Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich...
Besteck, von anderen Küchenutensilien ganz
zu schweigen. Na das ist ja mal ein 6er im Lotto. Eine Küche ohne Werkzeug.
Klingt ganz nach einem Schildbürgerstreich oder einer von den Geschichten, in
denen mehrere Beamte beteiligt sind. Ich warte nur noch auf die Toilette ohne
Spülung. Gut, was soll‘s, Catia hat sich bei ihrem Streifzug durch die Stadt
mit Eike und Simone verabredet.
Der Rest von uns sagt ebenfalls zu, was bleibt uns auch
übrig? Gegessen werden muss ja schließlich etwas. Wir bestellen das übliche
Pilgermenü, ich gehe vorher noch mit meinem Spanischwörterbuch in die Apotheke.
„Ich hätte gerne einmal Hustenlöser“ klingt genauso komisch, wie es sich vor Ort
auf Spanisch bestellen lässt. Ich bastle mit mehreren Brocken Spanisch ganz
neue Wortzusammenhänge und entschließe mich, zusätzlich zu einer bildlichen
Darstellung, denn meine Worte vollends begreifen tut die Dame trotz allem Elan
nicht. Dann nickt sie, fragt mich nochmals etwas, das ich nicht wirklich
verstehe, und gibt mir Medizin. Flüssig ist es, riechen tut es nach Hustensaft,
aber es könnte auch ein Diuretikum sein. Wer weiß das schon und die Packung
gibt nicht viel her, zumindest für mich. Trust – Vertrauen soll ich. Also dann
mal los. Aber eines ist klar, ich soll 3 mal 60 ml am Tag nehmen. Da ist die
Flasche nach 1,5 Tagen leer. Also mache ich es wie alte Leute und verschreibe
mir eigene Dosen von 3 mal 15 ml am Tag. Artikel 3 des kölschen Grundgesetzes:
„Et hät noch immer jot jejange!“
Nach dem Abendessen gehen wir noch Mal kurz Wein für den
Nachtisch einkaufen und ein „paar“ Dinge für‘s Frühstück. Die Augen sind mal
wieder größer als der Magen und Alex, unser Sparfuchs, hat Wein für einen Euro
entdeckt. Also greifen wir tief in die Tasche und kaufen drei Flaschen. Zwei
schaffen wir am örtlichen Brunnen, die letzte fällt halbvoll um und auf den
Rest, der noch da ist, legt niemand gesteigerten Wert. Ergo fließt der letzte
Nüssel in den Park an die Blumen. Vielleicht wächst was Schönes draus. Die
Nacht wird stickig, zwei Mädels flüchten zum Schlafen in das Treppenhaus, ich
falle in einen unruhigen Schlaf und huste auch ohne Löser schon ganz gut.
13.06.: Portomarin – Palas de Rei (25,5km)
Mit Verlaub … der Morgen ist nach dieser bescheidenen Nacht
einfach totale, ihr verzeiht den Ausdruck – Scheiße! Der Husten ist da, mein
Hals tut weh, auf Reden habe ich weder Lust, noch funktioniert es wirklich. Das
einzig Lustige an diesem Morgen ist, dass Alex und ich, als wir Hand in Hand
über die Brücke marschieren, im Gegensatz zum „Hier und Jetzt“ in Köln am
Rudolfplatz eine wirklich gute Figur abgegeben hätten. Es ist gestern schon
aufgefallen, Alex hat mit der Höhe über dem direkten Abgrund wirklich zu kämpfen.
Der Anweisung meinerseits, als Kompensation der vor uns laufenden Person auf
einen Punkt zu starren, hilft überraschend. So ist der Running Gag geboren
„Stay focused – only one point!“ und zumindest Alex und ich wussten immer was
zu tun ist, auch wenn mal keine Brücke in Sicht war. An dieser Stelle übrigens
Danke Ninni, fürs Model gehen!
Das war aber auch wirklich das einzige Highlight am Morgen.
Es fängt gegen Mittag kräftig an zu regnen. Ich habe keine richtige Lust
weiterzugehen. Meine Laune ist im Keller. Ich bin froh, als durch den Regen
hindurch irgendwann das Schild „Bar“ zu lesen ist. Wir machen Pause, wärmen uns
auf, essen ein Menü aus bestelltem Bocadillo und selbst mitgebrachten Keksen
und Früchten. Hier ist das Gang und Gäbe, dass man auch seine selbst
mitgebrachten Speisen verzehrt. Ein am Anfang komisches Gefühl, aber ich habe
mich daran gewöhnt. An meinem ersten Tag in Köln nach dem Camino sitze ich im
Biergarten und sehe wie ein Kunde „abgemahnt“ wird, weil er nicht nur den
gekauften Kaffee trinkt, sondern auch ein Schluck seines mitgebrachten Wassers.
Je nach Lokalität auch ein Grund rauszufliegen, zumindest in Deutschland. Da
sind die Leute hier entspannter. Wir warten während der Pause das Ende des
wirklich heftigen Regengusses ab und belächeln – wir können nicht anders – eine
Frau, die mit einem pinken Turnbeutel auf dem Rücken ebenfalls das Restaurant
betritt. No boots, no backpack, no pilgrim … tourist! Sandy hat sich ebenfalls
noch einmal gemeldet. Er ist uns weiterhin voraus, vermisst uns aber so sehr,
dass er heute Abend zurück nach Palas de Rei fahren will, um mit uns zu Abend
zu essen. Eine echte
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