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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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würde ich mich unwohl fühlen. Aber so kann ich mich dahinter verstecken. Ich bin halt ein Tourist. Ein Fremder, sowas wie ein Student. Das können nun alle sehen und denken. Man lässt mich meinen eigenen Rhythmus leben, mich neugierig herumschauen. Die Stadt hat so ein gedämpftes Tempo, als würde sie unter einer unsichtbaren Decke liegen. Aber mein Rhythmus ist auch nicht mein eigener. Jr. hat mich so durcheinander gewirbelt, dass ich mich nur schlecht anpassen kann. Vielleicht bin ich einfach zu müde.
    Auf jeden Fall, stehe ich an der Post zehn Minuten wegen zwei Briefmarken an, die ich dann doch nicht kaufe. Vor mir steht nämlich immer noch derselbe Kunde in der menschenleeren Halle. Sie bedienen nur an einem Schalter. Die anderen Postbeamten sind mit Briefesortieren beschäftigt. Ich sage einem der Männer mit den Briefsäcken, dass ich nur zwei Briefmarken bräuchte.
    „Ruhe, warte dort an dem Schalter weiter!“
    Hinter mir stehen schon zwei Menschen mit Geduld an. Nun gut, ich warte auch. Noch mal zehn Minuten! Aber immer noch nichts. Der Typ vor mir verfummelt sich mit irgendeinem Telex, und der Beamte mit dem Beamtenjacket hilft ihm dabei sehr höflich. In mir aber platzt das Maß, als wäre es aus Glas. Ich bekomme einen mittelschweren Wutanfall, so dass ich vor Wut lachen muss.
    Mein Motor ist aufgezogen und treibt mich, während ich über diese Stadt schimpfe, im Trab auf die Straße. Keiner versteht, warum ich rufe: „Typisch Osten!“ Ja, ja das sind noch die typischen Ost-Reflexe. Wenn auf der Arbeit irgendetwas beschissen war, oder sonst im Leben. Es gab zum Beispiel keine Ersatzteile, oder das Fernsehprogramm war daneben, riefen die Typen da immer: Typisch Osten! So rief ich es jetzt auch auf Deutsch vor mich hin: „Typisch Osten! Scheiß Osten!“ Austin ist näm lich in Ost Texas. Und renne, was mein Rucksack hält. Ich kann mich nicht bremsen. Oh, wenn diese Dickköpfe von Kollegen dort in Ost-Berlin (Verzeihung, Hauptstadt der DDR) das jetzt wüssten, dass es auch im Westen Osten gibt!
    Der Schwarze Fahrer lächelt mich an und winkt Hallo in der Haltestelle. In den nächsten Bus steige ich dann ein, und dieser Fahrer ist auch freundlich. Nicht höflich; freundlich! Er akzeptiert mein Ticket, mit dem ich vorhin in die Stadt gefahren bin und bringt mich zu derselben Stelle, wo ich heute früh schon mal stand, zurück.
    Seine n Erklärungen folgend, dauert es Tatsache nur ein paar Minuten, bis ich mich, einige Vorstadtstraßen durchquerend, an der Zweihundertneunzig an einer neuen Mitfahrgelegenheit erfreuen kann. Diese Stadt hat mich berührt, ich bin dem Beamten richtig dankbar, dass er mich so lange warten ließ. Mein innerer Druck hat nachgelassen und ich fühl mich viel gemütlicher. Schließlich bin ich der Dickkopf! Ja, der Busfahrer, der in meiner Erinnerung immer noch freundlich winkt, liefert die Lösung, als würde er sagen: GUTEN MORGEN!
    Und Tatsache, ich wache ganz auf und spü re keinen Tropfen Müdigkeit mehr. Na bitte schön!
    Dank einem jungen Typ drehe ich wenige Minuten später meinen Kopf zwanzig Meilen weiter außerhalb in der grünen Ödnis wie ein Wetterhahn im Wind hin und her. Ich rieche den Duft der Felder und Apfelbäume neben der schmalen zweispurigen Bilderbuch Landstrasse, die zwischen kleineren Farmen und Einfamilienhäusern mit Vorgärten in die Ferne zieht, und würde meiner Freude gern mit einem Flötenspiel Luft lassen, aber mein Rucksack wird, kaum, dass ich ihn abstelle, vom Winde eines bremsenden Truckers umgekippt...
     
    Meinen Hintern noch nicht mal richtig in den Sessel gepflanzt, mampfe ich schon an einem Kuchen herum. Johnson hat ihn mir als Begrüßung in die Hand gedrückt.
    „Schon gefrühstückt heute?“ fragt er.
    „Hm... um ehrlich zu sein, nein... aber danke, ich habe keinen Hunger.“
    Er fährt mich an , als wäre er mein Vater, obwohl er selbst, trotz der zwei Zahnlücken, nicht mal vierzig ist.
    „Diskutiere nich rum! Iss ihn! Oder magst du keinen Kuchen?“
    „Oh ja, aber...“
    „Schluss jetzt! Iss ihn auf! Und Basta!“
    Mit Freude folge ich seiner Anweisung! Meine Bauchspeicheldrüse ist sowieso schon längst angesprungen. Schwupps... Hmm... das war richtig lecker! Blätterteig mit Walnusssplittern.
    „Na siehste! Hier, der Rest ist auch für dich“ reicht er mir, Widerspruch nicht duldend, die Tüte mit noch einem Kuchen drin.
    Ich ergebe mich und verschlinge den auch.
    Johnson unterhält sich derweil mit einem seiner

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