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Keiner wird weinen

Keiner wird weinen

Titel: Keiner wird weinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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besser geklappt, als Kljatwa erwartet hatte. Skwosnjak hatte sich plötzlich für diese Kurbatows interessiert,
     für die Toten wie für die Lebenden. Kljatwa hatte nur so von der Frau mit den trockenen Augen angefangen, bloß um irgendwas
     zu reden. Mit Skwosnjak war nicht gut schweigen, da wurde ihm immer ganz mulmig. Und dann hatte er auf einmal auf die Kurbatows
     angebissen. Hatte alles wissen wollen, sogar Adresse und Telefonnummer. Schade, daß er die nicht besaß. Er hätte sie ihm ohne
     Zögern gegeben. Wäre ein prima Köder gewesen. Aber egal, so war’s auch nicht schlecht. Ganz klar, Skwosnjaks Interesse war
     echt gewesen. Wie das Leben manchmal so spielte! Nun konnte man mit Hilfe des Kurbatows, der noch lebte, Skwosnjak fangen.
     Und er, Kljatwa, war fein raus. Skwosnjak hatte ihn gesund und munter verlassen und obendrein noch einen Köder geschluckt.
     Dafür würden sie Kljatwa nicht nur verzeihen, daß er nicht gleich angerufen hatte, dafür würden sie ihm noch eine Prämie zahlen.
     Jawohl, er verdiente eine Prämie für sein schlaues Vorgehen und für die wertvolle Information.
    Kljatwa trank genüßlich einen Schluck Kaffee und zündete sich eine Zigarette an. Er war so in Gedanken versunken, daß er das
     leise Knirschen im Türschloß nicht hörte. Im nächsten Augenblick war sein Gesicht in namenlosem Entsetzen verzerrt. Er konnte
     nicht einmal mehr Luft holen, geschweige denn schreien. Seine Kehle wurde mit einem einzigen harten Handkantenschlag zertrümmert.

Fünfzehntes Kapitel
    »Er ist weggelaufen!« Sonja weinte, an Matwejs Leine nestelnd. »Da war eine Promenadenmischung, die beiden haben gespielt,
     und ich hab geschaukelt, gar nicht lange. Und auf einmal war Matwej weg. Ich bin rumgelaufen und hab ihn gesucht …«
    »Beruhige dich, Sonja, hör auf zu weinen.« Vera wischte ihr mit einem Taschentuch die Tränen ab. »Das ist schon öfter vorgekommen.
     Manchmal findet Matwej eine Freundin und läuft weg, aber er ist immer zurückgekommen. Er kennt den Weg nach Hause. Außerdem
     hängt an seinem Halsband ein Schild mit unserer Telefonnummer … O Gott! Die Nummer stimmt ja nicht mehr! Ich hab vergessen,
     ein neues Schild machen zu lassen.«
    »Siehst du.« Sonja schluchzte. »Er wird sich verlaufen, dann nimmt ihn jemand mit und kann uns nicht einmal erreichen. Und
     wenn er überfahren wird? Ich bin schuld! Ich hätte ihn nicht ohne Leine rumlaufen lassen dürfen. Komm, wir suchen ihn zusammen.«
    »Klar, das machen wir. Du bist nicht schuld. Matwej ist ein Jagdhund, er braucht Auslauf; wenn man ihn nicht von der Leine
     läßt, kann er krank werden.«
    Vera stopfte sich das T-Shirt in die Jeans, zog weiche Wildlederschuhe an, nahm Sonja an die Hand und ging mit ihr hinaus.
    Vera und Sonja liefen durch alle umliegenden Straßen, fragten Passanten, riefen einzeln und im Chor: »Matwej! Matwej!« Aber
     den Hund fanden sie nicht. Ab und zu sagte jemand, er habe gerade einen Irischen Setter vorbeilaufen sehen, er sei im Hof
     da drüben verschwunden.
    Inzwischen war es dunkel. Sie mußten nach Hause gehen. Vera war sehr besorgt – erstens, weil sie die Telefonnummer am Halsband
     nicht erneuert hatte, und zweitens, weil ihr Haus seit kurzem eine Eisentür mit Wechselsprechanlagehatte. Früher war Matwej nach Hause gelaufen, hatte mit der Pfote die Tür geöffnet, war in sein Stockwerk gerannt und hatte
     vor der Wohnungstür gebellt. Nun aber würde er nicht mehr ins Haus kommen.
    »Bitte, laß uns noch ein bißchen suchen!« Sonja wollte nicht ohne den Hund nach Hause.
    »Gut!« willigte Vera seufzend ein. »Noch eine Runde um den Hof, aber dann ist Schluß.«
    »Und morgen stehe ich ganz früh auf und suche weiter!«
    Sie machten eine Runde, dann noch eine, liefen abermals mehrere umliegende Straßen ab.
    »O Gott, Mama dreht bestimmt schon durch!« sagte Vera plötzlich. »Schluß jetzt, ab nach Hause, sofort.«
     
    Vera spülte Sonja mit Wasser aus einer Schöpfkelle ab und versuchte noch immer, sie und sich selbst zu beruhigen.
    »Wir bekommen ihn schon wieder, das spüre ich. Wir hängen überall Zettel auf, ich drucke gleich dreißig Stück aus, dann wird
     ihn jemand finden und anrufen.«
    »Geht Matwej denn mit einem Fremden mit? Er ist schließlich ein Rassehund, und die sind teuer. Vielleicht hat ihn ja ein Penner
     entführt und will ihn auf dem Markt verkaufen?« Sonja saß zusammengekrümmt in der Wanne, ganz klein, dünn und sehr unglücklich.
    »Das glaube ich

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