kann dir eine solche Ausbildung bieten. Jene Männer und Frauen werden nach absolviertem Jahr von den Kliniken ausnehmend dankbar genommen. Sie überspringen alle weiteren Stationen, die ein gewöhnlicher AIPler nehmen muss. Du wärst ein Jahr lang in Afrika und
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