Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
mein entschuldigender Vortrag eben war ein surrealistischer Beitrag mit der Raserei, Tramp, nix Schlaf undso...
Augen auf und es ist früh um sieben. Wir sitzen zum Abschiedsfrühstück ohne Gedichte, es gibt nur handfestes: Tee und Torte. Und eine Stunde später lacht mir schon die aufgehende Sonne ins Gesicht. Unter den Füßen den Highway Nr. 10 bei Orange und in meinem Herz die neue amerikanische Dichtergeneration. Oh würd’ ich jetzt alles geben, um ein einziges Gedicht von ihnen in der Tasche zu haben...
Der Herbst hat gerade mal seinen ersten blattwelkenden Atem in das grüne Laub der Bäume gehaucht und ich stottere mit zehn-zwanzig Meilen Abständen
durch die üppige Landschaft Louisianas
Richtung New Orleans. Bis ich einen längeren Ritt erwische. Die zwei Jungs fahren direkt nach New Orleans.
„Das ist das Richtige“ schwärmen beide. „Party durch die ganze Nacht! Inner ganzen Stadt! Das musst du gesehen ham Mann!“
Charley lässt das Gaspedal kein bisschen vom Boden. Er will schnellsten nach New Orleans, sich vollaufen lassen, eine hübsche Puppe aufreißen und ihr es ordentlich besorgen.
„ ‘Siss einfach Mann, ‘sgibt Haufen Parties und Haufen Puppen. Wenn du Kohle hast, haste alles. Wir schiffen morgen Abend ein, bis da saufen und feten wir. Du findest dufte Puppen sogar ohne Geld. Hehehe.“
Mac, sein Freund und Matrosenkamerad überreicht ihm eine Bierdose. Glu gluglu. Mir bietet er auch eine an. Ich entschuldige mich, mit “jetzt gerade nicht, danke.“ Ich habe kein Verlangen nach längeren Ausflüchten über mein Anderssein. Anders, als ihre Lebensauffassung, wie Mac das mir lachend beibringt; „Sich vollaufen lassen, eine heiße Muschi greifen und rein mit dem dicken Einäugigen, dann Weitersaufen bis morgen früh.“ Die heiße Muschi, die sie greifen, kann mir auch nur leid tun. Aber das ist nicht mein Problem. Arme Burschen, sind total verklärt-verklemmt. Wenn eine richtige Frau sie mal erwischen würde, wüssten sie bestimmt nicht, wohin sie sich retten sollen. Aber lass sie ruhig hier angeben. Blöde herumschwatzen, Bier trinken und fühlen, was für große Kerle sie sind.
An den Bezirkgrenzen lese ich andauernd das Schild mit Parish „Acadia Parish, Lafayette Parish, dann St. Martin Parish“. Hm alles voller Paris hier, denke ich. Aber das heißt einfach Bezirk, County. Ja , Louisiana hat französische Traditionen.
Nach Lafayette steigt unser Highway auf Stelzen vom sumpfigen Boden hoch, so dass wir zwischen den Kronen der Bäume rasen. Rundherum grünwuchernde Pflanzen und Sumpf. Die Straße schlängelt vor uns in den endlosen Wald, bis die Bäume schrumpfen oder die Straße sich noch mehr emporhebt. Auf jeden Fall rollen wir jetzt über deren Köpfen. Dann huschen wir dank einer langgestreckten Brücke über einen mächtigen grünbraunen Wasserstrom. Nanu, das wär schon der Mississippi? Aber Mac meint: „Ühm, ühm, der ist viel größer. Unser Schiff würde hier gar nicht fahren können, ist viel größer. Wir fahren mit’m auf dem Mississippi, hoch ganz nach San` Louis, dann aufm Illinois bis Chicago. Drei Wochen, Tag und Nacht.
Stromaufwärts . Ausladen, einladen, all diese Niggerarbeit. Aber wir müssen’s machen, Weisste. Auf unsrem Schiff ham wa keinen Nigger. Aber soll auch keiner kommn, weil wir den ins Wasser schmeißen.“
„Wieso?“ frage ich völlig überrascht. „Was haste gegen den Schwarzen?“
„Pfujj“ wendet sich Charley zu uns nach hinten, „die stinken!“
„Wieso stinken?“ frage ich.
„Einfach: der Nigger stinkt! Weil er ein TIER ist, nicht Mensch!“
„Weil der Weiße Mann intelligenter ist“, sagt Mac. „Der Nigger ist dümmer als ein Hund.“
„Aber “, ich versuche nicht locker zu lassen „was ist mit den Schwarzen Wissenschaftlern? Oder Jimi Hendrix? Magst du etwa Jimi Hendrix nicht?“
„Doch, doch, aber Musik ist was anderes! Die Kassetten stinken nicht. Aber drei Wochen würd ich nicht mit’m Nigger auf einem Schiff aushalten“ meint Charley und auf seinem bierverzerrtem Gesicht sitzt ein Ekel.
Mac ergänzt: „Weil der Nigger STINKT! Du musst es mir glauben!“
Schluss , Basta, ich will mit ihnen nicht streiten. Denn der Nigger ist dafür gemacht worden, um den Weißen zu unterhalten und die Dreckarbeit zu erledigen. Ich aber bin ein Weißer und soll die „stinkenkenden Nigger“ nicht verteidigen. Oder bin ich etwa so ein Niggerlecker? Eigentlich spielt das hier keine Rolle, ich kann bei
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