Keinesfalls Liebe (German Edition)
weiß. Reg’ dich nicht so auf, Stewie. Was willst du von mir, hm? Ich habe zu tun.“
„Ich hab gehört, worüber du mit diesem Kerl gesprochen hast, Missgeburt!“, schnauzte Daniels Vater. „Ich sag’s dir, Mann, ich bin dir dicht auf den Fersen. Bald hab ich dich.“
„Du hast mich bereits“, entgegnete Grey amüsiert. „Verschleppe mich doch einfach. Nein, noch besser: Bring mich zu dir nach Hause und foltere mich, am besten vor Daniels Augen. Ts, ts. Was wohl meine Männer sagen werden, wenn sie mich verstümmelt und gequält finden werden? Mich, ihren Gott, der auch noch an einer schrecklichen Krankheit leidet, die ihn hilflos wie ein Baby machen würde, wäre er nicht so schrecklich intelligent?“
In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Das, was ich da gerade aus Greys Mund hörte, ließ mir angst und bange um Daniels Vater werden. Hatte er, wie offensichtlich Grey, gewisse Personen im Hintergrund, die ihn schützten? Oder arbeitete er sich buchstäblich tot, um Grey für Daniel außer Gefecht zu setzen?
Ich fragte mich, was Daniel erlitten hatte, das seinen Vater dermaßen stark mit Hass und Mordlust erfüllte. Um ehrlich zu sein, wollte ich darüber nicht allzu genau nachdenken.
„Ich kriege dich, ich werde im richtigen Moment da sein“, zischte Stewart, dann ließ er Grey los, nicht ohne ihm einen kräftigen Stoß zu geben.
Grey taumelte, ging aber nicht zu Boden und beobachtete scheinbar teilnahmslos, wie Daniels Vater mit diesem energischen Gang, der nicht zu seinem hochgewachsenen, schmalen Körper passte, davon ging.
Schwer atmend starrte ich ihm hinterher, bis auch er wie Thompson verschwand.
Es durchzuckte mich wie ein heißer, Übelkeit heraufbeschwörender Blitz: Michael Grey starrte mich an. Ich spürte seinen Blick. Dazu musste ich nicht einmal hinschauen.
Ich tat es trotzdem – ich musste es. Es war ähnlich, wie Celine gesagt hatte: ein hypnotischer Zwang. Und als sich unsere Blicke trafen, kam ein zweiter Blitz.
Dieses Mal verkohlte ich.
Emotionslos, ausdruckslos, einfach leer starrte er mich an, aber mit der unausweichlichen Gewalt eines Nagels, als wäre ich ein Schmetterling, der auf ein Brett gepinnt wird. Doch, da war eine Regung. Kein Gefühl – aber eine Regung. Aufmerksamkeit. Er starrte mich aufmerksam an.
Ich hatte noch nie in meinem Leben so viel Angst gehabt. Ich machte einen kleinen Schritt rückwärts.
Grey machte einen kleinen Schritt vorwärts.
Hören Sie auf damit !, wollte ich brüllen. Mein Mund öffnete sich nicht einmal.
Ich machte einen kleinen Schritt rückwärts.
Grey machte einen kleinen Schritt vorwärts.
Ich machte einen kleinen Schritt rückwärts.
Grey machte einen Schritt … nein – zwei, drei, vier Schritte auf mich zu. Fünf, Sechs. Sieben, acht, neun …
Ich wirbelte herum, rannte um die Ecke und stürzte auf die automatische Supermarkttür zu. Und drückte mir daran fast die Nase platt. Die Lichter waren aus. ‚Geschlossen‘ stand in großen Druckbuchstaben und in roter Farbe auf einem weißen Schild.
Ich war einer der letzten Kunden gewesen. Ich presste schwer atmend die Hände gegen das Glas.
„Hallo Jo“, sagte Michael Grey ruhig und freundlich hinter mir.
Ich dachte gar nicht erst darüber nach, woher er meinen Namen kannte. Und vor allem mich . Dahinter musste mehr stecken als eine Beschreibung von Ryan, und das machte mir Angst. Ich spürte die Anwesenheit dieses Mannes so deutlich, wie ich ein Feuer wahrgenommen hätte. Ich spürte auch, wie die Gefahr aus ihm herausbrechen zu schien. Langsam drehte ich mich um.
Michael Grey lächelte ein Lächeln, das mich unruhig erschauern ließ.
„Hallo“, stieß ich hervor. „Ich … ich hatte noch etwas vergessen, ich ... aber tja, die haben schon zu.“
„Tja, so ein Pech“, erwiderte Grey vergnügt.
Dieser Mann hatte eine unfassbare Ausstrahlung. Bosheit, Gefahr, Bedrohung – Sex. Sehr viel Sex.
Und ich wusste, wenn er wollte, könnte er mich innerhalb einer Sekunde töten. Und ich wusste, wenn er wollte, würde er sich sehr viel mehr Zeit nehmen, um mir zu zeigen, dass er zu recht Sex ausstrahlte.
„Da haben Sie recht“, entgegnete ich und versuchte mich an einem Lächeln. „Ich … geh mal … zu meinem Auto … Tschüss.“ Ich machte einen Schritt beiseite.
Eine weiße Hand schoss vor, umfasste mein Handgelenk und zog mich an einen Körper, der hochgewachsen und schlank war und an dem keine Spur von einem Aftershave oder Parfum zu riechen war.
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