Keine zweite Chance
ein paar Telefonate geführt.« Conrad wartete. »Ms Mills?«
Endlich sah Rachel zu ihm auf. »Was Sie hier von sich geben, sind leere Drohungen. Sie haben keine Freunde beim FBI. Leider sieht das bei Mr Deward anders aus. Verlassen Sie sofort mein Büro.«
21
Ich sagte: »Was war das denn?«
»Ich hab dir doch gesagt, dass ich keine Agentin mehr bin.«
»Was ist passiert, Rachel?«
Sie blickte weiter nach vorne. »Du warst lange nicht Teil meines Lebens.«
Mehr gab es dazu nicht zu sagen. Rachel fuhr. Ich hatte das Handy in der Hand und versuchte wieder, es kraft meines Willens zum Klingeln zu bringen. Als wir an meinem Haus ankamen, hatte die Abenddämmerung sich herabgesenkt. Wir gingen hinein. Ich überlegte, ob ich Tickner oder Regan anrufen sollte, doch was sollte das jetzt noch bringen?
»Wir müssen die DNA testen lassen«, sagte Rachel. »Meine Theorie mag unlogisch klingen, aber dass sie deine Tochter so lange als Geisel behalten haben, klingt auch nicht logischer.«
Also rief ich Edgar an. Ich erzählte ihm, dass wir die Haare noch ein paar zusätzlichen Tests unterziehen wollten. Er hatte nichts dagegen. Ich legte auf, ohne ihm mitzuteilen, dass ich die Übergabe bereits gefährdet hatte, indem ich eine ehemalige FBI-Agentin zu Hilfe gerufen hatte. Je weniger darüber gesprochen wurde, desto besser. Rachel rief einen Bekannten an, der die Haare von Edgar und eine Blutprobe von mir abholen sollte. Er hätte ein privates Labor, sagte sie. Innerhalb von vierundzwanzig bis achtundvierzig Stunden würden wir mehr erfahren. Für die Lösegeldübergabe wäre das allerdings vermutlich zu spät.
Ich ließ mich auf einen Stuhl im Wohnzimmer sinken. Rachel setzte sich auf den Boden. Sie öffnete ihre Tasche und holte Drähte und jede Menge elektronische Apparate heraus. Als Chirurg bin ich ziemlich geschickt mit den Händen, aber mit High-Tech-Geräten bin ich eine Niete. Sie breitete den Inhalt der Tasche vorsichtig und mit höchster Konzentration auf dem Teppich aus. Wieder musste ich daran denken, dass sie während der Collegezeit dasselbe mit Lehrbüchern getan hatte. Sie griff in die Tasche und zog eine Rasierklinge heraus.
»Die Geldtasche?«, sagte sie.
Ich reichte sie ihr. »Was hast du vor?«
Sie öffnete sie. Das Geld war gebündelt. Hundertdollarnoten. Fünfzig Scheine pro Bündel. Vierhundert Bündel. Sie nahm
eins davon und zog behutsam die Scheine heraus, ohne die Banderole zu zerreißen. Wie bei einem Kartenspiel hob sie ein paar Scheine ab.
»Was machst du da?«, wollte ich wissen.
»Ich schneide ein Loch rein.«
»In das Geld?«
»Ja.«
Dazu benutzte sie das Rasiermesser. Sie schnitt einen etwa vier Zentimeter großen Kreis in den gut einen halben Zentimeter dicken Stapel. Dann nahm sie ein schwarzes Gerät von etwa derselben Größe vom Boden und steckte es in das Loch. Schließlich legte sie den Rest des Stapels darauf und schob das Bündel wieder in die Banderole zurück. Das Gerät war vollkommen im Geldbündel verschwunden.
»Ein Q-Logger«, erläuterte sie. »Das ist ein GPS-Gerät.«
»Wenn du es sagst.«
»GPS heißt Global Positioning System. Einfach ausgedrückt wird es uns verraten, wo das Geld ist. Ich baue auch noch einen ins Futter der Tasche, aber das kennen die meisten Kriminellen. Normalerweise packen sie das Geld sofort in eine eigene Tasche um. Aber bei den vielen Scheinen werden sie nicht die Zeit haben, jedes Bündel zu durchsuchen.«
»Wie klein kann man die machen?«
»Die Q-Logger?«
»Ja.«
»Es gibt noch dünnere, das Problem ist allerdings die Stromversorgung. Man braucht eine Batterie. Und damit kommen sie für uns nicht in Frage. Ich brauche ein Signal, das man mindestens fünfzehn Kilometer weit empfangen kann. Der hier schafft das.«
»Und wohin wird es übertragen?«
»Du meinst, womit ich die Bewegungen verfolge?«
»Ja.«
»Meistens nimmt man einen Laptop, aber das Neueste ist das hier.« Rachel hob ein Gerät hoch, das ich aus der Medizin nur allzu gut kannte. Genau genommen glaube ich, ich bin der einzige Arzt auf der Welt, der keinen hat.
»Ein Palm Organizer?«
»Mit spezieller Verfolgungs-Software. Ich hab ihn immer dabei, wenn ich unterwegs bin.« Sie machte sich wieder an die Arbeit.
»Und was ist das andere alles?«, erkundigte ich mich.
»Überwachungsausrüstung. Ich weiß nicht, was ich davon brauchen kann, aber ich würde gern einen Q-Logger in deinen Schuh einbauen. Und eine Kamera an deinen Wagen. Ich will noch
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