Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich...
Nikki
möchte mit – ist auch nach zehn Minuten und Katzenwäsche fertig. Annina lässt
uns ziehen und bevorzugt die Dusche. Draußen ist es diesig und der Himmel
öffnet gerade seine Pforten. Die Handtücher draußen vor dem Küchenfenster –
trocknen nicht wirklich, aber unser Dachflächenfenster haben wir nach der
Erfahrung gestern zugemacht.
Der Supermarkt bietet ein reichhaltiges Angebot. Wir
entscheiden uns für Eier, Oliven, Tomaten, Brot, Käse, Schinken, Kakao, Kaffee,
O-Saft und Wassermelone. Es wird noch einmal ein richtig gutes Mahl. Ein
wirklich entspannter Morgen, bis zu dem Zeitpunkt als die Eigentümerin um kurz
vor 12:00 anmerkt, dass es doch Zeit wäre, zu gehen. Jaja, das mit der Abreise
hatte ich verdrängt. Mein Kram liegt ja auch nur komplett verteilt auf dem
Bett. Alex war da pfiffiger. Er ist fertig. Gott sei Dank weiß ich nur nach 5,5
Wochen, was wohin gehört und die einzelnen Dinge liegen immerhin vorsortiert
auf unserer Schlafstätte. Alex möchte heute nach Muxia, einem Etappenziel was
die meisten Pilger empfehlen. Es muss wunderschön sein und weit abgelegen von
allem anderen. Ich hatte überlegt auch hinzufahren, aber anlässlich des Wetters
habe ich überhaupt keine Ambitionen irgendetwas zu tun. Wir gehen erst einmal
zur öffentlichen Herberge, um Nikki ihr Bett zu sichern. Sie bleibt noch ein
paar Tage hier und möchte zumindest die eine mögliche Nacht auf die öffentliche
Herberge und ihr kostengünstiges Angebot zurückgreifen. Die Herberge hat noch
nicht auf und so klären wir die Abfahrtszeiten für unseren Bus nach Santiago.
Annina und ich haben in dem gleichen Hostel wie letztes Mal für heute Abend
noch in Santiago Betten reserviert und auch schon bezahlt. Ich habe allerdings
dann erst heute zur Gänze begriffen, dass wir auch außerhalb der
Check-Inn-Zeiten dort auftauchen können, weil wir Zugangscode und alles andere
Benötigte schon bekommen haben. So kann ich meine ursprüngliche Planung, den
Bus um 16:45 Uhr nehmen zu müssen, verwerfen und ebenso wie Annina um 19:00 Uhr
abreisen. Durch meine Entscheidung nicht nach Muxia zu fahren, ist Alex zwar
nicht wirklich begeistert, denn auch keiner der anderen sieht sich bemüßigt,
heute dorthin zu gehen oder zu fahren, aber ich habe nun den ganzen Nachmittag
frei und kann einfach ausspannen. So stehen wir an der Bushaltestelle und haben
gerade geklärt, dass wir erst um 19:00 Uhr fahren. Alex entscheidet sich
übrigens spontan dazu, uns zu begleiten und will ebenfalls noch ein Bett
buchen, da kommt der morgendliche Bus aus Santiago an.
Aus der letzten Reihe lächelt mich ein blonder Schopf an …
Lena, unsere kniekranke Stuttgarterin aus San Bol. Was für eine Überraschung!
Wir plappern sofort los und ich erfahre, dass sie es noch eine ganze Zeit
langsam hat angehen lassen, allerdings nicht, wie damals schon Überlegungen
getätigt, abbrechen musste. Nach Finisterre ist sie der Vorsicht halber dann
doch mit dem Bus gefahren. Fantastisch, dass ich sie noch einmal sehe. Das
hätte ich nicht gedacht. Sie kommt direkt mit und stellt sich mit in die
Schlange der Herberge. Ein Bett wird sie hier nicht bekommen, die Herberge ist
den Fuß- und Radpilgern vorbehalten. Leute, die mit dem Bus anreisen, müssen
sich eine private Herberge oder einzelne Zimmer suchen. Aber sie wartet mit
uns. In der Schlange stehend, sind wir kurz vor Erhalt unserer Urkunden, als
ein fremder Pilger das Stänkern anfängt. Ich hatte Annina nach vorne
durchgewunken, die vor der Türe noch in ein Gespräch vertieft war. Angestellt hatten
wir uns alle zusammen. Dieser fremde Mensch, weder dem Englischen und schon gar
nicht dem Deutschen mächtig, sucht Streit und piekst Annina mit seinen
Laufstöcken, um sie nach hinten zu argumentieren. Die ersten Versuche, ihm zu
erklären, dass wir zuerst da waren, keines der begrenzten Betten benötigen und
sie zu uns gehört, geschehen ruhig. Als aber Annina an der Reihe vor der Hospitalera
steht, um die Urkunde ausfüllen zu lassen, geht das Gezeter von Neuem los. Er
nutzt seinen Vorteil des Spanischen und erzählt der Dame sonst was. Ihre Miene
wird finster, sie kann allerdings auch kein Englisch. Ihr Kollege hilft und
erklärt, dass Annina sich hinten anstellen müsse. Meine Möglichkeiten auf
Spanisch zu diskutieren, sind praktisch nicht vorhanden, die Englischen bei
weitem nicht so ausgeprägt wie mein rheinischer Wortschatz, aber die Stimmlage
scheint dann doch eindeutig zu sein, um zu umschreiben, was ich von
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