Keine zweite Chance
FBI als Dienstkleidung verteilt werden?«
Tickner grinste: »Damit krieg ich die Mädels reihenweise rum.«
»Ja, in Verbindung mit Ihrem Elektroschocker.« Regan rutschte auf seinem Sitz herum. »Lloyd?«
»Mhm.«
»Ich kapier das nicht.«
Es ging nicht mehr um Sehhilfen und Gesichtsbehaarung.
»Wir kennen immer noch nicht alle Details«, sagte Tickner.
»Aber es wird immer mehr?«
»Ja, sicher.«
»Dann gehen wir das, was wir haben, noch mal durch, ja?«
Tickner nickte. »Erstens: Wenn das DNA-Labor, das Edgar Portman beauftragt hat, richtig liegt, ist das Kind noch am Leben.«
»Was eigenartig wäre.«
»Sehr. Aber es würde vieles erklären. Wer ist der erste Verdächtige, wenn ein entführtes Kind überlebt?«
»Der Vater«, sagte Regan.
»Und wessen Pistole ist auf mysteriöse Weise vom Tatort verschwunden?«
»Die des Vaters.«
Tickner zielte mit dem Zeigefinger auf Regan und klappte den hochgestreckten Daumen herunter. »Volltreffer.«
»Und wo war das Mädchen die ganze Zeit?«, fragte Regan.
»Versteckt.«
»Wow, Mannomann, das bringt uns jetzt echt weiter.«
»Nein, überlegen Sie mal. Wir haben Seidman beobachtet. Wir haben ganz genau aufgepasst. Das wusste er. Wo konnte er sein Kind also am besten verstecken?«
Regan merkte, worauf Tickner hinauswollte: »Bei der Freundin, von der wir nichts wussten.«
»Mehr noch, bei einer Freundin, die beim FBI gearbeitet hat. Eine Freundin, die unsere Arbeitsweise kennt. Die weiß, wie man eine Lösegeldübergabe organisiert. Und wie man ein Kind versteckt. Jemand, der Seidmans Schwester Stacy kennt und sie als Helferin gewinnen kann.«
Regan dachte darüber nach.
»Okay, angenommen, ich glaube das alles. Die beiden begehen dieses Verbrechen. Sie bekommen zwei Millionen Dollar und das Kind. Aber was dann? Sie warten achtzehn Monate? Und dann beschließen sie plötzlich, dass sie noch mehr Geld brauchen? Wieso?«
»Sie mussten warten, um den Verdacht zu zerstreuen. Vielleicht haben sie auch abgewartet, bis die Erbschaft anerkannt ist. Vielleicht
brauchen sie noch mal zwei Millionen Dollar zur Flucht. Ich weiß es nicht.«
Regan runzelte die Stirn. »Wir kreisen immer um denselben Punkt.«
»Und der wäre?«
»Wenn Seidman hinter dem Ganzen steckt, wie kommt es, dass er fast umgebracht worden ist? Das war keine Verpass mir einen, damit’s gut aussieht -Wunde. Er war klinisch tot. Die Sanitäter waren anfangs sicher, dass er hinüber ist. Hey, intern haben wir die ersten zehn Tage von einem Doppelmord gesprochen.«
Tickner nickte. »Das ist ein Problem.«
»Und außerdem, was zum Henker treibt er da jetzt? Ich meine, er fährt über die Washington Bridge. Glauben Sie, er hat sich gerade entschlossen, mit den zwei Millionen Dollar zu fliehen?«
»Wäre möglich.«
»Wenn Sie fliehen müssten, würden Sie die Maut mit Ihrem E-ZPass zahlen?«
»Nein, aber vielleicht weiß er nicht, wie leicht man das zurückverfolgen kann.«
»Hey, jeder Trottel weiß, wie leicht man das zurückverfolgen kann. Man kriegt die Rechnung per Post. Da steht drin, um welche Zeit man auf welcher Spur durchgefahren ist. Und selbst wenn er so dämlich war, das zu vergessen, dann ist da noch Ihre Ex-FBI-Agentin Rachel Wasweißich.«
»Rachel Mills.« Tickner nickte bedächtig. »Guter Einwand.«
»Danke.«
»Und was schließen wir jetzt daraus?«
»Dass wir immer noch keinen Schimmer haben, was hier eigentlich läuft«, sagte Regan.
Tickner lächelte. »Schön, sich wieder auf vertrautem Terrain zu bewegen.«
Tickners Handy klingelte. Er meldete sich. Es war O’Malley. »Wo sind Sie?«, fragte O’Malley.
»Gut einen Kilometer vor der Washington Bridge«, sagte Tickner.
»Drücken Sie auf die Tube.«
»Wieso? Was ist los?«
»Das New York Police Department hat gerade Seidmans Wagen entdeckt«, sagte O’Malley. »Er steht am Fort Tryon Park – ungefähr anderthalb, zwei Kilometer hinter der Brücke.«
»Kenn ich«, sagte Tickner. »Wir sind in weniger als fünf Minuten da.«
Heshy hatte schon gedacht, dass das alles etwas zu glatt lief.
Er hatte Dr. Seidman aus dem Wagen steigen sehen. Er hatte gewartet. Ansonsten war niemand ausgestiegen. Dann hatte er sich gerade vom Turm des alten Forts auf den Weg nach unten machen wollen.
Plötzlich hatte er die Frau entdeckt.
Er war stehen geblieben und hatte beobachtet, wie sie zu den U-Bahn-Fahrstühlen hinabging. Zwei Männer waren bei ihr. Das war nicht weiter verdächtig. Aber dann, als die Frau
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