Keiner wie er (German Edition)
zuvor zu einem Fremdwort. Die Arbeit in der Klinik fraß ihn auf, die WHO klopfte einmal wöchentlich wegen irgendeinem Mist bei ihm an und er überlegte ernsthaft, eine zusätzliche Einheit für die ÄOG einzuschieben. Man konnte nie genug tun.
Kurz darauf ließ er den Raum mit dem Zierfernseher und der Ziercouch hinter sich und ging in die riesige und hochmodern eingerichtete Küche. Obwohl sich Daniel bereits öfter gefragt hatte, was er damit eigentlich wollte. Soweit er sich zurückerinnern konnte, wurde dort maximal fünfmal im Jahr gekocht. Und immer übernahmen das andere Leute, nicht er.
Entweder Edith oder Chris und Carmen, manchmal sogar Tom und Fran, was Daniel regelmäßig um die teure Chromausstattung fürchten ließ. Zwar ein begnadeter Koch, erwies sein Schwager sich im pfleglichen Umgang der dafür erforderlichen Möbel und Utensilien als nicht halb so begabt. Schon seit Längerem argwöhnte Daniel, dass Fran ihren Mann deshalb immer zu ihm schickte, wenn der mal wieder seine Küchenchefallüren ausleben wollte. Ihre Küche war jünger und wurde häufiger benötigt ...
Seufzend brühte er sich an der High-Tech-Kaffee-Brüh-Pad-Maschine seinen Morgenkaffee, der eigentlich einen Mittagskaffee darstellte. Heute stand die ungeliebte Nachmittagsschicht an, er musste erst um vier in der Klinik sein.
Dann blickte er ziemlich müde vor sich hin.
Was führte er doch für ein phantastisches Leben!
Dem Club hatte er bereits seit Ewigkeiten keinen Besuch mehr abgestattet. Genau genommen seit jenem traumhaften Abend, an dem er ihn aufgrund äußerer, ungeplanter und absolut widriger Einflüsse früher verließ. Seither fehlten ihm Zeit und auch Lust, einen erneuten Versuch zu wagen.
Manchmal, wenn Daniel so ganz allein in seiner Küche saß und über sein Leben und die geniale Zukunft nachdachte, die vor ihm lag, verspürte er den unwiderstehlichen Wunsch, die Tasse mit dem High-Tech-Super-Kaffee gegen die wundervoll geflieste Wand zu schmettern, dieses verdammte Appartement zu verlassen, die Klinik und die Stadt gleich mit, und irgendwo, an einem Ort auf dieser Welt, den er nicht kannte, noch einmal von vorn zu beginnen.
Verdammt!
Okay, derartige rebellische Gedanken kamen ihm nicht häufig.
Eigentlich nur in dieser verdammten einsamen Küche und er ging ihnen nie wirklich nach.
Kindisch – üblicherweise verhielt Daniel sich nicht derart. Trotzig – ohne Worte. Irrational – auch das gehörte üblicherweise nicht zu seinen Eigenschaften.
Daher trat er eine gute Stunde später aus seinem Appartement und fuhr in die Klinik. Um dorthin zu gelangen, nahm er immer die Subway, obwohl er sehr wohl über einen Wagen verfügte. Doch in dieser Stadt ergab es keinen Sinn, sich den verdammten Stau anzutun, der nie wirklich zum Erliegen kam. Müde lehnte er den Kopf gegen die Scheibe und schloss die Lider, stieg kurz darauf um, dann ein weiteres Mal – wie immer – und trat zwanzig Minuten später ebenso energielos in sein Büro. Jenes diente eigentlich nur dazu, hin und wieder ein paar Unterschriften zu leisten und seinen Mantel ordnungsgemäß auf den vorhandenen Bügel zu hängen.
Daniel setzte sich hinter seinen Schreibtisch und ging gedanklich die heutigen OP-Termine durch. Der Erste stand in einer Stunde an, Mrs. Stone verlangte es dringend nach einer neuen Nase.
Und schließlich widmete er sich seufzend den wenigen Unterlagen, die Maggie bereitgelegt hatte.
Er zeichnete alles gegen, was es gegenzuzeichnen galt, ohne sich die Mühe zu machen, es vorher zu prüfen. Maggie kam mit dem Kram bedeutend besser klar als er. Auf diese Art verkaufte Daniel zwar regelmäßig seine Seele an diese Frau, doch die hatte ihm mehrfach glaubhaft versichert, dies nie über Gebühr auszunutzen. Ihm blieb nichts anderes, als ihr zu trauen.
Daniel gelangte zum letzten Dokument auf seinem Tisch und stöhnte, als er sah, dass es sich um eine Mappe handelte.
Von Zeit zu Zeit schmuggelte Maggie derartige Dinge ein. Immer, wenn sie meinte, dass dringend irgendetwas verändert werden musste. Entweder die Geräte drohten zu veralten oder die Fensterputzer wurden zu teuer und sie wollte ein anderes Unternehmen anheuern. Im Grunde scherte sich Daniel um so etwas nicht. Nur leider wurde er auf diese Art gezwungen, sich mit der jeweiligen Materie genauer zu befassen.
Also in der Theorie zumindest.
Meistens tat er so, als hätte er es gelesen und nickte es einfach ab. Weshalb er in Wahrheit nicht genau wusste, welche Firma
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