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Keiner wird weinen

Keiner wird weinen

Titel: Keiner wird weinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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verklickert. Mit sämtlichen Details, wie er es verlangte. Aber Sie wühlen wohl auch gern
     in anderer Leute schmutziger Bettwäsche rum, ja?«
    »Ganz und gar nicht«, bekannte Malzew offen, »aber es muß sein. Intime Details interessieren mich nicht. Ich will vor allem
     eines wissen: Hatte Ihr Mann eine andere Frau?«
    »Ganz bestimmt«, fauchte Inna, »und nicht nur eine.«
    »Ach ja? Nicht nur eine?«
    »Na ja, ich hab sie nicht gezählt. Außerdem, wenn es viele sind, ist es nicht so kränkend. Es ist natürlich eklig, unhygienisch
     sozusagen. Aber für die Ehe ist eine Ständige gefährlicher …«
    »Hat er Ihnen gesagt, wohin er wollte und wann er zurückkommt?«
    »Er hat kein Wort gesagt. Aber er ist zu ihr gegangen.«
    Aha, es gab also doch eine Ständige, registrierte Malzew und fragte sanft: »Warum glauben Sie das?«
    »Weil er ging, ohne ein Wort zu sagen.«
    »Komische Logik.« Malzew zuckte die Achseln. »Normalerweise sind Männer in so einem Fall eher redselig, schwindeln irgendwas
     zusammen.«
    »Na, Sie müssen ja wissen, wie Männer sich in so einem Fall verhalten«, bemerkte Inna sarkastisch. »Die einen schwindeln,
     die anderen schweigen. Aber eine normale Ehefrau spürt das immer.«
    »Gut, ich verstehe, das Thema ist Ihnen unangenehm. Entschuldigen Sie, noch eine letzte Frage: Was wissen Sie über diese Frau?«
    »Nichts. Fragen Sie Sawjalow, den Eigentümer des Verlags. Von dem können Sie alles haarklein erfahren, mitsamt Telefonnummer.
     Aber ich weiß nicht Bescheid und will es auch nicht wissen.«
     
    »Bei uns war heute jemand von der Miliz«, sagte Sonja und sah Fjodor an.
    »Ja?« Für einen Augenblick versteinerte sein Gesicht, doch er hatte sich sofort wieder in der Gewalt, hielt Sonjas durchdringendem
     Blick stand und lächelte sogar. »Interessant.«
    »Stimmt, war wirklich interessant«, bestätigte Sonja. »Er hat sich übrigens nach Ihnen erkundigt.«
    »Sonja!« rief Nadeshda aus der Küche. »Die Suppe wird kalt. Komm jetzt essen!«
    »Ich komme!« rief Sonja zurück, den Blick noch immer auf Fjodor gerichtet.
    »Warte mal«, sagte er leise, »nicht so eilig. Wer war da, und was hat er gefragt?«
    Sie standen im Flur und schauten sich an. Fjodor war gerade erst gekommen, er hatte sich noch nicht einmal die Schuhe ausgezogen.
     Sonja hatte auf sein Klingeln geöffnet, und dabei war ihr spontan die Idee gekommen, ihm von der Miliz zu erzählen. Um zu
     sehen, wie er darauf reagierte.
    Er reagierte genau so, wie sie vermutet hatte.
    »Gar nichts«, sie drehte sich um und lief in die Küche. »War nur ein Witz!«
     
    Vera saß am Computer und blickte konzentriert auf den Bildschirm. In trübem, milchigem Weiß schwammen bizarre kleine Figuren.
    Fjodor trat hinter sie, beugte sich zu ihr hinunter, hob ihr Haar an und küßte sie auf den Nacken.
    »Hallo.« Mit einer leichten Kopfbewegung entzog sie sich ihm.
    »Was ist los?« fragte er und wollte sie umarmen.
    »Nicht, Fjodor, laß das«, sagte sie ruhig, »faß mich jetzt nicht an. Okay? Mama und Sonja sind in der Küche und essen, du
     kannst dich dazusetzen.«
    »Ich bin nicht hungrig.« Er ließ sich in einen Sessel nieder. »Vera, erklär mir bitte, was los ist.«
    »Nichts.« Endlich drehte sie sich zu ihm um und sah ihn an. »Nichts ist los. Ich hab Probleme mit dem Computer. Ich muß einen
     Fachmann rufen.«
    »Erst schließt du dich ein, dann läufst du weg, ohne mir was zu erklären. Nun wendest du dich ab und willst nicht mit mir
     reden. Was soll das, Vera?«
    »Entschuldige, aber ich muß jetzt wegen des Computers anrufen. Danach erkläre ich es dir.«
    Sie ging in den Flur, wählte eine Nummer und sagte: »Guten Tag. Valentin, hier ist Vera Saltykowa. Ich glaube, ich habe schon
     wieder einen Virus. Kommen Sie doch bitte vorbei, so bald Sie können. Die Adresse haben Sie ja. Vielen Dank.«
    Vera sprach laut, Fjodor verstand jedes Wort.
    Sie kam zurück ins Zimmer und wollte sich wieder an ihren Schreibtisch setzen, doch Fjodor hielt sie am Arm fest und zog sie
     auf seinen Schoß.
    »Nicht«, sagte Vera leise, »Mama oder Sonja können jeden Moment hier auftauchen.«
    »Na und? Meinst du, sie ahnen nicht, wie wir zueinander stehen?« Seine Hände waren schon unter ihrer Bluse.
    »Sonja ist noch ein Kind und Mama eine alte Frau. Natürlich ahnen sie es, aber deshalb müssen wir es ihnen noch lange nicht
     offen demonstrieren.«
    Vera wollte sich von seinem Schoß erheben, doch er hielt sie sehr fest, zu

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