Keiner flirtet so wie du
aufgegangen. Kaum hatte dieser erfahren, dass seine Geliebte schwanger war, hatte er sie verlassen. Und keiner ihrer erbärmlichen Versuche, mit ihm in Kontakt zu bleiben, konnte etwas daran ändern, dass Roy nichts mit ihnen zu tun haben wollte.
Am Ende hatte ihre Liebe zu diesem eiskalten Mistkerl sie das Leben gekostet. Beim Tod seines Vaters, dessen Flugzeug in den Blue Mountains abgestürzt war, hatte Luca nichts empfunden. Doch als seine Mutter wenige Wochen später starb – an gebrochenem Herzen, wie er vermutete –, war er ohne einen Blick zurück aus Melbourne geflohen.
„Willst du es mal versuchen?“ Charli bot ihm ihre Schaufel an, eine unausgesprochene Frage in ihren schönen grünen Augen, und er verscheuchte die Bitterkeit aus seinen Gedanken, die einen Schatten auf diesen Tag zu werfen drohte.
„Nein danke, das überlasse ich lieber den Experten.“
Sie untersuchte ihre wunden Hände. „Von wegen Expertin“, meinte sie kleinlaut, und am liebsten hätte er die Blasen an ihren Handflächen fortgeküsst.
„Gib es zu. Dir gefällt es hier mindestens so gut wie Tiger.“
„Jetzt ist es raus.“ Ihre glänzenden Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, und es traf ihn wie ein Blitz.
Er war nicht dumm. Er liebte die Frauen, liebte lange Beine, üppige Kurven, kokette Blicke.
Aber irgendetwas an Charli berührte ihn. Vielleicht die durchscheinende Verletzlichkeit hinter der harten, professionellen Schale, ihre Schlagfertigkeit im Umgang mit Storm. Was auch immer es war, jedenfalls faszinierte sie ihn wie keine andere Frau zuvor, und bei dem Gedanken wäre er am liebsten mit fliegenden Fahnen nach London zurückgekehrt, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Doch auch er war professionell. Er hatte einen Job zu erledigen, und je eher sie diese Tournee hinter sich brachten, desto eher konnte er in das Leben zurückkehren, das er sich aufgebaut hatte: ein Leben ohne Komplikationen, ohne Gefühle, ohne Verpflichtungen.
Sie rammte ihre Schaufel in den Boden, stützte sich darauf ab und nickte unauffällig zu Storm hinüber. „Als ich erfuhr, dass Storm seinen unehelichen Sohn mit auf Tournee nimmt, habe ich mich auf ein unausstehliches Gör eingestellt, aber Tiger ist wirklich süß. Ganz anders als sein Vater.“
Er erstarrte. Dieses Wort. Unehelich . Er hasste es. Hatte es zu oft gehört, als Witz oder Beleidigung. Hatte als rebellischer Teenager jahrelang versucht, die Tatsache zu ignorieren, dass sein Vater – trotz aller Bemühungen seiner Mutter – nichts mit ihm zu tun haben wollte.
Bastard war noch die freundlichste Bezeichnung, die er auf der privaten Jungenschule, für die sein Großvater bezahlte, ertragen musste.
Erschrocken weitete Charli die Augen. „Tut mir leid, das war unangebracht. Ich wollte nicht …“
„Vergiss es.“
Sie biss sich auf die Unterlippe und trat von einem Bein aufs andere. „Macht es dir etwas aus?“, platzte sie schließlich heraus.
„Dass ich kein echter Landry bin? Sondern das uneheliche Kind des berühmten Roy Landry?“
Dass die ganze Familie – bis auf seinen Großvater – nichts von ihm wissen wollte? Dass Roy ihn ignorierte, wenn seine Mutter ihn auf der Straße ansprach? Dass man ihn bei der Beerdigung seines Vaters rausgeschmissen hatte? Dass er auf der Schule verspottet wurde, weil er keinen Vater hatte?
Kopfschüttelnd unterdrückte er den alten Groll, der gefährlich nah unter der Oberfläche brodelte.
„Meine Mutter war so dumm, sich absichtlich von einem verlobten Mann schwängern zu lassen, um ihn an sich zu binden. Roy hätte sie nie geheiratet. Obwohl er sie fallen ließ wie eine heiße Kartoffel, hörte sie nicht auf, ihn zu lieben. Ihr ganzes Leben versuchte sie, ihn dazu zu bringen, sie wahrzunehmen, und mich.“
Die Traurigkeit in ihrem Blick schmerzte ihn mehr als ihr Mitleid.
„Auf ihre Weise hat Mum mich geliebt, aber Roy war alles für sie. Ich wusste nie, ob sie wirklich ein Kind wollte oder ob sie mich nur brauchte, um an Roys Vermögen zu kommen. Aber was auch immer ihr Motiv gewesen sein mag, ich habe so ziemlich jede Achtung vor ihr verloren, als sie nicht aufhörte, ihm nachzulaufen.“
Er presste die Lippen aufeinander, bereute, dass er so viel von sich preisgegeben hatte. Warum hatte er bei dieser Frau nur das Gefühl, sie schon sein ganzes Leben zu kennen?
„Ich hatte ja keine Ahnung …“
„Ja, ich bin das kleine schmutzige Geheimnis der Landrys.“ Und obwohl er die Vergangenheit hinter sich
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