Keinesfalls Liebe (German Edition)
beinahe schnurrend an ihn. Seine Arme umfingen mich, und ich schloss mit einem wohligen Seufzen die Augen.
„Was für Früchte hast du denn da?“, fragte ich nuschelnd.
Daniels Brust vibrierte unter dem Stoff seines überraschend dünnen Pullovers, als er tonlos lachte.
„Hmm“, brummte er. „Ich hab Kiwi, Ananas, Erdbeere und Birne. Was hättest du gern?“
„Ananas!“
„Okay.“
Ich ließ mich von ihm füttern und genoss es zwar, dass ein erotisches Knistern in der Luft lag, aber ich wusste, dass für ihn die Zärtlichkeit und das Vertrauen in dieser Geste genauso wichtig waren wie für mich.
Es war ganz ungezwungen, ohne Hektik, ohne etwas Sexuelles, und doch war es intimer als alles, was ich je zuvor erlebt hatte. Immer wieder versanken wir in den Augen des anderen, schauten uns lange an, fütterten einander zuerst mit kleinen Spießen, dann mit den Fingern, und das Knistern wurde zu einem Rauschen. Irgendwann war da nicht nur ein Stück Kiwi in meinem Mund, sondern auch Daniels Zunge, und meine Beine schmiegten sich nicht länger an Daniels, sondern waren fest um seine Hüften geschlungen. Die Küsse wurden wilder und vor allem unkoordinierter; jetzt kam das Drängeln doch auf.
Zumindest so lange, bis wir den Körper des anderen endlich nackt und warm und wahrhaftig spüren konnten. Dann wurde Daniel so zärtlich, wie ich es ihm niemals zugetraut hätte, weil es genau die Zärtlichkeit war, die eine Kunst ist; jene Zärtlichkeit, die verlangend ist, aber vor allem verehrend – Daniel ehrte meinen Körper mit Mund und Händen, bis ich vor Sehnsucht nach Erlösung wimmerte.
Mal brachte er mich zum Lachen, wenn er mich mit seiner Zungenspitze kitzelte, und mal entwichen mir lustvolle Geräusche, für die es keinen Namen gibt.
Aus den wundervollen Minuten der Liebkosung schienen viele Ewigkeiten zu werden. Er biss noch ein letztes Mal zärtlich in die Innenseite meines zitternden Oberschenkels, bevor er meine Beine weiter spreizte und sich mit einem kehligen Stöhnen an mich drückte.
Dann hörten wir das Rasseln des Schlüssels und das Knarzen der aufgehenden Tür. Im selben Moment erstarrten wir, und als Daniel die Person erkannte, zeichnete sich ein Entsetzen und eine Furcht auf seinem Gesicht ab, die mich vor Angst aufkeuchen ließ.
Wir fuhren auseinander, ich zerrte eine Decke über meinen Körper und drehte mich eingeschüchtert zu dem Mann in der Tür um, während Daniel sich auf seine Fersen setzte und ihn wortlos anstarrte.
Ich sah Daniels Augen in einem schmalen Gesicht. Das war sein Vater. Fast sofort ahnte ich, was das Problem war. Ich erinnerte mich an den Anruf, den ich mitgehört hatte, an meine angeblichen großen … Brüste , verdammt, und wusste es.
„Vater“, wisperte Daniel.
George – das war sein Name; Jake hatte ihn in seinem Gespräch mit Thompson erwähnt – war entgeistert und angewidert. Regungslos und schemenhaft wie ein Geist stand er in der Tür und wurde vom Schnee hinter ihm erleuchtet. Er wirkte wie ein Geist.
„Du … du widerlicher … Arschficker“, krächzte er, seinen Sohn anstarrend. Mich nahm er gar nicht wahr.
Dass man so mit seinem Sohn sprechen konnte, zerriss mein Herz. Ich drehte mich wieder um und sah den Schmerz in Daniels aufgerissenen Augen. Auch er war in diesem Moment mehr Geist als Mensch.
Die verbale Explosion kam unerwartet und so plötzlich, dass ich zusammen- und von George wegzuckte. Er brüllte und es knallte wie verrückt; am Anfang dachte ich, er würde tatsächlich auf uns schießen, doch da war keine Waffe, und es knallte, weil er cholerisch das Mobiliar mit Tritten malträtierte. Immerhin war es nicht Daniel.
„Wie kannst du nur!“, kreischte George. „Ausgerechnet mein Sohn! Mein Sohn! Ich kann es nicht fassen! Du wirst von diesem kranken Arschficker, dieser Missgeburt, diesem verdammten Verbrecher vergewaltigt, ich gebe mein ganzes Leben auf, um ihn zu zerstören, und was machst du ? Du fickst einen Mann! “
„Dad“, sagte Daniel heiser, „bitte …“
„Halt dein Maul, Sohn!“
Das letzte Bild: Ein weiterer Tritt gegen einen der Stühle am Esstisch und George, der Haare raufend aus dem Haus stürmte.
Der Knall der zufallenden Tür und der anspringende Motor.
Das war Daniels Geheimnis. Das, was ihn mit Grey verband. Dieses widerliche, wahnsinnige Arschloch! Und ich hatte es die ganze Zeit über geahnt.
Schmerz, Trauer und Mitleid tobten in mir wie ein gewaltiges Gewitter. Ich hatte Angst davor, Daniel jetzt
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