Keine Zeit für Vampire
Finger streichelten ihre empfindlichste Stelle, bis sie beide gemeinsam in den lustvollen Abgrund höchster Ekstase stürzten und ihre verzückten Schreie zum blassen Morgenhimmel hinaufstiegen.
»Toll«, unterbrach Io Nikolas süßen Dämmerzustand sexueller Erfüllung. Er schlug die Augen auf. Io hatte sich von seiner Brust hochgestemmt und hockte über seinen Hüften. »Jetzt kann ich also auch Trockenübungen mit einem Fremden auf die Liste meiner sexuellen Ausschweifungen setzen. Vielen Dank auch, Nikola.«
»Keine Ursache«, entgegnete er, obwohl ihn das Gefühl beschlich, dass er ihren Dank nicht wörtlich nehmen durfte. Sie schien sogar ein wenig verstimmt. Wie konnte das sein, wo sie doch ihr gemeinsames Erlebnis anscheinend genauso sehr genossen hatte wie er? Lag es womöglich daran, dass er ihre Dessous ruiniert hatte, weil er seinen Samen darauf vergossen hatte? Das brachte ihn ernsthaft ins Grübeln.
»Warum bitteschön siehst du meinen Intimbereich so kritisch an?«, zischte Io und schien aufrichtig wütend.
»Das tue ich doch gar nicht.«
»Doch, das machst du sehr wohl. Die Augenbrauen über deinen wunderschönen Augen sind fest zusammengezogen. Am liebsten würde ich sie streicheln, damit sie wieder glatt werden. Doch, mein Herr, das ist ein eindeutig kritischer Blick, und er zielt genau auf meine Pussy. Es gibt überhaupt keinen Grund für solche Blicke. Bevor ich nach Österreich aufgebrochen bin, habe ich da unten noch alles getrimmt. Also, nicht weil ich erwartet habe, mit jemandem anzubandeln, und schon gar nicht, dass wir beide in der Kiste landen würden.« Sie hielt kurz inne. »Na ja, also das sind wir ja bisher noch gar nicht, nicht richtig, aber quasi.«
Er hatte absolut keine Ahnung, wovon sie da quasselte. In seiner Not konzentrierte er sich auf die einzige Aussage, die für ihn einigermaßen Sinn ergab. »Sehr aufmerksam, aber meine Augenbrauen müssen nicht geglättet werden«, bemerkte er und betrachtete dabei weiterhin nachdenklich diese Stelle ihres Körpers, die ihm so verlockend nah war. Die gesamte Vorderseite des pfirsichfarbenen Kleidungsstücks war feucht von seinem Sperma. Das störte ihn allerdings nicht so sehr.
»Du weißt genau, wovon ich spreche. Du starrst mir in den Schritt und verziehst dabei missmutig das Gesicht.«
»Ich betrachte nur dieses alberne Unterkleid, das du trägst, um dein Heiligstes vor mir zu verbergen.«
Verdattert wanderte ihr Blick zuerst zu ihm und dann hinab zu seinem Penis, der sich langsam wieder entspannte. »Du meinst mein Unterhöschen?«
»Egal, wie man das nennt, es missfällt mir.«
»Das ist von Victoria’s Secret , du Dussel, und war extrem teuer! Ich habe es mir zum letzten Weihnachtsfest geschenkt, bevor mich mein oberidiotischer Boss gefeuert hat. Außerdem passt es zum BH.«
»Mir ist egal, wozu es passt und woher du diese Victoria kennst. Es gefällt mir nicht, denn es verhindert, dass dein Fleisch sich mit dem meinen verbindet, wie es sein sollte. Zieh es aus, und zwar auf der Stelle.«
»Hör mal, zugegeben, ich habe gerade mit dir Dinge gemacht, die ich sonst nie mit einem Mann machen würde, den ich kaum kenne, aber das gibt dir noch lange nicht das Recht, einfach zu verlangen, dass ich meine Unterwäsche ausziehe, selbst wenn du sie im Eifer des Gefechts leider besudelt hast. Gut, das kann ich dir nicht vorwerfen, denn die Beißerei hat mich auch ganz wuschig gemacht. Wie auch immer, jedenfalls ist ausziehen nicht drin. Schmink dir das ab.« Damit erhob sie sich und stakste zu den Überresten ihres Kleides.
Nikola wandte den Blick zum langsam aufklarenden Himmel hinauf und ersann einige Szenarien, in denen er Io bewies, dass er nicht der Typ Mann war, der darauf Rücksicht nahm, was andere wollten oder fühlten, verwarf jedes einzelne jedoch gleich wieder und entschloss sich schließlich, noch einmal Großmut walten zu lassen. Er würde sie weiterhin in dem Glauben lassen, dass sie es sich herausnehmen durfte, auf diese vollkommen unangemessene Art mit ihm zu sprechen, aber nur so lange, bis seine Abhandlung beendet war und er seine Auszeichnung dafür erhalten hatte. Bis dahin würde er sich an ihr laben und der sirenenhaften Verlockung ihres Leibes nachgeben. Danach würde er sie einfach vergessen und wieder sein normales Leben weiterleben.
6
Die unglaublichen Abenteuer der Iolanthe Tennyson
13. Juli
Die Geschehnisse dieses Morgens niederzuschreiben ist mir etwas unangenehm. Oh, es war selbstverständlich
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