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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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„Guck dir mal die beiden Kartons da drüben lieber an. Jemand hat sie gerade hingestellt.“
    Neben den Zapfsäulen stehen zwei Pappkartons, schön zugeschlagen, damit sie die frischgewaschene, und ordentlich zusammengefalteten Kleider vor dem Regen schützen. Leider müssen sie auf jemanden anderen warten, nichts von denen passt mir.
    „Das haben die Hippies Amerikaweit eingeführt“ erklärt mir Boolah begeistert. „Wo es Hippies gibt, gibt es auch Freikästen.“
    Wir verabschieden uns von den beiden Jungs und fahren zu Steve Miller, dessen Gehöft gleich acht Minuten von hier entfernt liegt. Sie bereiten gerade ihr spätnachmittägliches Hauptmahl zu und heißen uns willkommen. Spagetti. Wir setzen uns, wie Kinder einer Großfamilie, um den kleinen Tisch und beginnen zu essen. Der kleine Steve kann es nicht aushalten, in Ruhe auf seinem Hintern zu sitzen. Er muss immer aufspringen und herumtoben, Faxen machen. Er springt auf und geht zur Tür, oder kriecht unter den Tisch. In einem unbedachten Moment beugt sich der Hund über seinen Teller und schwupps! löffelt er mit seiner langen Zunge die Hälfte von Steves Spagetti ein. Sandra muss lachen:
    „Siehste Steve, wenn du dich nicht hinsetzt, isst er deinen Teil auf.“
    „Kein Problem“ sagt das blonde Teufelchen, „es war mir sowieso zu viel.“
    Er setzt sich hin und stopft zufrieden den Rest mit seiner Gabel in sich. Sein Vater zeigt uns indessen, wo er und was er am Haus noch ändern will.
    „Wir brauchen noch eine Kabine. Da oben trenne ich es in zwei Ebene n, und das Dach öffne ich mit einem großen Fenster.“
    Sandra nickt zustimmend:
    „Ja, ja den Ofen verlegen wir dann in die Ecke und in die Küche schneiden wir auch ein großes Fenster. Es wird genau auf meinen Gemüsegarten schauen.“
    Das erzählen sie ganz locker, ohne irgendwelche Terminkrämpfe. Es wird fertig sein, wenn es fertig ist, kein Problem. Auch das nicht, dass ich nachher, während sie ihre Verdauungspfeife rauchen, mit den Kindern auf dem Hof herumtobe.
    Auf dem Weg nach Hause erzählt mir Boolah über die politischen Aktivitäten der Hi ppies.
    „Naja, so heftig, wie in den Sechzigern sind wir nicht mehr. Aber wir betreiben unser Politisieren schön gemütlich weiter. Heute Abend kannst du mitkommen zu einer Wahlbesprechung. Einige Leute kommen vor den Wahlen immer zusammen und diskutieren darüber, wen wir wählen sollen, und das Ergebnis gibt jeder an seine Nachbarn weiter. Das ist unser ‘Gla snost’. Hahaha...“
     
    Abends, als wir dort hinfahren, erzählt er mir noch, dass es in dieser Gegend viele lesbische Frauen gibt. Es gibt lesbische Familien mit Kindern.
    „Die beiden Frauen, zu denen wir heute gehen, waren eine Zeit radikale Männerhasser. Die sind aus der Stadt hier hergezogene Frauen und sie waren richtig gefährlich. Aber jetzt tolerieren sie uns ganz gut...“
     
    Was heißt tolerieren?! Sie sind ausgesprochen nett und aufmerksam! Zu mir auf jeden Fall. Eine der beiden Hausherrinnen, Patricia, die Bestimmende, bittet uns in dem mit mittelalterlichen Möbeln und Pomp hergerichteten Wohnzimmer Platz zu nehmen, während Chair uns Tee und Kuchen serviert. Sie haben ein großes Haus mit Ober und Unteretage und einen jener vier Haushalte in zwanzig Meilen Umkreis, die ein Badezimmer haben. Es gibt sogar eine geflieste Toilette, extra in der unteren Etage.
    Es sind heute nicht viele Leute zusammengekommen, sieben an der Zahl. Außer den Hausherrinnen sind noch drei Frauen, ein Typ namens Frank und Boolah. Mich zähle ich nicht dazu, ich habe kein Stimmrecht. Alle haben etwas Feines zum Essen oder Trinken mitgebracht, so fängt die Beratung mit Pizza und Kuchen an. Dann Friedenspfeife.
    Kathrin‘s Kinder gehen in die Schule, in der wir heute Nachmittag waren.
    „Stellt euch mal vor“ sagt sie mit heiterer Stimme, „da kommt Jeff heute aus der Schule und erzählt: ‘Bei uns, in der Klasse, war ein Typ von der anderen Seite des Eisernen Vorhangs, und wir haben uns mit dem ganz toll unterhalten. Und stellt euch mal vor’ sagte er zu uns, ‘die andere Seite ist keine andere Seite! Sie fahren nur andere Autos und mit dem Bus und sprechen eine andere Sprache. Sonst sind sie, wie wir. Der Typ, der sieht auch aus wie ein Hippie.’ Der Kleine war total aus dem Häuschen, als hätte er einen guten Joint geraucht. Hihihi...“
    „Ja, das war eine Riesenshow “ lacht Boolah, „wir haben die Kids voll begeistert. Ein leibhafter ‘Kommunist’ in ihrer Schule,

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