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Keinesfalls Liebe (German Edition)

Keinesfalls Liebe (German Edition)

Titel: Keinesfalls Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoi Karampatzaki
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Körper, bevor ich mich neben Daniel stellte und mich an ihn lehnte.
    „HERRGOTT!“, entwich es mir ungläubig.
    „Das bin ich leider nicht“, murmelte Daniel belustigt.
    „Ich nehm alles zurück“, sagte ich atemlos. Das war tatsächlich sehr viel Schnee. Hier oben, weit weg von den von Touristen befahrenen Straßen, gab es keine Räumfahrzeuge; deshalb häufte sich der Schnee auf dem kleinen Pfad, der zum Haus führte. Von hier blickten wir nur auf hohe Bäume, die jetzt aussahen wie von Puderzucker bestreut, und vom Badezimmer aus mussten wir in ein Tal schauen können.
    Ich flitzte – mit Decke und barfuß – ins Bad und schaute aus dem Fenster. Der Anblick war bezaubernd, aber zugleich beängstigend in unserer Situation. Das tiefe Tal war zugeschneit; es sah aus wie in Kanada oder Alaska, nicht wie in Kalifornien. Es war ein malerischer Anblick. Irgendjemand schien den Himmel rosa, silber, weiß und grau gefärbt zu haben – mein Malerherz seufzte zufrieden.
    Ich hörte Daniel hereinkommen, dann spürte ich seine Wärme an meinem Rücken. Er legte einen Arm um meine Hüften und hielt den Atem an.
    „Wow“, hauchte er.
    „Das … ist echt viel Schnee“, sagte ich leise.
    „Wir sitzen hier mindestens bis morgen fest“, flüsterte Daniel.
    „Das macht nichts.“ Ich drehte mich um und küsste ihn auf den Mund.

Wir verbrachten eine Woche ohne Medien, dafür aber mit Frieden und Essen. Morgens gab es Müsli und abends eine Art süßes Knäckebrot oder so ähnlich, und zum Mittagessen improvisierten wir einen spartanischen Herd über dem Kamin, damit wir wenigstens etwas Gemüse essen konnten.
    Die Leidenschaft überwältigte uns in all den Tagen erst wieder, als wir in der sechsten Nacht in mein Bett schlüpften, um zu schlafen. Der Schnee war weitestgehend verschwunden; wir würden am nächsten Morgen aufbrechen. Ich glaube, es waren meine Hände, die sich auf Wanderschaft über seinen Körper begaben, doch er war es, der mich zärtlich nahm. Es war so gut, dass ich unter ihm zitterte wie ein Blatt im Wind und mich nur hilflos stöhnend an ihn klammern konnte.
    Dann entschlüpften mir die vier Worte, die in meinem Innern immer wieder ertönten und nie meinen Mund hätten verlassen dürfen.
„Ich liebe dich, Daniel.“
    Wären wir nicht in diesem Moment gleichzeitig erlöst worden, hätte er aufgehört.
    In dieser Nacht schlief er zum ersten Mal allein in seinem Zimmer.

Am nächsten Morgen regierte unangenehmes Schweigen zwischen uns, während wir unsere Taschen ins Auto schafften. Ich fühlte mich schrecklich und verletzlich – nackt wie ein Vogelbaby. Von unserer Zärtlichkeit war nichts übrig.
    Der letzte Rest verpuffte, als ich aus Versehen Daniels Hand berührte und er explodierte.
    „Ich empfinde nichts“, brüllte er, „nichts, gar nichts für dich, Jo, und ich werde es auch nie tun. Ich will nur deinen Körper, was juckt es mich, wenn du mich liebst? Es juckt mich nicht! Hörst du! Ich hasse dich!“
    Sein Gesicht war von Wut verzerrt, eine Traurigkeit und Sehnsucht lag in seinen Augen, die ich mir endlich erklären konnte. Daniel hasste mich nicht. Er liebte mich. Er wollte mich lieben, aber er war nicht in der Lage, es geschehen zu lassen.
    Während er fuhr, weinte ich. Ich hatte eine emotionale und seelische Grenze erreicht in meiner Angst, meiner Ungewissheit. Würde Daniel sich von mir abkapseln, dann erneut zu mir kommen und mich letztendlich doch wieder zurücklassen? Würde er nochmals zu mir zurückkehren oder diesmal nicht? Ich hielt diese Gedanken kaum aus. Zweifellos würde ich es nicht ertragen können, wenn es tatsächlich so käme. Ich wollte es, aber ich wusste, dass ich es einfach nicht konnte . Wie Daniel.

Ich wollte nicht mit Sean und Celine darüber reden, einfach weil ich selbst noch keine Ahnung hatte, wie ich damit umgehen sollte. Auch eine andere Frage drängte sich in mein Bewusstsein: Sollte ich Amerika verlassen? Oder sollte ich versuchen, mich mit meinem Lebensweg zu arrangieren und das Studium durchziehen? Ich war ratlos. Ich tendierte nicht einmal zu A oder B, ich machte mir keine bewussten Gedanken darüber, sondern ließ beides einfach durch meinen Kopf sickern, darauf wartend, dass mir meine Intuition sagen würde, was zu tun war.
    Das Gefühl, bald zu platzen, stellte sich ein, als die Lösung auch in der Nacht nicht kommen wollte. Ich lag hellwach im Bett, versuchte mühevoll, den seelischen Schmerz auszuhalten, der von meinem ganzen Ich Besitz

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