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Keine Zeit für Vampire

Keine Zeit für Vampire

Titel: Keine Zeit für Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie MacAlister
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mit seiner Freundin.«
    Ich atmete erleichtert auf, doch das hielt nicht lange vor, denn er sattelte meinen alten Bekannten Thor für mich. Glücklicherweise verwendete er einen gewöhnlichen Sattel, und ich bemühte mich, möglichst nicht daran zu denken, dass ich das letzte Mal, als ich von der Burg weggeritten war, häufiger auf dem Boden als auf dem Pferd gesessen hatte.
    »Den Berg hinunter, auf halber Strecke nach der dritten Biegung, geht ein kleiner Pfad nach links ab. Dann an der nächsten Abzweigung wieder links. Die Lichtung liegt jenseits der Bäume«, wiederholte ich, als ich einige Minuten später im Sattel saß. Mein Kleid hatte ich mir um die Knie gewickelt. »Kapiert. Wollen wir hoffen, dass ich nicht zu spät komme.«
    Der Satz hallte wie ein Mantra in meinem Kopf wider. Hoffentlich komme ich nicht zu spät, hoffentlich komme ich nicht zu spät …
    Ob sich Thor bereits an meinen Reitstil gewöhnt hatte oder ob ich mich vielleicht wegen des anderen Sattels besser auf dem Pferd hielt, weiß ich nicht genau, jedenfalls schaffte ich es, Thor zum Galopp anzutreiben, ohne wieder von ihm herunterzupurzeln. Wir flogen geradezu über die Straße und zogen eine Staubwolke hinter uns her. Der Wind pfiff mir in den Ohren, während ich wieder und wieder mein Mantra vor mich hinflüsterte. Glücklicherweise war es hell genug, um sich orientieren zu können, und Thor schien die Gegend zudem einigermaßen zu kennen. Darum dauerte es auch nicht lange, bis die dritte Wegbiegung vor uns auftauchte. In der Ferne konnte ich bereits undeutlich die Schatten der Bäume erkennen, wo laut Ted ein Wildpfad abgehen sollte, der direkt ins Herz des Zauberwalds führte.
    Ich bog von der Straße auf den Pfad ab. Die Äste der Bäume hingen hier so tief, dass ich mich eng an Thors Hals ducken musste. Mein Herz raste wie wild, und ich bekam kaum Luft.
    Augenblicklich umfing uns Finsternis. Ich konnte Thor nur noch anhand undeutlicher kurzer Eindrücke lenken, die ich im fahlen Licht des abnehmenden Mondes erhaschte. Zwar standen die Bäume nicht sehr dicht, doch die Tannenzweige verdeckten den Himmel. Wir kamen nur noch langsam voran. Die Nachtluft war erfüllt von Fichtenduft, und Thors Hufschlag wurde von dem dichten Teppich aus abgestorbenen Nadeln gedämpft, der den Boden bedeckte. Nur ein dumpfes Pochen war noch zu hören, das größtenteils vom Rauschen des Windes in den Bäumen und gelegentlichen Tierlauten und Vogelstimmen übertönt wurde. Außerdem glaubte ich, Fetzen einer Unterhaltung zu hören.
    Ich schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass ich nicht zu spät käme, und dirigierte Thor in die Richtung, in der ich die Mitte des Waldes vermutete.
    Zum Glück für mich waren seine Sinne deutlich besser als meine, denn nach ungefähr fünf Minuten, in denen ich murmelnd weitere Gebete gen Himmel schickte und gleichzeitig intensiv auf Geräusche lauschte, die davon künden könnten, dass zwei Männer ihren Vampirbruder umbrachten, hob Thor unvermittelt den Kopf, wieherte leise und wandte sich abrupt nach links.
    »Hey, Pferd, was soll das?«, flüsterte ich und mühte mich, ihn zurück auf den Pfad zu lenken, den ich zu erkennen glaubte.
    Doch Thor ließ sich nicht beirren, und nachdem ich zwei Minuten lang versucht hatte, ihn in die vermeintlich richtige Richtung zu bewegen, blieb er jäh stehen und senkte den Kopf, als wolle er grasen.
    »Na gut, dann mache ich es eben ohne dich«, knurrte ich ihn leise an und rutschte aus dem Sattel.
    Ich machte einen Schritt und fiel prompt über etwas Großes, Warmes. Dass es warm war, wusste ich deshalb, weil ich direkt darauffiel. Ich prallte instinktiv zurück, doch dann stieg mir ein vertrauter Geruch in die Nase.
    »Nikola?«, wisperte ich und betastete den Umriss, der sich als eines seiner Beine erwies. Ich erstarrte vor Schreck, bis ich begriff, dass er, wenn er noch warm war, nicht tot sein konnte.
    Ich ignorierte die Stimme in meinem Kopf, die mir einflüstern wollte, dass er womöglich gerade eben erst gestorben war und ich auf einer Leiche lag.
    Ich tastete mich an seinem Körper hinauf, bis ich seine Brust berührte und erleichtert feststellte, dass sie sich unter meinen forschenden Händen hob und senkte. »Gott sei Dank, ich bin nicht zu spät. Haben sie dich auch vergiftet?«
    »Das gefällt mir nicht, nein, ganz und gar nicht«, erklang plötzlich ganz in unserer Nähe eine Männerstimme. Sie wurde von knackenden Geräuschen begleitet, mit denen sich etwas Großes

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