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Keine zweite Chance

Keine zweite Chance

Titel: Keine zweite Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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einem roten Blitz. Ihre Augen rollten nach hinten. Aber Rachel gab nicht auf. Sie versuchte weiter, ihre Waffe zu ziehen. Der Mann hatte keine Wahl. Er ließ sie los.
    Luft.
    Ihre Atemwege waren endlich offen. Sie versuchte, nicht zu gierig danach zu schnappen, aber ihre Lungen hatten eigene Pläne. Sie konnte nicht aufhören.

    Die Erleichterung hielt nicht lange vor. Mit einer Hand hinderte der Mann sie, die Pistole zu ziehen. Mit der anderen versetzte er ihr einen mächtigen Schlag auf die Kehle. Rachel würgte und ging zu Boden. Der Mann nahm ihre Waffe und schleuderte sie zur Seite. Er ließ sich auf sie fallen. Das bisschen Luft, das sie gerade in die Lungen bekommen hatte, war wieder weg. Er setzte sich mit gespreizten Beinen auf ihren Oberkörper und griff nach ihrem Hals.
    In diesem Moment raste der Polizeiwagen vorbei.
    Plötzlich richtete der Mann sich auf. Sie versuchte, sich zu befreien, aber er war einfach zu schwer. Er zog ein Handy aus der Tasche und hielt es an den Mund. Schroff flüsterte er: »Abbrechen! Polizei!«
    Rachel versuchte, sich zu bewegen, versuchte, ihn zu irgendeiner Reaktion zu verleiten. Aber sie hatte keine Kraft mehr. Als sie nach oben blickte, sah sie, dass der Mann die Faust ballte. Die Faust kam auf sie zu. Sie versuchte, sich abzuwenden. Aber sie konnte nicht ausweichen.
    Der Schlag knallte ihren Kopf auf die Pflastersteine. Und dann wurde es um sie herum dunkel.

    Als Marc an ihr vorbeigegangen war, trat Lydia hinter ihm mit erhobener Pistole aus dem Gebüsch. Den Finger am Abzug, zielte sie auf seinen Hinterkopf. Der Abbrechen! Polizei! -Aufschrei in ihrem Ohrhörer erschreckte sie so, dass sie fast abgedrückt hätte. Aber ihr Verstand arbeitete schnell. Seidman ging immer noch den Weg entlang. Lydia wusste sofort, was zu tun war, alles stand ihr klar vor Augen. Sie warf die Pistole weg. Ohne Waffe gab es keinen Beweis für irgendwelche Missetaten. Man konnte die Pistole nicht mit ihr in Verbindung bringen, falls sie sie nicht gerade bei sich trug. Wie die meisten Schusswaffen, ließ sie sich nicht zurückverfolgen.
Und sie trug natürlich Handschuhe, so dass keine Fingerabdrücke darauf waren.
    Aber – ihre Gedanken rotierten immer noch – was sollte sie davon abhalten, das Geld mitzunehmen?
    Sie war eine anständige Bürgerin, die im Park spazieren gegangen war. Dabei konnte ihr doch wohl die Tasche aufgefallen sein? Wenn man sie damit erwischte, tja, dann war sie nur ein guter Samariter. Sie hätte das Geld natürlich unverzüglich bei der Polizei abgeliefert. Das war nicht strafbar. Sie ging kein Risiko ein.
    Nicht, wenn man berücksichtigte, dass in der Tasche zwei Millionen Dollar waren.
    Kurz wog sie das Für und Wider ab. Eigentlich war es ganz einfach. Nimm das Geld. Wenn sie damit erwischt wurde, na und? Es gab keinerlei Verbindung zwischen ihr und diesem Verbrechen. Die Waffe hatte sie weggeworfen. Das Handy auch. Natürlich könnte man es finden. Aber es würde sie weder zu ihr noch zu Heshy führen.
    Sie hörte ein Geräusch. Marc Seidman, der etwa fünf Meter von ihr entfernt gewesen war, rannte los. Gut, sollte er. Lydia ging zu dem Geld hinüber. Heshy kam um die Ecke. Sie ging weiter. Ohne anzuhalten nahm Lydia die Tasche vom Boden auf.
    Dann verschwanden Lydia und Heshy im Dunkel der Nacht.

    Ich stolperte weiter voran. Meine Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit, aber besonders viel sah ich noch nicht. Der Weg führte bergab. Er war mit kleinen Steinen gepflastert. Ich versuchte, nicht hinzufallen. Es wurde jetzt steiler und ich ließ mich von meinem Gewicht vorantreiben, so dass ich ziemlich schnell war, ohne direkt zu rennen.
    Rechts von mir erkannte ich den steilen Hang, von dem man
auf die Bronx hinuntersehen konnte. Tief unter mir glitzerten die Lichter.
    Ich hörte ein Kind schreien.
    Ich blieb stehen. Es war nicht sehr laut gewesen, aber da hatte eindeutig ein Kind geschrien. Es raschelte. Das Kind schrie noch einmal. Es war jetzt weiter entfernt. Das Rascheln stoppte, aber ich hörte das stetige Klatschen von Schritten auf Asphalt. Da rannte jemand. Mit einem Kind. Von mir weg.
    Nein.
    Ich lief los. Das Licht der fernen Straßenlaternen reichte mir, um dem Pfad folgen zu können. Vor mir sah ich den Maschendrahtzaun. Hier war man sonst nicht weitergekommen. Doch aus der Nähe erkannte ich, dass jemand mit einem Bolzenschneider ein Loch hineingeschnitten hatte. Ich schlüpfte hindurch und gelangte wieder auf einen Weg. Ich schaute nach

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