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Keinesfalls Liebe (German Edition)

Keinesfalls Liebe (German Edition)

Titel: Keinesfalls Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoi Karampatzaki
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zwei Gläsern und einer Flasche Orangensaft zurückkam.
    Wir saßen einander gegenüber, während wir aßen. Ein gutes Zeichen; er scheute sich nicht, mir in die Augen zu schauen. Wir sprachen anfangs nicht wirklich über irgendetwas; nur kurz über das Essen und einmal fragte ich ihn, wann er plante, wieder runter nach San Bernardino zu fahren.
    „Darüber hab ich noch nicht nachgedacht“, murmelte er, hielt kurz mit zur Seite geneigtem Kopf inne und legte dann Messer und Gabel beiseite, um sich die Schläfen zu massieren und im Stuhl zurückzulehnen. Dabei knackste es gewaltig.
    Daniel wurde ruckartig aufmerksam; ein ulkiger Anblick.
    „Was war das?“, fragte er.
    „Der Stuhl“, erklärte ich und griff nach der Packung Streukäse, die wir zu zweit schon fast halb geleert hatten.
    Daniel blinzelte irritiert, dann begann er ein Stuhlbein zu betasten.
„Dein Vater hat ganz schön zugetreten“, sagte ich vorsichtig.
    Überraschenderweise grinste Daniel, wenn auch grimmig statt fröhlich.
„Er läuft erst zur Höchstform auf, wenn es ein Mensch ist, den er vermöbelt“, murmelte er belustigt. „Wenn die Jagd nach Grey für meinen Vater nicht schon gefährlich genug wäre, hätte Grey schlechte Karten gehabt.“
    „Ich würde gern selber mal auf ihn eintreten, und wenn ich schon dabei bin, gleich auch auf deinen Vater …“
    Daniel schaute mir müde lächelnd in die Augen. „Lieber nicht. Ich würde nicht wollen, dass du dich so beschmutzt. Du bist nicht gewalttätig, Jo. Oder täusche ich mich da?“
    „Um ehrlich zu sein, ich besitze noch nicht mal Killerspiele. Das höchste der Gefühle war ein Schnupperkurs im Boxen, und das hat mir gereicht. Außerdem haben mich die schwitzenden Männerkörper aus dem Konzept gebracht.“ Ich rollte meinen rechten Ärmel hoch und spannte die Muskeln an. „Schade, ich hätte wirklich das Zeug dazu“, sagte ich ironisch.
    Es klappte: Er lachte.
    „Ich mag Gewalt auch nicht. Mein Blutdurst wird von den Simpsons befriedigt.“
    „Den … Simpsons “, wiederholte ich skeptisch.
    „Hmhm“, machte er ernst. „ Die Simpsons . Du magst doch Die Simpsons ?“
„Ich hasse es!“ Na ja, wenn ich betrunken bin, dann nicht.
    „Mehrzahl, und es sind Personen.“
    „Es sind gelbe, seltsame Figuren!“
    „Lustige Figuren.“
    „Ich finde die nicht lustig.“
    „Ich dachte, Engländer und Leute, die lange bei ihnen gelebt haben, stehen auf schwarzen Humor, und bei den Simpsons steht das ganz oben. Kennst du Family Guy ? Ich liebe Family Guy . Die beste Serie der Welt.“
    „Um ehrlich zu sein … Family Guy ist geil. Das schwule, böse, sprechende Baby hat’s mir echt angetan.“ Es war mir ein bisschen peinlich, das zuzugeben, aber immerhin wusste Daniel nicht, dass ich sämtliche DVDs mit nach Amerika gebracht hatte.
„Ja, Stewie ist toll. Du sprichst wie er, nebenbei bemerkt.“
    „Was?“
„Wirklich.“
Ich war entgeistert. „Das meinst du nicht ernst.“
    „Doch“, versicherte Daniel mir grinsend. „Du hast oft denselben ironischen Tonfall, den Akzent sowieso. Manchmal hörst du dich haargenau wie Stewie an. Magst du seinen Humor?“
    „Ich mag den ganz einfachen Humor.“
    „Zum Beispiel?“
    „Als ob du deutsche Comedians kennst!“
    „Teste mich!“
    „Michael Mittermeier ist mein absoluter Liebling.“
    „Ich kenne ihn, und er ist gut. Er spricht nur so seltsam, dass ich anfangs kein Wort von dem verstanden habe, was er da quasselt. Ich musste mich erst reinhören.“
    „Du solltest mal mich hören, wenn ich Deutsch rede.“
    „Hach, des Schwobaländle isch so schee, da däd I scho gern amol no ganga“, imitierte er grinsend. Entgegen meiner Erwartungen klang es sogar täuschend echt und ich schmollte beleidigt.
    „Was ist mit Berlinerisch?“, forderte ich ihn heraus.
    Er tat, als müsse er überlegen und sich anstrengen, dann sagte er: „Ich kenn nur Ik … schade, tut mir leid, ich bin kein Berliner “, und zwinkerte. „Nein, ich fürchte, das kann ich nicht.“
    Ich zögerte nur kurz. „Ik find dich jut.“
    Daniel verstand. Er lächelte sogar.
    „ I mog de au, du Schwob.“

Damit Sean und Celine sich keine Sorgen machten, schrieb ich ihnen, dass ich länger hier oben sein würde, auf unbestimmte Zeit.
Ich hatte tief in mir drin damit gerechnet, aber als es soweit war, tat es mir unerwartet stark weh: Daniel fürchtete sich vor der Dunkelheit der Nacht und vor den Albträumen, die mit ihr kommen würden. Er sagte es mir direkt ins

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