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Keine Zeit für Vampire

Keine Zeit für Vampire

Titel: Keine Zeit für Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie MacAlister
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berichtete Nikola dann von meinen Erlebnissen im Wald.
    »Dieses Fotografieren, von dem du immer sprichst, ich verstehe nicht, was du damit meinst«, sagte er nach längerem Schweigen. Er hatte schon wieder das Notizbuch gezückt und bereits das eine oder andere notiert. »Genauso wenig kann ich nachvollziehen, wie eine Rauchwolke den Lauf der Zeit verändern kann.«
    »Dieses Ding bestand nicht wirklich aus Rauch, es sah nur so aus. Es war eher eine Art – Lichtwolke. Wirbelnde Schwaden aus Licht. Ein Foto ist übrigens so etwas wie ein Gemälde, nur weitaus realistischer, ein zweidimensionales Abbild eines Gegenstandes oder einer Szenerie.«
    »Tatsächlich.« Er machte sich weitere Notizen. Ich lächelte still in mich hinein. Ich hielt mich selbst schon für ungemein neugierig, aber Nikolas Wissensdurst übertraf meinen bei Weitem.
    Außerdem kam ich mir seinetwegen etwas einfältig vor, denn mir wurde durch ihn bewusst, wie viele Dinge wir in unserer Zeit als selbstverständlich hinnehmen.
    »Fangen wir von vorne an. Weshalb hast du dich im Wald aufgehalten?«
    »Wie? Ach so, ursprünglich war ich auf der Suche nach einer geeigneten Stelle, um Imogen zu fotografieren, aber sie …« Unvermittelt erschien Imogens Gesicht in erschreckender Klarheit vor meinem geistigen Auge, und mir blieben die Worte im Hals stecken.
    Sie hatte sich geweigert, den Wald zu betreten, weil ihr Vater dort angeblich von ihren Onkeln ermordet worden war. Ganz langsam drehte ich mich nach Nikola um, der neben mir ritt, eine Hand am Zügel, während er mit der anderen weiter in sein Heft schrieb.
    Jetzt war ich ernsthaft durcheinander. Imogen hatte erzählt, dass ihr Vater in einer schicksalhaften Nacht getötet worden sei, wohingegen Benedikt behauptet hatte, selbiger Vater sei wohlauf, lebe in Südamerika und amüsiere sich dort mit halb nackten Damen.
    Ich musterte Nikola eindringlich. Für ihn wäre Letzteres der siebte Himmel.
    Wer von den beiden hatte nun aber recht? Hatte Benedikt mich belogen? Oder Imogen? Und wenn Imogen die Wahrheit gesagt hatte … mir wurde in Nikolas warmem Mantel eiskalt. »Sein Tod jährt sich in einigen Tagen«, flüsterte ich Imogens Worte vor mich hin.
    »Wessen Tod?«, erkundigte sich Nikola und sah von seinen Notizen auf.
    »Ähm … schon gut.«
    Ein kalter Schauer überlief mich. Es war eindeutig Imogen, die mir die Wahrheit erzählt hatte. Fraglos hatte sie ihrem jüngeren Bruder eine Lüge über diesen furchtbaren Tag aufgetischt, um ihm den Schock zu ersparen.
    Nikola konnte demnach in Lebensgefahr schweben. Womöglich brach schon in wenigen Stunden der Tag an, an dem er sterben würde.
    Was, wenn er heute starb?
    Auf dem gesamten Ritt zurück zu Nikolas Burg ließ mich dieser schreckliche Gedanke nicht mehr los. Als wir dort ankamen, hatte ich zweierlei beschlossen. Erstens würde ich keine Zeit verschwenden und so schnell wie möglich versuchen, das wirbelnde Ding ausfindig zu machen, um in meine Gegenwart zurückzukehren, und zweitens, wenn es möglich wäre, Nikola vor den Mordabsichten seiner Brüder zu warnen, ohne das Raum-Zeit-Kontinuum durcheinanderzubringen (oder wie auch immer das hieß, um das sie sich bei Star Trek ständig Sorgen machten, wenn sie Zeitreisen unternahmen), dann würde ich es tun.
    »Ich werde nicht mit dir schlafen«, sagte ich laut zu mir selbst, als ich in dem Zimmer, das Nikola mir in der Burg zugewiesen hatte, allein war. »Aber Imogen ist Gretls Freundin – beziehungsweise wird Gretls Freundin werden – und darum, und weil du so nett warst, mir dein Hemd zu überlassen, und nicht zuletzt, weil dein Oberkörper magische Anziehungskraft auf mich ausübt, aus all diesen Gründen werde ich dich vor dem boshaften Vorhaben deiner Brüder warnen. Aber das war’s dann. Mehr gibt’s nicht. Keinen Sex, kein Fummeln, nichts.«
    Nur das Feuer im offenen Kamin antwortete mit Geknister auf meine kühne Ansprache. Seufzend setzte ich mich aufs Bett und fragte mich, wie um alles in der Welt ich mich davon abhalten konnte, ihn bei nächster Gelegenheit wieder zu bespringen.
    »Das machst du mit Absicht«, blaffte ich Nikola an, als er drei Minuten später ins Zimmer spaziert kam. Er trug wieder ein weißes Hemd, eine lange, blau-goldene Weste und einen nachtblauen Mantel, der ihm beinahe bis zu den Knien reichte.
    »Ja, für gewöhnlich hege ich immer eine Absicht, wenn ich einen Raum betrete. Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, da ich dann nicht ziellos in meiner Burg

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