Keinesfalls Liebe (German Edition)
mich ihm in die Arme zu werfen, um das Ausziehen für ihn zu übernehmen.
Der Fluchtreflex siegte.
Ich stürzte auf die Tücher zu, schnappte mir ein Weißes und schloss mich in meinem Zimmer ein. Zitternd und mit glühenden Wangen zog mich aus und wickelte mir das Tuch so fest um die Hüften, dass man es aufknoten müsste. Auf keinen Fall würde ich das Risiko in Kauf nehmen, dass es mir von den Hüften glitt. Das wäre grässlich.
Für mich war dieses Tuch ein wahres Gottesgeschenk.
Ich sah aus wie ein waschechter Grieche, als ich wieder ins Wohnzimmer kam. Zu meiner großen Erleichterung hatte Daniel sich auch ein Tuch um die Hüften gebunden.
„So. Schön.“ Celine strahlte. „Daniel, nimm ihn doch bitte in den Arm, ja? Und du, lehn’ dich bitte an ihn, Jo.“
Ich sah ihr an, wie viel Überwindung es sie kostete, das von mir zu verlangen. Ihr Blick war entschuldigend, aber ich lächelte leicht … und schmiegte mich an Daniels warme, breite Brust.
Sofort umschlangen mich seine Arme, sein Kinn ruhte auf meinem Scheitel. Wir passten körperlich perfekt zusammen. Ich schloss unwillkürlich die Augen; Celine, das Wohnzimmer, die Welt und einfach alles um mich herum verschwand, ich spürte nur noch Daniel und hörte nur noch unseren Atem und das schöne Geräusch von Bleistift auf Papier.
Ganz wie ich erwartet hatte, konnte Daniel seine Finger nicht bei sich lassen. Zuerst war es nur ein gemeines Piksen in die Seite, das mir zweimal ein leises Quietschen entlockte. Erst als ich seine Finger an meinem Po spürte, wurde ich trotzig und schlug ihm auf die Hand. Er schniefte, als hätte ich ihn beleidigt.
Ein paar Minuten später – das Stehen wurde so langsam unangenehm – flüsterte er mir rau ins Ohr, zweifelsohne auch, um mich zum Lachen zu bringen: „Ich hab zwar nichts dagegen, dass du dich an mich kuschelst, aber wenn du so weiter machst, reiß‘ ich dir das Tuch von den Hüften, schleppe dich in dein Zimmer und zeig dir dann mal, was noch typisch Griechisch ist! Rate mal …“
Mir entwich ein hilfloses Kichern, und ich biss mir rasch auf die Hand.
Noch einmal zwickte Daniel mir in den Po, aber ich rührte mich demonstrativ nicht.
„Wunderbar!“ Celines zufriedener Ausruf ließ mich zusammenfahren. „Danke, Leute. Ihr seid perfekt.“
Daniel grinste auf mich herab und tätschelte mir gutmütig den Po. „Das wissen wir, stimmt’s, Rotschopf?“
Ich ließ ihn los, murmelte ein „Ja“ und verkroch mich in meinem Zimmer, um mich wieder anzuziehen. Kurz darauf ging ich wieder ins Wohnzimmer, wo Daniel, vollständig angezogen, über Celines Schulter hinweg die Skizzen musterte.
„Ist echt gut geworden“, sagte er gerade.
„Danke.“ Celine strahlte ihn halb freudig, halb überrascht an.
Als Daniel in den Flur gehen wollte, bemerkte er mich und grinste. „Bis Montag.“
„Ja, leider“, erwiderte ich knurrend.
Daniel blieb auf halbem Weg stehen und seufzte. „Jo, sei doch nicht so.“
„Ich hab keine Ahnung, wovon du redest.“
„Du tust es schon wieder.“
„Was denn?“
„Dich selbst und mich anlügen.“ Daniel zwinkerte mir zu. „Bald hab ich dich geknackt. Da bin ich mir sicher.“
Ich stürmte auf ihn zu und schob ihn unter deftigen deutschen Flüchen, von denen er bestimmt nur die Silben mit ‚…scheiß…‘ verstand, durch den Flur, riss die Tür auf und stieß ihn raus. Lachend wandte er sich mir noch einmal zu.
„Du hast ganz schön Kraft. Ich freu mich drauf herauszufinden, wie viel davon in deinen Beinen steckt, wenn du sie um meine Hüften schlingst.“
„Arschloch!“, keifte ich und knallte ihm die Tür so abrupt vor der Nase zu, dass er einen großen Satz zurück machen musste, damit seine Nase nicht zu Brei geschlagen wurde. Es wäre mir egal gewesen.
Endstation
Der Tag verging langsam und zäh. Ich vertrieb mir die Zeit, in dem ich meinen Bruder Noah anrief und ihm mein Herz ausschüttete. Ich vermisste ihn so schrecklich.
Meine Gedanken drifteten zur Anfangszeit ab. Als ich hergekommen war, hätte ich nie gedacht, dass mein Leben einmal so aussehen würde. Dass ich einmal in so einer Situation sein würde, gefangen genommen von der Ausstrahlung eines Mannes, der nur mit seinem Körper sprach, und zwar ausschließlich auf sexueller Ebene.
Ich verbrachte den Sonntag fast ganz in meinem Zimmer und kam nicht einmal zu Mahlzeiten heraus. Dann und wann schlich ich mich in die Küche, um Schokolade zu holen – die einzige Aufheiterung, die ich bereit
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