Keine Zeit für Vampire
sich um sich selbst drehte, und wunderte mich erneut, dass solch ein flüchtiges Objekt solch große Wunder zu vollbringen imstande war.
Und als Werkzeug für unaussprechliche Abscheulichkeiten dienen konnte.
»Dieses Portal wird vernichtet werden«, verkündete ich laut und sah dabei Rolf an. Er war extrem schlecht gelaunt. Wir hatten ihn bei seinem Nickerchen gestört, das er, von Finnvid bewacht, in Imogens Wohnwagen gehalten hatte. »Dein Dämonenkumpel wird damit nichts mehr anfangen können.«
»Und dafür habt ihr mich wach gemacht?«, keifte er, und seine Stimme klang in der ruhigen Nachtluft unangenehm schrill. »Ihr habt mich aus meinem warmen Bett gezerrt, um mich zu diesem Portal zu schleppen? Weib, ich habe es schon einmal gesehen!«
»Ich will nur sichergehen, dass dir absolut klar ist, dass es außer Funktion gesetzt werden wird. Niemand wird mehr in der Lage sein, hindurchzugehen. Hast du das verstanden?«
Er sagte etwas auf Deutsch, höchstwahrscheinlich etwas äußerst Unverschämtes. Nikola zuckte zusammen und wies ihn sofort zurecht, worauf Rolf noch einmal schnaubte und sich fest in die Decke wickelte, die er mitgebracht hatte.
Du glaubst also, ich muss mich nur darauf konzentrieren, wenn ich das Portal zerstören will?
Ja, ich denke, wenn du all deine Aufmerksamkeit darauf richtest, dann wirst du in der Lage sein, es für immer zu versiegeln.
Ich sah ihm tief in die Augen. Ich liebe dich, Baron Nikola, und ich erwarte, dass du mich heiraten wirst.
Damit du Baronin werden kannst?
Damit ich deine Baronin werden kann.
Dann werden wir das sofort in die Wege leiten. »Imogen, Io hat mich um das Eheversprechen gebeten, und ich habe angenommen. Du wirst die Ehre haben, Zeugin unserer Hochzeitszeremonie zu werden.«
Ich lachte laut auf. »Du Dummkopf, du sollst doch nicht gleich allen verraten, dass ich um deine Hand angehalten habe.« Ich ging um das Portal herum und umarmte Imogen, die mir aufrichtig gratulierte. »Ich habe mich in deinem Vater geirrt. Ich liebe ihn wahnsinnig – obwohl ich mir jetzt schon denken kann, dass er überall herumerzählen wird, dass ich um seine Hand angehalten habe. Aber nichtsdestotrotz werde ich ihn sehr, sehr glücklich machen. Ich verspreche es.«
»Ich glaube, das tust du jetzt schon«, erwiderte sie und küsste mich auf die Wange.
Fran umarmte ich ebenfalls, denn sie stand direkt neben Imogen. »Dir vergebe ich, dass du so gemein zu meinem zukünftigen Ehemann warst.«
»Gemein? Ich?« Sie kicherte. »Nie im Leben!«
Ich lachte mit ihr, ging dann an Ben vorbei zu den beiden Wikingern. Finnvid hatte Rolf eine Hand auf die Schulter gelegt. »Mein Name ist Iolanthe«, erklärte ich dem Geist und drückte ihn kurz. »Mit Konsonanten, wie du vielleicht bemerkt hast. Tut mir bitte den Gefallen und nennt eure Tochter nicht Yolanda, okay? Rolf. Du weißt, ich kann mir kaum etwas Unangenehmeres vorstellen als deine Gegenwart. Darum werde ich uns allen einen Gefallen tun.«
Er sah mich verdattert an, und ich musste grinsen. Die warnende Stimme in meinem Kopf ignorierte ich geflissentlich. Was hast du vor, Io?
Bevor Rolf richtig loszetern konnte, hatte ich ihn schon am Hemdkragen gepackt und mithilfe eines Griffs, den ich noch aus meinem Selbstverteidigungskurs kannte, herumgewirbelt und direkt ins Portal geworfen. Er kreischte noch einmal, wedelte wild mit den Händen, doch dann wurde es still.
»Herzchen«, sagte Nikola kopfschüttelnd und kam zu mir spaziert. »Ich weiß ja, dass du ihn verabscheust, aber nun werden wir nicht mehr in der Lage sein, ihn im Auge zu behalten.« Ich leckte seine Nasenspitze ab und schlang dann die Arme um seine Taille. »Weißt du, ich will, dass du auch glücklich bist, das ist mir wichtiger als alles andere. Sogar wichtiger, als dir zu beweisen, wie fantastisch die Zukunft sein kann. Ich liebe dich so sehr, dass ich sogar bereit bin, mein Verlangen nach Klopapier für dich zu opfern.«
Damit hatte er nicht gerechnet, kein bisschen, und dafür war ich ausgesprochen dankbar, denn wenn er vorher gewusst hätte, dass ich ihn über meine Hüfte schwingen und direkt ins Portal werfen würde, um ihm eine Sekunde später selbst hindurch zu folgen, hätte er nur eine große Sache daraus gemacht.
»Und es ist keine große Sache«, erklärte ich ihm, als wir einen halben Tag später nachmittags im Schatten der Bäume erwachten. »Ich wusste, dass ich niemals glücklich sein könnte, wenn du es nicht wärst, und außerdem habe ich
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