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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: László Virág
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Kumpels über CB Funk. Er erzählt Witze und drückt das Gaspedal bis zum Boden durch. Er hat ein ärmelloses Nicki an und eine Baseballmütze auf. Plötzlich piept sein Radardetektor. Ein Kleinstadt, Gidding liegt kurz vor uns. Aber er brettert mit ungemindertem Tempo weiter.
    „Das war bloß ein Infrarot-Türoffner irgendwo in der Stadt”, sagt er beruhigend. „Ich kann die Polizei von den Türöffnern unterscheiden.“
    So ist es tatsächlich. Urplötzlich tritt er voll in die Bremse. „Siehste, jetzt klang es anders. Da ist schon i rgendwo ein Bär. Gib Acht auf der rechten Seite!“
    So rollen wir schön langsam nach Giddings. Eine flachgehaltene Stadt ohne Hochhäuser in der Ebene. Meine Augen tasten die rechte Seite ab und siehe, siehe: gleich in der ersten Querstraße steht ein Polizeiwagen mit einer Radarkanone i m linken Fenster.
    „Ja! Ja! Du hast Recht, da steht er“ bricht d er anerkennende Jubel aus mir heraus.
    „Warte nun, das ist noch nicht alles.“ An der nächsten Kreuzung zeigt er nach links auf seiner Seite. „Siehste, hier der Nächste. Meine Ohren sind schlauer als diese Kerle.“
    In der Tat, da steht auch einer. Hahaha.
    „Ja, wenn ich schon mit dieser Maschine hier verheiratet bin, können die „Bären“ mir nicht so einfach was vormachen. Ich kenne sie zu genüge. Oh ja, diese Maschine! Ich bin schon zweimal ihretwegen geschieden worden. Ich habe beide Frauen geliebt, aber immer dasselbe. Beide haben mich vor die Wahl gestellt: „Ich oder der Truck!“ Tja, ‘s is nicht einfach das hier aufzugeben. Hier haste all deine Kumpels”, er klopft über seinem Kopf mit dem Zeigefinger auf das CB Radio in der Armatur. „Das ist ein freies Leben, mein Freund, nur heiraten darfste nicht.“
    Die Straße vor uns breitet sich zu vier Spuren aus und Johnson gibt Gas. Neunzig, zweiundneunzig Meilen/h. Auf der gegenüber liegenden Seite liegt ein zu Schrott gefahrener Truck. Es muss vor kurzem passiert sein, eine Spur ist noch gesperrt. Da bremst er ein bisschen ab, aber nicht wegen dem Unfall, sondern wegen einem Polizeiwagen, der uns entgegenfährt.
    „Die können dich von vorne mitten in der Fahrt blitzen, und das meldet mein Detektor, dann zu spät. Die schalten erst ihren Radar ein, wenn sie schon ganz nahe dran sind.“ Dementsprechend zollt er volle Aufmerksamkeit und wartet ab, ob sie hinter uns dann wenden. Aber nein. Kein Problem. Und wir rasen weiter. Zu dem umgekippten Trucker bemerkt er nur kurz: „Der Kumpel ist bestimmt eingeschlafen... Er wird nie wieder aufwachen. Ja, es gibt welche, die sich immer hetzen lassen. Ich fahre immer nur gut ausgeruht los.“
    Das ist schwer zu übersehen. Er ist richtig gutgelaunt, voller Energie, als wäre er aus einem heroisierten Truckerfilm herausgefahren. Seine linke Hand immer auf dem großen Lenkrad, in der rechten abwechselnd der Gangschalter oder das Mikrofon.
    Ausgedörrte Wiesen rasen uns entgegen, auf denen steht mal hier und da ein Haus mit kleinen Windmühlen... Dann kommen wir an einen großen Abzweig und Johnsons Truck, ein wunderschöner MAC, schmilzt immer kleiner werdender zu einem winzigen Punkt zusammen, als würde ihn der Bohrturm in der Ferne verschlucken.
    Unweit von dem Ort Brenham überlege ich, wie weit es noch nach Memphis Tennessee wäre. Johnson wollte mich bis dorthin mitnehmen. Er meinte, abends um neun ist er schon da. Zehn Stunden, also sechshundert Meilen. Wenn ich mitgefahren wäre, hätte es mir tausend Meilen bis New Orleans bedeutet. Bedauerlich, ich hätte bestimmt eine gute Reise gehabt und eine Menge tolle Geschichten aus seiner Story-Kiste, die er gerade aufgemacht hatte, aufgeschnappt. Aber ich kenne mich, da wär ich bestimmt irgendwo dort hängen geblieben und....
    Schwamm drüber. Die Sonne scheint und ich bleibe hier im Süden. In der einen Hand die Mundharmonika, mit der anderen winke ich den Autos entgegen. Aus einem braunen Chrysler winken sie mir zurück. Ich zeige heftig, dass sie mir nicht Hello winken, sondern anhalten sollen. Schließlich steh ich hier als Anhalter und nicht als Begrüßungskommitee! Und es ist wahr, der Nächste hält prompt an.
    Ben, der blonde Bub und Jacqueline, das vollbusig schwarzhaarige Puppengesicht machen mir Platz hinten neben der Kühlbox und meinen, wenn ich schon an der Quelle sitze, soll ich die Bierdosen nach vorne reichen.
    Junges Pärchen grad mal über die Zwanzig. Trinken Bier und rauchen Gras. Und ich spiele Mundi zu der Musik aus dem Radio. Ben

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