Keine Zeit für Vampire
hat. Ist Ashtaroth der Dämonenlord, der dich in einen Vampir verwandelt hat?
Nein, dessen Name war Magoth. »Woher wusstest du, wie man einen Dämonenlord ruft?«
Rolf schien eingeschnappt und erwiderte gereizt: »Du wirst wohl nicht eher Ruhe geben, bis du endlich alle Antworten hast, oder? So warst du schon immer. Musstest immer alles ganz genau wissen. Weißt du, diese Eigenheit von dir fand ich schon immer nervtötend. Aber das ist dir eh egal, oder? Das war es schon immer. Nun, mein lieber Bruder, dann will ich mal deine lästige Neugier befriedigen. Ich konnte Kontakt zu Ashtaroth aufnehmen, weil ich die Briefe meines Vaters gelesen habe.«
»Dein Vater war es, der Magoth herbeigerufen hat«, erkannte Nikola und nickte. Es passte zu dem Bild, das er von seinen Brüdern hatte. Sie konnten einem zwar auf die Nerven gehen mit ihrem ständigen Gejammer und Betteln um Geld, doch sie waren nicht die mordlüsternen Hurensöhne, als die Benedikt sie dargestellt hatte.
Dein Stiefvater hat dich in einen Vampir verwandeln lassen?, fragte Io ungläubig. Warum?
»Io möchte gern wissen, weshalb dein Vater Magoths Dienste in Anspruch genommen hat«, sagte Nikola zu Rolf. »Sie weiß nicht, wie er war. Sie weiß nicht, wie sehr er mich gehasst und mir verübelt hat, dass ich der Erstgeborene war.«
»Du denkst auch, du weißt alles.« Rolf verzog verächtlich die Lippen. »Aber dem ist nicht so. Wie fühlt sich das an, Bruder? Das gefällt dir nicht, oder? Ich kann dir ansehen, dass du keine Ruhe geben wirst, bis du alles erfahren hast. Da mir der Kopf ziemlich wehtut und ich mich einfach nur hinlegen und mich ein wenig ausruhen möchte, werde ich dir erzählen, was mein Vater getan hat. Ja, es stimmt, er hat Magoth gerufen, doch eigentlich hatte er ihn dafür bezahlt, dass er dich auf die brutalste Weise vernichtet. Der blöde Dämonenlord hat jedoch ein falsches Spiel mit meinem Vater getrieben, indem er, statt dich zu Tode zu foltern, einen Blutsauger aus dir gemacht hat.«
»Das ist so ziemlich das Perfideste, was ich jemals gehört habe«, erboste sich Io und packte den Besen fester. Nikola legte einen Arm um sie, um sie davon abzuhalten, seinen Bruder zu attackieren. »Ich habe ja schon von miesen Stiefeltern gehört, aber keiner von denen war dermaßen eifersüchtig auf seine Stiefkinder, dass er ihnen einen Dämonenlord auf den Hals gehetzt hätte! Na gut, bevor ich Nikola traf, wusste ich auch nicht, dass es so etwas wie einen Dämonenlord überhaupt gibt. Aber das tut hier nichts zur Sache.«
»Meinem Vater war es völlig schnuppe, ob Nikola nun der Erstgeborene war oder nicht«, behauptete Rolf und ließ die Schultern hängen. Nikola dachte bei sich, dass man ihm jetzt ganz deutlich seine mehr als dreihundert Jahre ansah.
»Hatte er es denn dann auf Nikolas Burg abgesehen?«, wollte Io wissen und drückte sich an ihn. Er spürte, wie ihre Wärme bis in die finstersten Winkel seines Inneren vordrang. Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen, sich das nächste Bett gesucht und ihr dann erlaubt, ihm für die nächsten Tage ihre Verführungskünste zu zeigen. Nonstop.
»Pah. Habt ihr euch die Burg einmal angesehen? Das ist eine Ruine«, entgegnete Rolf herablassend. »Er wollte die Burg nicht. Er wollte Geld. Das Geld, das nicht Nikola, sondern meiner Mutter und damit auch uns zugestanden hätte.«
»Du hattest recht«, bemerkte Io und sah ihn dabei so bewundernd an, dass sogar seine Zehen ganz heiß wurden. »Sie wollten die Burg nicht. Es ging ihnen nur ums Geld. Aber ich kann immer noch nicht nachvollziehen, warum dich dieser Dämonenlord nicht umgebracht, sondern in einen Vampir verwandelt hat.«
Darauf sah Nikola sie so entrüstet an, dass David laut lachen musste.
»Tut mir leid, Liebling, das klang jetzt irgendwie komisch. Aber du weißt schon, wie ich es meine.«
»Weil dieser Dämonenlord nicht ganz richtig im Kopf war«, erklärte Rolf und griff nach einem Bierkrug. »Papa hat ihn dafür bezahlt, dich zu vernichten, aber Magoth fand es amüsanter, dich stattdessen in einen Blutsauger zu verwandeln. Papa war natürlich außer sich, aber er konnte leider nichts mehr unternehmen, denn zwei Tage später hatte er einen Schlaganfall und starb.«
»Ich kann nicht behaupten, dass mir das leidtut«, meinte Io und stellte den Besen ab. »Was für ein Arsch.« An Nikola gewandt fragte sie: »Wie geht es jetzt weiter?«
»Jetzt verschwinden wir von hier. Dann nehmen wir Kontakt zu Benedikt auf und
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