Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)
Unsportlichkeit hatte selbst der irre Prof nichts ändern können. Würde er auch nie, nicht einmal in eintausend Jahren.
Nicht nur irre, strotzte der darüber hinaus jedoch auch vor Selbstbewusstsein. Außerdem konnte er offenbar in ihrem Gesicht lesen wie in einem Buch. Noch so etwas, worüber sie dringend nachdenken musste.
Später.
Lächelnd nahm er ihre Hand. „Komm schon! Es ist nicht halb so kompliziert, wie es aussieht.“
Und damit zog er sie auf das Eis.
Nach zehn Minuten und fünf Beinahestürzen, durch Daniel verhindert, fühlte Tina sich ein wenig sicherer. Noch etwas später begann sie, ihm widerstrebend beizupflichten.
Von enormem Vorteil bei ihrer neusten Kamikazeeinlage war, dass er tatsächlich Schlittschuhlaufen konnte. An seiner Hand durfte man die Augen schließen und alles vergessen. Besonders kalte Hände auf der Haut, gemeine Bemerkungen und noch peinlichere Statements. Weder protestierte Daniel, noch zwang er Tina auf andere Weise, sich der Gegenwart zu stellen. Sie
wollte
vergessen und er verhalf ihr dazu.
Wegen der beharrlich geschlossenen Lider drohte wenig später wieder ein Sturz auf dem harten Eis, sie hörte sein Lachen und wurde kurz darauf aufgefangen.
So sicher hatte sie sich bisher nur bei ihrem Vater gefühlt. Noch eine Erkenntnis, über die sie dringend nachdenken musste.
Später.
* * *
Danach
tranken sie Kakao. Tina war überrascht, jedoch nicht blöd genug, Daniel mit der Nase darauf zu stoßen, dass er ihr soeben eine Kombination aus Zucker und Fett spendierte. Da er schwieg, entschied sie, es ihm gleichzutun. Auch wenn es ihr besser ging, fühlte sie sich noch lange nicht gut. Ergo, hätte Tina derzeit einen erneuten verbalen Schlagabtausch mit dem irren Prof nicht durchgestanden. Als könne der ihre Gedanken hören, betrachtete er sie plötzlich mit zur Seite geneigtem Kopf. Peinlich lange musste sie seinem Blick standhalten, bevor er endlich etwas verlauten ließ.
„Wie fühlst du dich jetzt?“ Prompt verschluckte Tina sich an ihrer fetthaltigen Zuckerlösung. Nach ausgiebigem Husten – der Prof wirkte nicht begeistert – sah sie auf.
„Es war nicht
das
.“
Seine Stirn legte sich in Falten. „Das musst du mir näher erklären!“
Genau das hatte Tina befürchtet. „Wir hatten keinen ... also er hat nicht ...“ Sie verzog das Gesicht. „Na ja,
er
hätte schon, aber ich wollte nicht und ...“
Das Stirnrunzeln hielt sich noch einen Augenblick länger und dann lachte er auf. „Du hast ihn abblitzen lassen, als er schon im Gange war?“
Tina hob die Schultern.
Das Lachen wurde lauter „Du bist besser, als ich dachte.“ Unter seinem bewundernden Blick errötete sie, doch er lachte immer noch. Scheinbar beurteilte Daniel den bisher peinlichsten Moment ihres Lebens als verdammt witzig. „Das ist echt herb“, grinste er. „Also, wenn du einen Kerl mal richtig fertigmachen willst, zieh diese Nummer durch. Jetzt kapiere ich auch, weshalb er so mies drauf war. Woran lag es?“
Das trieb Tina wie so häufig in die totale Sprachlosigkeit. Die persönlichsten Fragen erfolgten so beiläufig, als würde er sich nach dem Stand der Sonne erkundigen. „Es war nicht richtig, glaube ich“, hauchte sie.
Gnädigerweise ignorierte er, dass ihre Wangen glühten. „Das hatte ich dir gesagt.“
„Du erklärtest, er sei ‚nichts für mich’!“, fauchte Tina, schlagartig kehrten ihre Wangen zur normalen Farbe zurück. „Du konntest nicht wissen, wie ich empfinde.“
„Doch.“ Er nickte. „Kann ich.“
Missmutig schüttelte sie den Kopf. „Eines Tages wirst du mit deiner verdammten Arroganz mal ekelhaft auf die Schnauze fallen!“
„Möglich. Bis dahin bleibe ich dabei. Lag ich richtig?“
„Nein!“, knurrte sie. „Er war sehr nett.“
„Nett ...“, echote Daniel.
„Ja! Und er kann gut küssen!“
Das hatte Tina nur von sich gegeben, um ihn zu provozieren und weil sie plötzlich höchstwahrscheinlich der Teufel ritt. Die Rechnung ging auf.
Abfällig schnaubte er auf. „Das denkst du nur, weil du noch nie richtig geküsst wurdest!“
„Ach, und woher weißt
du
das?“
Nach einem eindeutigen Grinsen wurde er plötzlich ernst. „Ich meinte, was ich sagte und habe nicht vor, mich in dein Liebesleben einzumischen, oder etwas in der Art. Ich will dich nur vor einer miesen Erfahrung bewahren. Und die wirst du machen, wenn du nicht mit diesem Mist aufhörst!“
„Schön! Und was schlägst du vor? Soll ich dich beim nächsten Mal vorher um
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