Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)
Schnecke machen, der bereits eine Schnecke
war
?
Und als die Tränen immer schneller liefen, tat er das, was er in solchen Momenten immer tat:
Daniel holte Eiskreme.
* * *
Tina
war völlig durcheinander.
Wütend.
Am Boden zerstört.
Da alle drei Faktoren gleichzeitig versuchten, aus ihr heraus zu brechen, bekam keiner eine echte Chance, sich durchzusetzen. Schluchzend wollte sie sich in Daniels Arme werfen, damit der sie vor den bösen, bösen Männern beschützte.
Der stand derzeit nur leider nicht zur Verfügung, weil er sich soeben auf Rachefeldzug befand. Nicht etwa gegen Scott, um sie in einer wilden Schlägerei zu rächen.
Nein!
Warum auch?
Selbstverständlich trug Tina an allem die Schuld! Und als er brüllte und sie schüttelte, obwohl er sie doch anständig trösten sollte, verdammt!, siegten doch die Tränen.
Nein, sie wollte kein Eis, er sollte ihr ja mit dem klebrigen Zeug vom Leib bleiben!
Aus total unverständlichen Gründen konnte sie ihm nicht in die Augen sehen und fühlte sich, als hätte sie ihn betrogen. Das mutete so widersinnig an, dass die Tränen gleich noch schneller flossen. So inständig hatte Tina gehofft, ihn wenigstens ein bisschen hinter sich gelassen zu haben und musste jetzt einsehen, dass
nichts
hinter ihr lag.
Ihre Niedergeschlagenheit wäre möglicherweise schnell in grenzenlose, allumfassende Verzweiflung umgeschlagen, hätte Daniel nicht wieder einmal so reagiert, wie es eben nur D.G. zustande brachte.
Total überraschend.
Unvermutet stellte er das Eis auf den Tisch und zog sie in seine Arme. „Ich weiß, dass er ein Arsch ist, deshalb wollte ich dich doch vor ihm bewahren.“
Schon heulte Tina noch ärger.
Natürlich handelte es sich bei Scott um einen miesen Hund! Warum hatte sie sich ihm denn an den Hals geworfen, he? Um den größten miesen Hund – der doch überhaupt keiner sein sollte – zu vergessen.
Oh, die Situation gestaltete sich so verdammt kompliziert! Er sollte sie nicht trösten. Okay,
natürlich
sollte er das, aber im Grunde machte seine plötzliche Nähe alles noch viel grauenhafter. Denn genau das wollte sie. Selbst sein Duft hatte sich bereits in ihre Geruchsnerven eingebrannt. Allein weil Scott in dieser Hinsicht nicht mithalten konnte, war die Geschichte möglicherweise bereits zum Scheitern verurteilt gewesen. Was sollte sie denn nur tun?
Irgendwann rückte er von ihr ab und sah sie an. „Beruhige dich!“
Hmmm, das versuchte sie schon seit geraumer Zeit, es wollte leider nicht funktionieren.
„Hast du heute Abend noch etwas vor?
Tina verzog das Gesicht. Sicher, heulen, so wie es aussah.
Plötzlich grinste er. „Zieh dich an!“
Noch immer wagte sie nicht zu sprechen. Von 'außer Gefahr' konnte keine Rede sein. Außerdem hätte das garantiert den Abgesang seiner Umarmung bedeutet. Und
das wollte sie nicht, verdammt!
Allerdings existierten nun einmal Spielregeln, wenn man mit D.G., alias der irre Prof befreundet war. Eine davon lautete:
Widersprich nicht, wenn du Mist gebaut hast, Tina!
Okay, die schloss gleich an die Erste und Wichtigste überhaupt an:
Widersprich NIEMALS dem Prof, Tina!
Widerwillig ließ sie ihn los und stand auf.
„Tina?“
„Ja?“
„Nimm Handschuhe mit!“
* * *
Diesmal
benötigten sie um die dreißig Minuten. Allerdings nur, weil ihre erste und damit einzige Adresse für diesen Abend nicht die Freiheitsstatue, sondern das Rockefeller-Center darstellte. Genau genommen die dortige Eisbahn. Als Tina sah, wohin es ging, machte sich leichte Übelkeit bemerkbar.
„Daniel! Ich ... hast du vor,
da rauf
zu gehen?“
„Nein, ich wollte mich mit dir an den Rand stellen und dem Treiben von außen ein wenig beiwohnen.“ Er verzog das Gesicht. „Natürlich gehen wir da rauf, was sonst?“
„Ich
kann
nicht Eislaufen.“
„Aber ich!“, grinste er. Ohne auf eine Erwiderung zu warten, steuerte er den Schlittschuhverleih an. Nach ihrer Schuhgröße musste er nicht fragen, die kannte er. Ebenso verhielt es sich mit ihrer Konfektionsgröße. Tina wusste es nicht genau, doch sie hätte zu achtzig Prozent gewettet, dass der Kerl sogar ihre Körbchengröße herbeten konnte.
Nein, zu neunzig Prozent.
Neunundneunzig! Garantiert!
Das Grübeln über diese wenig ermutigende Erkenntnis lenkte tatsächlich von diesem niederträchtigen Hund
und
ihrer Angst vor dem spiegelglatten Eis ab.
Vorübergehend.
Denn als die exakt passenden Schlittschuhe ihre Füße zierten, kehrte die Panik zurück. An Tinas
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