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Keine zweite Chance

Keine zweite Chance

Titel: Keine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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oder?«
    »Ja.«
    »Und?«
    Ich sah Rachel an. Sie nickte. »Das Testergebnis war nicht eindeutig.«
    »Gut«, sagte die Stimme. »Dann kann ich ja jetzt auflegen.«
    »Warten Sie«, sagte ich.
    »Ja?«
    »Beim letzten Mal sind Sie weggefahren.«
    »Richtig.«
    »Woher soll ich wissen, dass Sie das nicht wieder tun?«

    »Haben Sie diesmal die Polizei eingeschaltet?«
    »Nein.«
    »Dann brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Ich sage Ihnen jetzt, was Sie tun sollen.«
    »So läuft das nicht«, sagte ich.
    »Was?«
    Ich begann am ganzen Körper zu zittern. »Wir tauschen. Sie bekommen das Geld erst, wenn ich meine Tochter bekommen habe.«
    »Sie sind in keiner guten Verhandlungsposition.«
    »Ich bekomme meine Tochter.« Die Worte kamen langsam aus meinem Mund, als trügen sie eine schwere Last. »Und Sie bekommen Ihr Geld.«
    »So läuft das nicht.«
    »Doch«, widersprach ich so beherzt wie möglich. »Hier und jetzt ist Schluss. Ich will nicht, dass Sie wieder abhauen und hinterher noch mehr verlangen. Also organisieren wir einen Austausch und dann ist Schluss.«
    »Dr. Seidman?«
    »Ich höre.«
    »Jetzt passen Sie mal genau auf.«
    Das Schweigen dauerte zu lange. Es zerrte an meinen Nerven.
    »Wenn ich jetzt auflege, rufe ich in den nächsten achtzehn Monaten nicht wieder an.«
    Ich schloss die Augen und wartete ab.
    »Überlegen Sie sich, welche Auswirkungen das hätte. Wollen Sie nicht wissen, wo Ihre Tochter gewesen ist? Wollen Sie nicht wissen, was aus ihr geworden ist? Wenn ich jetzt auflege, werden Sie das weitere achtzehn Monate lang nicht erfahren.«
    Mir war, als zöge sich ein stählerner Gürtel immer fester um meine Brust zusammen. Ich bekam keine Luft. Ich sah Rachel an. Sie erwiderte den Blick und drängte mich, hart zu bleiben.

    »Wie alt wäre sie dann, Dr. Seidman? Ich meine, falls wir sie am Leben lassen?«
    »Bitte.«
    »Hören Sie mir zu?«
    Ich kniff die Augen zusammen. »Ich will es nur genau wissen.«
    »Wir haben Ihnen die Haarproben geschickt.«
    »Ich bringe das Geld. Sie bringen meine Tochter. Sie bekommen das Geld, sobald ich sie gesehen habe.«
    »Wollen Sie uns Bedingungen stellen, Dr. Seidman?«
    Die Computerstimme hatte jetzt eine eigenartige Melodie.
    »Es ist mir egal, wer Sie sind«, sagte ich. »Es ist mir egal, warum Sie das getan haben. Ich will nur meine Tochter zurück.«
    »Dann übergeben Sie das Geld genau so, wie ich es Ihnen sage.«
    »Nein«, sagte ich. »Nein, erst, wenn ich sicher bin.«
    »Dr. Seidman?«
    »Ja.«
    »Auf Wiederhören.«
    Und dann war die Leitung tot.

18
    Die geistige Gesundheit hängt an einem dünnen Faden. Bei mir riss er.
    Nein, ich schrie nicht los. Ganz im Gegenteil. Ich wurde unglaublich ruhig.
    Ich nahm das Handy vom Ohr und sah es an, als hätte es sich dort gerade materialisiert, und ich hätte keine Ahnung, was das war.
    »Marc?«
    Ich sah Rachel an. »Sie haben aufgelegt.«

    »Sie rufen wieder an«, sagte sie.
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie haben gesagt, nicht in den nächsten achtzehn Monaten.«
    Rachel musterte mein Gesicht. »Marc?«
    »Ja.«
    »Du musst mir jetzt gut zuhören.«
    Ich wartete.
    »Du hast richtig gehandelt.«
    »Danke. Jetzt geht es mir besser.«
    »Ich habe einige Erfahrung mit solchen Fällen. Wenn Tara noch lebt und sie je vorgehabt haben, sie zurückzugeben, dann werden sie in diesem Punkt einlenken. Der einzige Grund, einen Austausch zu verweigern, wäre der, dass sie sie nicht zurückgeben wollen – oder nicht zurückgeben können.«
    Nicht können. Der winzige Teil meines Hirns, der noch für Rationalität erreichbar war, verstand das. Ich dachte wieder an meine Ausbildung. Du musst die Lebensbereiche trennen. »Und was machen wir jetzt?«
    »Wir bereiten uns weiter vor wie geplant. Ich habe genug Geräte bei mir. Wir verkabeln dich. Wenn sie wieder anrufen, sind wir so weit.«
    Ich nickte dumpf. »Okay.«
    »Können wir sonst noch irgendwas tun? Ist dir an der Stimme etwas aufgefallen? Fällt dir zu dem Mann im Flanellhemd noch irgendwas ein? Oder zu dem Lieferwagen? Oder sonst irgendwas?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Am Telefon hast du etwas von einer CD gesagt, die du im Keller gefunden hast.«
    »Ja.« Ich erzählte ihr die Geschichte von der CD und der MVD-Startmeldung. Sie zog einen Block aus der Tasche und notierte sich ein paar Daten.
    »Hast du die CD dabei?«

    »Nein.«
    »Macht nichts«, sagte sie. »Wir sind in Newark. Wir können einfach mal versuchen, etwas über diese MVD in Erfahrung zu

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