Keinesfalls Liebe (German Edition)
Rest der Welt abgeschottet zu sein, reichte erst mal. Um das Universum konnten wir uns später kümmern.
„Warum lächelst du?“, fragte Daniel leise. Seine dunkle, tiefe Stimme brachte die Stille um uns herum zum Vibrieren, ein angenehmer Kontrast, der meine Seele zustimmend schwingen ließ. Alles in mir sagte Ja zu Daniel und dieser Situation.
„Weil es mir gut geht und weil ich glücklich bin“, sagte ich fest, legte das Gesicht an seinen warmen Hals und schob die Hände unter seinen Mantel und seinen Pullover.
Daniel fröstelte, als sich meine kalten Finger in seine Haut gruben, aber er hielt still. Lange, lange standen wir so da, obwohl es sekündlich kälter zu werden schien, und nach einer Weile legte er das Gesicht an meine schneebestäubten Haare und entspannte sich vollends. Eine weitere kleine Ewigkeit verging und schenkte meinem wund gescheuerten Herz Linderung, bis Daniel mich sanft von sich schob und mir lächelnd in die Augen schaute. Seine waren dunkler als sonst vor Emotionen, und plötzlich spürte ich, dass wir dasselbe füreinander empfanden. Ich spürte es und er spürte es, aber er nahm nicht wahr, dass er es ausstrahlte. Seine Fassade hatte Risse bekommen. Wegen mir.
Stolz, Glück und Freude fluteten mich. Aber wenn ich es ihm zeigen würde, wäre die Fassade ruckzuck wieder da. Ich musste sanft mit ihm umgehen.
„Setz dich noch einen Moment ins Auto, ja, Jo?“ Daniel zupfte sachte an einer meiner hellen Wimpern, weil sich eine Schneeflocke darin verfangen hatte. „Ich muss noch was vorbereiten. Ich hol dich, wenn alles fertig ist.“
Ich tat, was er wünschte, und zappelte ungeduldig auf meinem Sitz. Nach ein paar Minuten wurde ich ruhiger, lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen, die Stille genießend, obwohl die Kälte nach Monaten kalifornischer Wärme hartnäckig blieb. Dann und wann schaute ich doch mal durch eines der großen Fenster. Schwaches goldenes Licht, wie von Kerzen, brachte sie zum Strahlen.
Daniel kam bald wieder. Kaum dass er die Tür der Hütte geöffnet hatte, war ich aus dem Auto gesprungen und lief ihm strahlend entgegen. Er umarmte mich lachend, und plötzlich hob er mich in seine Arme, als würde ich nur ein paar Gramm wiegen. Verblüfft schaute ich ihn an.
Er lächelte. „Entspann dich einfach.“
Wieder kam ich seiner Bitte nach und legte einfach den Kopf an seine Schulter und faltete die Hände an seinem Nacken. Er trug mich ins Haus, wobei ich seinen Blick auf mir spürte. Mein Körper erzitterte wohlig, als die beißende Kälte einer molligen Wärme wich.
„Mach die Augen zu“, sagte Daniel leise.
„Hab ich schon.“ Meine Stimme klang atemlos vor Freude.
„Vorsicht … noch nicht aufmachen.“
Er ließ mich hinunter und machte dann ein paar Schritte von mir weg; Holzdielen knarrten unter seinen Winterstiefeln. Ich zappelte wieder. Ich wollte endlich meine Überraschung!
„So, jetzt darfst du schauen“, sagte Daniel sanft.
Und ich öffnete die Augen.
Es war so schön, dass es mir sofort den Atem raubte. Wir befanden uns in einem gemütlichen Zimmer mit schwerem roten Teppich auf dem Boden, zwei Sofas vor einem Kamin, in dem ein Feuerchen knisterte, und einem großen Esstisch aus dunklem Mahagoni. Das einzige Licht kam von den züngelnden Flammen im Kamin und dem Meer aus Kerzen, das auf dem Tisch begann und sich auf den Teppich und die Holzbretter ergoss.
Der große, eigentlich freie Fleck war zu einem Bett improvisiert worden. Da lag eine Matratze mit roten Kissen und einer großen roten Decke, und mit ausreichendem Sicherheitsabstand war dieses Liebesnest umgeben von noch viel mehr duftenden Teelichtern. Neben dem „Bett“ blubberte auf einem kleinen, niedrigen Tischchen ein Schokobrunnen vor sich hin, und ein Schälchen mit Früchten war auch dabei. Ich spürte, dass mein Mund offen stand.
Plötzlich nahm ich Daniels Unruhe war und schaute zu ihm. Ein Sturm aus Unsicherheit und Sehnsucht und Traurigkeit und Angst tobte in seinen aufgewühlt schimmernden Augen, die in diesem Licht schwarz wirkten.
„Gefällt’s dir nicht?“, fragte er heiser.
Ich stürzte mich in seine Arme, lachend und weinend gleichzeitig, eine Millionen Mal Danke stammelnd, bis er sich endlich entspannte.
Wir zogen uns die dicken Mäntel aus; hier drin war es wunderbar warm. Ich kuschelte mich, träge von der vom Schnee verlängerten Fahrt hierher und dem innigen Frieden, in das Nest, und als Daniel sich zu mir legte, schmiegte ich mich lächelnd und
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