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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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Redneck-Hippies; bye, bye Lesben; bye, bye Naturliebende. Genießt die Freiheit und träumet weiter ein friedliches Leben. Bye, bye Viet-Veterans, gesegnet seien eure Seelen, die in Goldklumpen gegossen in den Geldtresoren der Waffenproduzenten klingeln. Und Ray, du kannst auch sicher sein: Ich weiß es nun, dass sie mit ihren U2 Maschinen in der Lage sind, die Nummer meines Führerscheins aus mehreren zehntausend Metern Höhenentfernung abzulesen. Ich werde mir Mühe geben, mich immer so zu zeigen, dass sie keinen Blick darauf haben werden. Ich werde ihn nicht auf dem Kopf tragen.
     
    In einer kleinen Stadt halten wir zum Frühstück an. Redd bestellt für sich ungebremst, was Leib und Seele erfreut. Nicht so wie ich, der langsam zu seinem klassischen Menü zurückkehren muss.
    „Ich habe jetzt Geld“ lächelt Redd. „Ich habe tausendfünfhundert verdient. In drei Wochen! Ich komme jedes Jahr zur Erntezeit. Es wächst hier gutes Gras. Überall in Nord-Kalifornien ...und Oregon. In einem fünfzig Meilen Streifen, ...entlang der Küste.“
    „Züchtest Du auch?“
    „Ach, ich komme hierher nur, um zu arbeiten. Jetzt haben die Züchter viel Geld. Sie zahlen gut. Wir haben einen Pferdestall gebaut. Schau, sie zahlen bar. Ich muss keine Steuern dafür zahlen. Mich interessiert nicht, wo sie ihr Geld hernehmen. Ich komme jeden Herbst hierher und habe noch nie die Plantage gesehen.“
    Unsere Straße verläuft zwischen mit weichem Bogen gewellten braunen Bergen. Auf den Bäumen hängen trocknende Früchte, die Blätter haben schon ihre grüne Leuchtkraft verloren. Ich möchte, dass wir mal hier, mal dort anhalten, um einige Feigen zu pflücken. Aber Redd ist aus irgendeinem Grund strickt gegen Parken und Anhalten.
    „Keine Rede davon. Wir halten nicht an. Du kannst bei mir Feigen essen, soviel du willst. Ich habe zwei Fe igenbäume.“
    Wir dösen die zweihundert Meilen bis nach Petaluma zwischen den nussbraunen Bergen, die nur selten von oasenartigen Plantagen oder glitzernden Siedlungen unterbrochen werden, ohne Halt herunter.
    Mittags um zwei Uhr erreichen wir die Stadt, und die Sonne pra llt unbehindert auf die offene gerade Straßen herunter. Die Häuser sind von grünem Gras umgeben, ohne Zaun. Nur die Gärten hinter den Häusern sind abgezäunt und in schmalen Parzellen aufgeteilt.
    Wir halten vor Redds Tür auf der Straße an, und jetzt verstehe ich, warum er unterwegs nicht anhalten wollte. Er zieht unter dem Sitz und hinter der abgewetzten Türverkleidung drei große Plastetüten mit Zippverschluss hervor. Alle sind voll mit Marihuana.
    „Pfühütt, das ist schon was. Und sag noch, dass du nicht züchtest?“ sage ich, als hätte ich gerade das Rad neu entdeckt.
    „Äch“ lacht er, „Geschenk. Bisschen Reiseproviant. Eineinhalb Gallone das Ganze. Unkosmetisiert. Ich muss sie noch schneiden. Ich mache daraus ein Pfund erstklassige und ein Pfund zweitklassige Ware. Die Erstklassige verkauf’ ich, die andere rauche ich selber. Na klar! Hächä...“
    In der Halle kippt er die ganze Fuhre auf den Tisch und teilt sie mit geübten Bewegungen in zwei Häufchen. Es stört ihn nicht, dass man durch die offene Tür von der Straße aus alles sehen kann.
    „Hächä, das verkaufe ich, und das hier ist meins. Es reicht bis zum nächsten Frühling. Ich muss doch von irgendwas leben. Die Gewerkschaft zahlt nur hundertsechzig arbeitslosen Piepen in der Woche. Naja, sie zahlen auch die Hälfte meiner Miete. Die andere Hälfte zahlt mein Mietkumpel. Hächä“
    „Ah, du bist Gewerkschaftsmitglied? Wie kommt man da rein? Ich habe gehört, dass die Aufnahme keine einfache Sache sei.“
    „Hm, wenn du schmierst, rutscht du überall hinein. Du musst nur eine Arbeit erwischen, die nur für Gewerkschaftsmitglieder ist.“
    „Aber wie kriegste so was, wenn du kein Mitglied bist.“
    „Nun, erst musst du eintreten. Aber eintreten kann nur der, der schon so einen Job hat.“
    „Also ein geschlossener Kreis? Außenstehende haben im Prinzip keine Chance?“
    „Genau. Aber wenn du dreihundert Dollar schmierst, wie ich, da besorgen sie dir eine Arbeit, wo sie dich nach sechs Monaten aufnehmen können.“
    „Aber, das ist doch nicht legal“ bohre ich weiter nach.
    „Die dreihundert Dollar, die nicht. Das ist Schmiergeld. Totale Korruption. Der Rest ist absolut offiziell. Du hast doch den richtigen Job dafür. Arbeitest ein Jahr, dann wirst du arbeitslos. Die Gewerkschaft zahlt. Du musst dich nur alle drei Wochen melden,

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