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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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und er will keine Kinder fressen, hächä...“
    Häpp-häpp, hmm, verdrücke ich eine Karottentorte und sie setzen sich hin, um die Kandidaten auszuwerten. Es werden bald, für mindestens zehn Lokalressorts vom Polizeipräs ident, bis zum Obersten Staatsanwalt, neue Politiker gewählt. Mich überrascht es, dass sie sich nicht für irgendeine Partei entscheiden, sondern für jeden Posten den ihnen sympathischsten Bewerber aussuchen. Die wichtigsten Informationsquellen sind dabei die kleinen Broschüren und Zeitungsausschnitte, die über die Kandidaten und deren bisherige Reden und Taten Auskunft geben. Zum Beispiel, wollen sie einen fast kommunistischen Typ zum Polizeipräsident wählen, zur Bürgermeisterin, eine Republikanische Frau. Als würde man darüber entscheiden müssen, wen man am Abend zu einer Party einlädt. Also, wichtig sind immer die Personen und nicht die Parteien.
    „ Uns stehen eigentlich die Liberalen am nächsten “erklärt mir Mem (sie ist auch hier). „Aber für den Bürgermeisterstuhl wählen wir eine Republikanerin, weil der Liberale Kandidat vor zwei Jahren in den Zeitungen über die Kappung der Sozialgelder gesprochen hatte. So einfach ist es. Wir studieren alle Materialien, die wir über die Kandidaten heranschaffen können, und danach entscheiden wir uns.“
    Ich spüre bei den Erwachsenen dasselbe Etwas, wie bei den Kindern in der Schule. Sie interessieren sich viel mehr für die Personen und für greifbare Tatsachen, die sie auf ihrer Haut spüren können, als für Ideologien und Richtungen. Ja, die Regenbogen-Kinder, die sind aktiv , obwohl sie wissen, dass sie die Große Politik nur unwesentlich zu beeinflussen vermögen. Trotzdem tun sie etwas, und es ist ein schönes Gefühl, zu wissen, dass sie zusammenhalten und gemeinsame Sache machen.
    „Die Hälfte der Amerikaner sind eigentlich gar nicht Amerikaner“ erörtert mir Patricia, „denn sie machen keinen Gebrauch von ihrem grundlegendsten Recht: mit zu entscheiden, wie die Regierung auszusehen hat und wie die Gesetze beschaffen sein sollten. Sie denken, sie wären frei, aber sie benutzen nicht mal das primitivste Recht auf Freiheit: Nämlich mitzuentscheiden, wie ihr eigenes Land regiert wird. Sie lassen andere Leute in ihren Namen über sich entscheiden.“
    „Das kommt davon“ meint Frank, „dass die Amerikaner sich nicht als Staatsbürger fühlen. Sie spüren keine Verpflichtungen gegenüber dem Staat. Ausgenommen die Steuer, die jeder hasst und verweigert, wo er nur kann...“
    Bis über Mitternacht drehen und wenden wir die Definitionen der ‘Amerikanischen Fre iheit’ und sind glücklich darüber, dass wir etwas für sie tun und sie so aktiv in Gebrauch nehmen.
    Inzwischen erfahre ich von Miranda, dass es hier jemanden gibt, der morgen früh in Richtung San Francisco aufbricht. Wunderbar! So kann ich schon morgen losfahren. Boolah und Miranda besprechen, wo ich mich mit dem Typ treffen könnte.
     
    Der letzte Abend mit Boolah dehnt sich weit in die Nacht aus. Fast bis zur Morgenröte sitzen wir in seiner Küche und lachen und kichern, bis unsere Bäuche Muskelkater bekommen.
    Beim letzten Frühstück schreibe ich einen lustigen Text in das Erinnerungsbuch auf seinem Tisch: „Hier war ich gefangen, von langhaarigen Hippies, /die mich mit Kraut betörnten, mit Torte verwöhnten. /Die ließen mich schuften /und ich dummer Kommie fand es noch du fte!“
    „Schreib mir auch etwas nettes, Kommi-Kumpel, wenn du nach Hause kommst! Vergiss deinen kapitalistischen Großen Bruder nicht“ sagt Boolah zum Abschied, als wir die verabredete Kreuzung erreichen.
    R edd steht schon mit seinem alten Fordbus da und räumt die Matratzen in den Hinterteil, wo seine beiden großen Schäferhunde zwischen Kleidern und Stiefeln herumliegen. Bevor er aber losfährt, ruft Boolah zu ihm herüber:
    „Sei vorsichtig mit diesem verrückten Roten, er mag umsonst arbeiten! Hahaha... Gute Reise Regenbogen Bruder!“ hupt er mir zu und rollt langsam in die andere Richtung los...
    Eine Stunde später pirschen wir schon
     
    auf der 101 nach Süden .
    Redd ist nicht sehr gesprächig. Und wenn er überhaupt redet, tut er es in kurzen einfachen Sätzen, die ich ihm auch aus der Nase ziehen muss. Er ist trotzdem gut gelaunt und fährt übervorsichtig immer unter 55 M/h. Wir lassen die grünen Wälder hinter uns und ich, obwohl ich sehr gerne hier verweilte, fühle kein bisschen Wehmut.
    Bye, bye Regenbogen Kinder; bye, bye Hippie-Rednecks und

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