Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)
könntest die Menschen dort aus nächster Nähe studieren. Natürlich auch deren Krankheiten, von denen viele in unserem Teil der Welt bereits als überwunden gelten. Das ist eine Chance, die möglicherweise einer unter einhunderttausend angehenden Medizinern bekommt. Selbstverständlich unterstützen wir dich innerhalb dieses Jahres, und wenn du zurückkehrst, sollte deiner glänzenden Karriere nichts mehr im Weg stehen.“
Stirnrunzelnd überlegte Daniel. Sonderlich begeistert war er tatsächlich nie gewesen, wenn er an den ewig zermürbenden Job in der Notaufnahme dachte. Hier bot sich
die
Chance – das erkannte er sofort. Ein Jahr in Afrika, das klang doch nicht übel, oder?
Als Assistenzarzt verdiente er in Phoenix mit viel Glück vielleicht 1500 Dollar. Mit noch mehr Glück würde er damit halbwegs über die Runden kommen. In Afrika benötigte er kein Geld. Katapultierte ihn die Ausbildung ganz nebenbei auch noch von Null an die Spitze und er durfte sich nach einem Jahr bereits Doktor nennen, umso besser! Ihn hielt hier nichts!
„Wann soll es losgehen?“
Betont gleichmütig hob sein Vater die Schultern, doch er konnte das Blitzen seiner Augen nicht verbergen. Der Mann wirkte mal wieder restlos begeistert. „Wenn du dein Diplom in der Hand hältst, geht es für zwei Wochen nach Washington. Dort wirst du umfassend eingewiesen, mit den erforderlichen Impfungen ausgestattet, unterziehst dich einem Gesundheitscheck und dann kann es losgehen.“
„Okay. Ich bin dabei!“
Und Daddys Begeisterung kannte keine Grenzen mehr. „Ich hatte nichts anderes erwartet.“
* * *
Daniel
war zufrieden.
Endlich hatte er, worum er seit mehr als fünf Jahren kämpfte: ein eigenes Appartement. Dass Tina nebenbei auch in jener Unterkunft wohnte, empfand er als keineswegs störend, denn er mochte die Kleine tatsächlich.
Den Umzug bewältigten sie am ersten Wochenende nach dem Silvesterfest.
Tatkräftige Unterstützung stand ihnen reichlich zur Verfügung. Alle hatten sich eingefunden. Inklusive Joshuas, der sich bei Tina formvollendet entschuldigte. Er zeigte sich sogar Manns genug, ihr nichts von dem Kinnhaken zu erzählen, den Daniel ihm für seine dämliche Darbietung verabreicht hatte.
Für die Umsiedlung von Daniels Möbeln wurden Tom, Chris und Francis eingeteilt, die übrigen Anwesenden für Tinas Habe. Und so brachten sie es tatsächlich fertig, am Sonntagabend ein halbwegs bewohnbares Appartement vorzuweisen.
Jeweils ein Zimmer gehörten Daniel und Tina. Das Wohnzimmer diente als Gemeinschaftsraum. Den Clou an der Wohnung bildeten jedoch die beiden Bäder, welche jeweils von den Schlafzimmern abgingen. Deshalb hatten sie sich am Ende für dieses entschieden. Denn in jener Größe standen durchaus noch andere, preisgünstige Alternativen zur Verfügung.
Umsichtig rechnete Daniel mit allen Eventualitäten.
Konnte er mit einer zickigen Tina leben? Also, einer
ständig
Zickigen. Würde er mit ihr zurechtkommen, wenn sie an akuter PMS litt?
Jenes Phänomen hatte er noch von Francis in grauenvoller Erinnerung. Aufgrund dieses Traumas besaß er durchaus eine Vorliebe für Sex. Doch es stellte für ihn einen Albtraum schlimmster Härte dar, mit irgendeinem Mädchen ein gemeinsames Appartement zu bewohnen.
Wie würde er mit Tinas unerträglicher Unordnung zurechtkommen? Die konnte er ihr bisher nämlich nicht abgewöhnen. Wie verhielt sich das mit einer Tina, die morgens aussah wie ausgekotzt? Auch ein Grund, weshalb er diese ewig langen und ausufernden Partnerschaften strikt ablehnte. Daniel wusste, dass die Schönheit der Frauen nicht zuletzt auf einen ausgiebigen Besuch im Bad, der Dusche und bei ihrem Make-up Reservoire zurückzuführen war. Wie diese Wesen ohne intensives Styling aussahen, war ihm durchaus bekannt, daher konnte er gut und gern auf den Anblick verzichten.
Verblüffenderweise lösten sich all die zahlreichen Bedenken in Wohlgefallen auf. Tina schien ihre Monatsbeschwerden locker wegzustecken, die Unordnung beschränkte sich ausschließlich auf ihr Zimmer.
Da jeder sein eigenes Bad besaß, musste Daniel keine total verschlafene Tina ertragen. Und als es dann irgendwann doch so weit kam, bemerkte er erleichtert, dass sich das Grauen in Grenzen hielt. Demnach gehörte sie zu jenen Personen, die selbst ungestylt wenigstens keinen Würgereiz bei ihm auslösten.
Auch von umherliegenden Kosmetikartikeln aller Art und Bürsten, in denen noch jede Menge Haare klebten, wurde er verschont. Gleiches
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