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Keiner wird weinen

Keiner wird weinen

Titel: Keiner wird weinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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Schritt in Richtung Küche und rief: »Valentin!«
    »Ja-ha?« antwortete eine fröhliche Stimme.
    »Hier interessiert sich jemand für Sie.« Vera stand bereits in der Küchentür. »Fjodor möchte brennend gern Ihre Koordinaten
     haben, geniert sich aber, selber danach zu fragen.«
    »Kein Problem. Geben Sie ihm meine Pagernummer, die haben Sie doch.«
    »Nein«, sagte Fjodor entschieden, »ich brauche die Telefonnummer, ein Pager nützt mir nichts.«
    »Warum nicht?« Der Computerfachmann kam aus der Küche und sah ihn erstaunt an.
    »Das ist eine einseitige Verbindung. Das ist unzuverlässig. Ich bin für Eindeutigkeit.«
    »Haben Sie so was schon mal gehört, Vera?« Der Computerfachmann lachte.
    »Nehmen Sie’s ihm nicht übel, Valentin.« Vera seufzte. »Fjodor ist im Grunde sehr schüchtern, darum ist er manchmal nicht
     sehr höflich. Das ist keine Unverschämtheit, das ist Schüchternheit.«
    »Wenn ich Sie meiner Firma empfehle, dann muß ich wissen, wer Sie sind und woher Sie kommen. Computer enthalten Informationen,
     an die man nicht jeden x-beliebigen ranläßt«, erklärte Fjodor kühl.
    Veras Bemerkung schien er überhört zu haben.
    »Entschuldigen Sie, aber ich habe Sie nicht gebeten, mich Ihrer Firma zu empfehlen«, erwiderte der Computerfachmann gelassen.
    »Brauchen Sie etwa kein Geld?« fragte Fjodor erstaunt. »Sie müssen doch an Kunden interessiert sein.«
    »Aber nicht an solchen, die mich überprüfen wollen.«
    »Haben Sie denn was zu verbergen?«
    »Fjodor, hör jetzt bitte auf«, mischte Vera sich ein, »das ist wirklich keine Art. Der Mann ist hier, um meinen Computer zu
     reparieren, und du verhörst ihn. Es reicht.«
    »In der Tat«, sagte der Computerfachmann und lachte spöttisch. »Nun gebe ich Ihnen meine Koordinaten aus Prinzip nicht.«
    Statt darauf zu antworten, maß Fjodor ihn nur mit einem langen, düsteren Blick, dann küßte er Vera auf die Wange, als wäre
     nichts geschehen.
    »Tschüß, Vera, bis morgen.«
    Als die Tür hinter Fjodor zugefallen war, nahm Anton die alberne quadratische Brille und das gepunktete Halstuch ab und steckte
     beides in die Tasche.
    »Und der Ring?« fragte eine Kinderstimme hinter ihm.
    Anton streifte den massiven Silberring vom Finger und lächelte Sonja an.
    »Na, wie sehe ich aus – wie einer, der mit lebender Ware handelt, oder wie ein Computerfachmann?«
    »Wie ein negativer Held aus einer mexikanischen Fernsehserie«, sagte Sonja und lächelte zurück.
    Ein Pager piepste, und Matwej, der die ganze Zeit friedlich unterm Tisch gedöst hatte, bellte aufgeregt.
    Den Pager hatte Anton sich von Galja ausgeliehen, der Frau des Duma-Abgeordneten. Er hatte sie lange überreden müssen.
    Anton drückte auf den Knopf und las: »Wo bist du? Bring mir meinen Piepser zurück. Kannst auch über Nacht bleiben.«
    »Ich habe ihn noch nie gesehen«, sagte Anton leise zu Vera, »und er mich auch nicht, noch nie. Aber er war mir gegenüber sehr
     mißtrauisch. Komisch. Wirkte doch eigentlich alles ganz echt, oder?«
    Der Pager piepste erneut. Diesmal wandte sich der Abgeordnete an seine liebe Frau Galja: »Kätzchen, vergiß nicht, meine Fische
     zu füttern. Bin morgen Mittag zurück. Kuß, dein Mäuserich.«
    »Ja, da haben Sie leider recht«, sagte Vera, als Anton die intime Nachricht des Abgeordneten gelesen und den Pager wieder
     in die Hülle gesteckt hatte. »Das schlimmste wardiese Schwindelei wegen der angeblichen Computerprobleme der Firma, die er bewacht. Wissen Sie, das war irgendwie so nachlässig
     gelogen, so dreist und undurchdacht. Das hat er früher nie getan. Bald wird er mit offenen Karten spielen. Er wird sich nicht
     mehr mühsam Märchen ausdenken, er wird einfach handeln. Aber wie und mit welchem Ziel? Ich verstehe es nicht. Sie?«
    »Ich werde versuchen, etwas herauszufinden.«
    Wieder ertönte das aufdringliche Piepsen.
    »Du könntest wenigstens anrufen. Du hast kein Gewissen.«
    Ohne Unterschrift. Klar – das kam von Galja.
    »Verdammt, ich muß den Pager zurückbringen. Er ist nur geborgt, und nun hab ich keine Ruhe, bis ich ihn zurückgegeben hab.
     Vera, ich fahre jetzt nach Hause und rufe Sie in einer Stunde an. Ich habe eine bestimmte Vermutung … Aber ich muß erst einmal
     nach Hause fahren und etwas überprüfen.«
     
    Das Telefon klingelte nach vierzig Minuten. Antons Stimme verriet Vera, daß die Sache noch ernster war als vermutet.
    »Er will mich. Aber Sie wird er jetzt wohl auch nicht mehr in Ruhe lassen. Wir

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