Keiner flirtet so wie du
gelassen und es so weit gebracht hatte, schmerzte die Wahrheit noch immer. „Aber ich habe dich mit meiner Familiengeschichte genug gelangweilt. Die Arbeit ruft.“
Sie zögerte, offenbar unentschlossen, ob sie ihn trösten sollte. Zu seiner großen Erleichterung reichte sie ihm stattdessen ihre Schaufel.
„Hier, Mr Finanzgenie, jetzt zeig mal, was du draufhast.“
Als sie ihm wissend zublinzelte, stieg sie in seiner Achtung noch mehr. Die meisten Frauen, die er kannte, hätten so eine pikante Geschichte nicht einfach auf sich beruhen lassen. Sie hätten nachgebohrt, begierig nach Klatsch und Tratsch, versucht, seine kühle Zurückhaltung zu durchbrechen.
Charli war anders. Sie respektierte seine Privatsphäre, und dafür bewunderte er sie.
„Hey, sieh mal, ich habe Gold gefunden!“ Begeistert hüpfte sie auf und ab, freute sich wie ein Kind, das zum ersten Mal den Weihnachtsmann sah.
„Zeig her.“
„Da.“
Er spähte in ihre Siebpfanne und musste ein Grinsen unterdrücken, als er den winzigen Fleck entdeckte, kaum größer als eine Ameise. Doch als er aufblickte und ihr triumphierendes Lächeln sowie ihre strahlenden Augen sah, verkniff er sich eine spitze Bemerkung.
„Gut gemacht“, lobte er stattdessen, rammte die Schaufel in den Sand und reckte den Hals, um die Verspannungen in seinem Nacken zu lösen. „Tiger wird entzückt sein. Was machen wir als Nächstes?“
„Nach der Besichtigung der unterirdischen Mine wollten Storm und Tiger eine Kutschfahrt unternehmen und sich dann die Goldschmelze ansehen. Und das Schönste kommt am Schluss.“
Verständnislos sah er sie an.
„Der Bonbonladen.“ Genüsslich strich sie sich mit der Handfläche über den Bauch, und erneut flammte Verlangen in ihm auf. Ihre Blicke trafen sich, und da war sie wieder, diese unsichtbare Spannung zwischen ihnen, die magnetische Anziehungskraft, die sie gegen ihren Willen gefangen hielt.
Er rechnete damit, dass sie seinem Blick auswich, irgendeine Entschuldigung murmelnd, doch sie stand einfach da, ein leidenschaftliches Funkeln in den Augen, die Wangen leicht gerötet.
„Weißt du, was ich glaube?“
Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Unterlippe. „Was?“
„Wir sollten den ganzen Kram lassen und gleich zum Schönsten kommen.“
Er redete nicht vom Bonbonladen, und sie wusste es. Ihr Blick wanderte zu seinen Lippen, verweilte dort, sodass er den Mut fand, eine Hand um ihren Taille zu legen und sie an sich zu ziehen, bis ihre Körper sich aneinanderschmiegten.
Sie wehrte sich nicht. Stattdessen seufzte sie leise, und dieses Seufzen traf ihn unerwartet mitten ins Herz.
Oh nein.
Sein Herz war normalerweise das letzte Organ, das sich meldete, wenn er eine schöne Frau in den Armen hielt. Doch irgendetwas an Charli weckte in ihm zärtliche Gefühle. Der Gedanke reichte, um ihn zur Besinnung zu bringen.
Er hauchte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Lippen und ließ sie los. „Storm und Tiger kommen jede Sekunde zurück, und ich lenke dich von der Arbeit ab.“
Wut funkelte in den goldenen Flecken des grünen Ozeans ihrer Augen auf, bevor sie jede Spur von Gefühlen wegblinzelte. Doch ihre Enttäuschung war fast greifbar, als sie ein Notizbuch aus ihrer Hosentasche zog und vorgab, etwas darin nachzusehen.
Er benahm sich genauso taktvoll wie sie ein paar Minuten zuvor, indem er ihr Zeit ließ, sich zu sammeln. Innerlich fluchte er.
Normalerweise war er schlauer. Er zeigte nie Gefühle. Gefühle waren eine Einbahnstraße in die falsche Richtung, und er hatte nicht vor, die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen.
Was auch immer zwischen ihm und Charli lief – und es würde etwas laufen, da gab es keinen Zweifel –, er würde dafür sorgen, dass es unbeschwert blieb, dass sie genau wusste, woran sie bei ihm war.
Schließlich musste er seinen Ruf als Playboy verteidigen, einen Ruf, der es ihm erlaubte, das Leben zu führen, das er wollte: ein Leben ohne Beziehungen, ohne Gefühle.
Und er würde alles dafür tun, dass es so blieb.
5. KAPITEL
Zielstrebig steuerte Charli den Bonbonladen von Souvereign Hill an, ohne sich umzudrehen und zu sehen, ob Luca ihr folgte.
In der vergangenen Stunde hatte es sie ihre ganze Willenskraft gekostet, nicht handgreiflich zu werden. Oh, sie war ein Ausbund an zivilisierter Professionalität gewesen. Hatte Begeisterung vorgetäuscht, als sich Storm und Tiger für die Kutschfahrt und die Besichtigung der Goldschmelze zu ihnen gesellten, doch innerlich kochte sie
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